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Und wer wohnt nebenan?

Menschen in Stadt und Dorf leben immer öfter neben- anstatt miteinander. Das Projekt Nachbarschaft Bern bemüht sich, neue Verbindungen zu knüpfen.
Nachbarschaft Bern
Foto: Nachbarschaft Bern

Wie oft hätte man selbst jemanden gebraucht, der einem im Urlaub die Blumen gießt? Und wie oft laufen wir an jemandem vorbei, der Hilfe bräuchte, und wissen es nicht? Die Initiative Nachbarschaft Bern versucht Menschen, die Unterstützung brauchen, und jene, die sie bieten können, im Umkreis von 15 Gehminuten miteinander zu vernetzen. Die Anfragen sind dabei ganz unterschiedlich: “Es gibt Menschen, die Unterstützung beim Deutschlernen brauchen und andere, die jemanden zum Einkaufen oder Spazierengehen suchen”, erklärt Simone Stirnimann, die die Nachbarschaftshilfe zusammen mit zwei weiteren Personen koordiniert.

 

Begonnen hat das Ganze als Initiative der Stadt Bern, um ältere Menschen vor der Vereinsamung in der Stadt zu bewahren. Schon bald wurde aber klar, dass jene, die Unterstützung brauchen, Kontakte knüpfen oder selbst Menschen in der Nachbarschaft unterstützen möchten, in allen Altersklassen und Milieus angesiedelt sind. “Neben älteren Menschen kommen vor allem auch Menschen mit Migrationshintergrund auf uns zu”, meint Stirnimann. “Viele haben noch kein Netzwerk, auf das sie sich stützen können oder möchten ganz einfach ihre Deutschkenntnisse verbessern. Aber auch Anfragen fürs Blumengießen oder Katzenfüttern finden bei uns Platz!”

So wie die Hilfesuchenden wenden sich auch die Freiwilligen direkt an die Koordinationsstelle. Auf der Grundlage eines persönlichen Gesprächs werden sie dort mit den passenden Personen in Verbindung gebracht und für eine Zeit lang durch die Koordinationsstelle begleitet. “Wenn es Fragen gibt oder man mit einer anderen Person zusammengebracht werden möchte, kann man sich immer an uns wenden”, so Stirnimann.

 

Meist funktionierten die Matches aber ganz gut, aus einigen entwickeln sich regelrechte Freundschaften. “Eine ältere Dame hatte sich an uns gewandt, weil sie Unterstützung beim Einkaufen brauchte; aus den Einkäufen wurden irgendwann gemeinsame Abendessen und aus den Abendessen gemeinsame Arztbesuche. Die Frau wurde für die letzten drei Jahre ihres Lebens ein Teil der Familie”, freut sich Stirnimann.

 

No Match Available

 

Es ist aber nicht immer einfach, ein passendes Match zu finden, auch deshalb, weil nicht immer genügend Freiwillige zur Verfügung stehen. "Während wir anfangs beinahe zu viele Freiwillige hatten, hat sich die Situation mittlerweile gedreht", so Stirnimann. "Einerseits hat sich das Projekt herumgesprochen - immer mehr Hilfesuchende wenden sich an uns. Andererseits sind mit der Pandemie auch die Hemmschwellen, um Unterstützung zu bitten, gefallen."

Matching-Schwierigkeiten ergeben sich aber auch, weil die einzelnen Quartiere sehr unterschiedliche demografische Eigenschaften aufweisen. “Es gibt in Bern einige Quartiere, wo eher jüngere Menschen mit vielen Ressourcen leben. Dort gibt es dann eine ganze Menge Freiwillige, aber nur wenige, die Unterstützung benötigen. In anderen Vierteln überwiegen hingegen jene, die Unterstützung suchen. "Durch den Nachbarschaftsradius von 15 Gehminuten sind wir hier manchmal etwas eingeschränkt”, so Stirnimann. 

Gleichzeitig sieht Stirnimann aber genau in dieser engmaschigen Vernetzung die Stärke des Projekts: “Es sind keine langen Anfahrten oder komplizierte Umwege nötig, um sich zu treffen. Und wir tragen etwas dazu bei, die Menschen im Quartier zusammenzubringen.”