Umwelt | Fake News der Bauern

Glyphosat gesünder als Tee und Kaffee

Mit Steuergeldern finanziert drückt das SVP-dominierte Landwirtschaftsressort den Südtirolern ihre Weisheit über die angebliche Un-Giftigkeit von Glyphosat auf.
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Foto: jaeger

Achtung LeserIn, nicht mehr Kiffen oder Rauchen, Tee oder Kaffee trinken, und schon gar nicht Zähneputzen, die Titten vergrößern, Kartoffel, Tomaten oder Bio-Obst essen! Nur noch Glyphosat schlürfen und einatmen. Das ist eine Essenz der heute allen "Dolomiten" beigelegten Farbbroschüre "Südtirol - Der Obstgarten Europas". Finanziert ist das Alles mit deinen Geldern, LeserIn, verantwortlich für die neueste Weisheit im Land ist das SVP-dominierte Ressort für Land- und Forstwirtschaft, Bevölkerungsschutz und Gemeinden. Oberster Kopf dieses Ressorts ist der bei den Wahlen mit 10.000 Stimmen-Verlust abgewatschte Wolfschreier Arnold Schuler. Sein Amtsdirektor ist Klaus Unterweger.

Anderswo ist es umgekehrt, man/frau trinken lieber Kaffee als Glyphosat: Der US-Konzern Monsanto war im August von einem Geschworenengericht in San Francisco zu einer Strafzahlung von umgerechnet 251 Millionen Euro verurteilt worden. Die Laienrichter begründeten das Urteil vor allem damit, dass der Hersteller nicht ausreichend vor dem Gesundheitsrisiko durch den Wirkstoff Glyphosat  gewarnt und die Risiken verschleiert hat. Dewayne Johnson hatte als Platzwart einer Schule jahrelang mit Monsanto-Mitteln hantiert. Er ist unheilbar an Lymphdrüsenkrebs erkrankt. Jetzt hat er sich mit Monsanto, eine Bayer-Tochter, auf 78 Millionen Dollar Schadenersatz geeinigt. 8700 weitere Klagen sind in den USA gegen Monsanto anhängig - wegen Glyphosat. 

Aber bei uns in Südtirol ist die Welt in Ordnung. Die Wahlen sind vorüber, der dem Stimmenfang geschuldet, teilkonvertierte Biobauer Schuler und seine SVP sitzen trotz herber Verluste wieder am Schalthebel der Macht. Glyphosat ist daher fast so gesund wie Wasser, Zucker oder Vitamin C, gleich gesund wie Backpulver und Tafelsalz, und allemal weniger giftig als Schwarztee, Kaffee, Gras, Kartoffeln und Tomaten. Und Zahnpasta.

Aber da man einen Esel auch Wähler nennen kann, wundert es nicht, wenn sich die Wähler nach den Wahlen immer wieder auf’s Neue über farbige Broschüren aus dem “Obstgarten Europas” freuen. Post vom Paradies.