Umwelt | Wasserkraft

„Irreführende Aussagen“

Fischereiverband und Energieverband liefern sich einen Schlagabtausch über eine Aussendung der EURAC. Was SEV-Generaldirektor Rudi Rienzner sagt.
rudi_rienzner.jpeg
Foto: SEV
„Die Wasserkraft ist nicht Teil des Klimaproblems – sondern der Lösung“, kontert der Südtiroler Energieverband SEV auf eine Pressemitteilung des Fischereiverbandes (LFVS). Wie berichtet hat Markus Heiss, Präsident des Fischereiverbandes, nicht nur eine Aussendung der EURAC heftig kritisiert, sondern auch die anschließenden Berichte in der Presse.
Gegenstand der Presseaussendung der EURAC waren die Untersuchungen der Gewässerökologie im Saldurbach (Matschertal) und eine Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte. Eine Kernaussage lautete beispielsweise, dass der Bau eines Kleinkraftwerkes keine Auswirkungen auf Makroinvertebraten, wirbellose Kleinlebewesen, in diesem Gewässer zur Folge hatte. 
 
 
 
Heiss stieß sich vor allem an einer Aussage des Hauptautors der Studie, Alberto Scotti, und zwar, dass der Grund, weshalb kein ökologischer Schaden festzustellen war, auch an den Eigenschaften des Saldurbaches im untersuchten oberen Abschnitt liege: Dort leben nämlich keine Fische. Ausgerechnet diesem Faktor sei nur unzureichend Raum gegeben worden, kritisierte der LFVS. Schließlich sei die Abwesenheit der Fischfauna ausschlaggebend für das Ergebnis der Studie. Weiters wurden Aussagen der EURAC-Presseaussendung kritisiert, wonach der Ausbau der Kleinwasserkraft mit dem Erreichen der Klimaziele von Paris in Verbindung gebracht würden. Irreführend und im Prinzip reines Greenwashing, so das Urteil des Fischereiverbandes.
 
 
 
„Ohne den Ausbau der Wasserkraft ist eine erfolgreiche Klimapolitik nicht realisierbar“, erklärt der Energieverband seinerseits und reagiert damit auf die Stellungnahme des LFVS-Präsidenten Markus Heiss.Nicht die Studie der EURAC, die wir ausdrücklich begrüßen, und die Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse seien irreführend, sondern die Aussagen des Fischereiverbands“, sagt dazu SEV-Generaldirektor Rudi Rienzner und betont: „Es kann doch nicht sein, dass man eine seriöse wissenschaftliche Arbeit mit Füßen tritt, nur weil einem die Ergebnisse nicht passen.“
 
Es kann doch nicht sein, dass man eine seriöse wissenschaftliche Arbeit mit Füßen tritt, nur weil einem die Ergebnisse nicht passen.
 
Selbstverständlich sei die Wasserkraft ein Schlüsselelement zur Lösung des Klimaproblems, unterstreicht Rienzner. Das würden alleine schon die aktuellen Zahlen belegen: Die Wasserkraft produziert ein Sechstel der weltweit bereitgestellten elektrischen Energie und damit mehr als alle anderen erneuerbaren Energieträger zusammen. In Italien ist die Wasserkraft die wichtigste „grüne“ Energiequelle und in Südtirol liefert die Wasserkraft knapp 90 Prozent der erzeugten elektrischen Energie.
„Klimapolitik muss lokal geplant und mit der Bevölkerung umgesetzt werden. Das gilt auch für die Wasserkraft“, so Rienzner, der erklärt, dass gerade die Kleinwasserkraftwerke zur Bildung von lokalen Wirtschaftskreisläufen beitragen und die Dorf- und Talgemeinschaften stärken würden. „Wasserkraft und Gewässerschutz sind übrigens kein Gegensatz: Ein umweltschonender und technisch innovativer Ausbau der Wasserkraft sowie die Optimierung bestehender Anlagen sind auch in Südtirol möglich. Die Wasserkraft ist nicht Teil des Klimaproblems – sondern der Lösung“, ist der SEV-Generaldirektor überzeugt.