Kultur | Kommentar

VivaBolzano

Und er hat es schon wieder getan. Er versucht ein Problem zu lösen, das es gar nicht gibt und vom dem nur er weiß.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Altstadt von Bozen
Foto: Altstadt von Bozen

Text: Thomas Huck

In Zusammenarbeit mit der Architekturstiftung Südtirol / in collaborazione con la Fondazione Architettura Alto Adige.

 

Eines muss man ihm lassen, er denkt groß und überspannt gern mal den Bogen. Während Bozen einen neuen Standort für das neue Ötzi Museum sucht, präsentiert er nicht nur diesen, nein, auch einen neuen Standort für das Naturkundemuseum gibt es gratis dazu. Und wieder versucht er uns einzureden, dass wir ein Problem haben, von dem wir nichts wussten und das nur er lösen kann.

 

„Die Mieterstruktur setzt sich aus dem Besatz verschiedener klein- und großteiliger Anbieter sowie aus einem oder mehreren Magneten zusammen“

 

Eine Stadt funktioniert eigentlich wie ein Einkaufszentrum und damit kennt er sich aus, immerhin hat er uns ein solches ja schon „geschenkt“. Es braucht einen Magneten, einen Anziehungspunkt, am besten zwei gegenüberliegende, deren Magnetfeld die Leute dazwischen gefangenhält. In einem Einkaufszentrum ist das meist ein großes Lebensmittelgeschäft und/oder ein Elektrogeschäft, welches die Besucherfrequenz erzeugt und dazwischen ordnet man die anderen Geschäfte an. In der Mitte befindet sich der Haupteingang. Ein kleiner Organismus von dem alle profitieren: die Magneten, die Mieter und vor allem der Besitzer des Einkaufszentrums.

 

 

 

Bozen funktioniert eigentlich gleich, die Altstadt ist ja nichts anderes als ein großes Einkaufszentrum. In der Mitte befinden sich der Waltherplatz mit dem Hauptbahnhof und bis vor kurzem auch noch der Busbahnhof (†2020), von ihm aus gelangt man durch die Einkaufsstraßen und -gassen auf beiden Seiten zu den großen Besuchermagneten von Bozen. Auf der einen Seite das Ötzimuseum und auf der anderen Seite das Naturkundemuseum. Während sich die Besucherströme auf ihren Weg zu den Museen machen, durchströmen sie die kleinen Geschäfte und Lokale als Kundschaft. Auch hier ein kleiner Organismus von dem alle profitieren, die Museen als Magneten, die lokalen Geschäfte als Mieter und die Bozner als „Besitzer“ der Stadt.

 

 

 

Jetzt ist es natürlich blöd, wenn man ein Einkaufszentrum baut, welches nicht auf dieser Achse liegt und man nicht von diesem Organismus profitiert. Dann muss man natürlich mit aller Kraft versuchen, einen Magneten auf seine Seite zu bekommen. Am besten auf einen Hügel, welcher nur mit einer Seilbahn vom eigenen Einkaufszentrum aus erreichbar ist. Wie in einem innerstädtischen Kaufhaus, wo sich der Magnet meist im letzten Obergeschoss befindet, damit man ihn nicht mit anderen entlang der Straße teilen muss.

Man könnte natürlich einwenden, das ein Einkaufszentrum an sich schon ein solcher Magnet sei. Das scheint aber nicht mal der Besitzer selbst zu glauben, so dringend wie er nach diesem neuen Magneten giert.

Aber wenn man schon das Magnetfeld von Bozen umpolt, warum nur einseitig? Würden sich beide Bozner Anziehungspunkte auf dem eignen, privaten Hügel befinden wäre dieses Magnetfeld nicht nur das stärkste, sondern auch das einzige der Stadt.

Wenn es also nicht unser Ziel ist, ein lockdown-leeres Bozen für immer zu etablieren, sollten wir den Sommerschlussverkauf von Bozen stoppen.

Daher sage ich:

"Viva Bozen"