Politik | Coronamaßnahmen

“Seid achtsam”

Das Land kündigt neue Kontrollen an und besinnt die Bevölkerung, sich an die Abstands- und Hygieneregeln zu halten. „Anspruchsdenken der Leute verwundert manchmal.“
Arno Kompatscher
Foto: ASP/Fabio Brucculeri

Auf der heutigen Pressekonferenz der Landesregierung gab sich Arno Kompatscher wie ein Lehrer, der seinem unartigen Klassenzimmer eine Standpauke hällt: „Wir stellen fest, dass sich die Leute generell zu wenig an die Abstands- und Hygieneregeln halten,“ begann der Landeshauptmann. Gleichzeitig fasste sich Kompatscher auch an die eigene Nase, mit Bezug auf das Foto, das am Wochenende in den Medien kursierte: Darauf waren Kompatscher und der deutsche Bundespräsident Frank Walter Steinmeier ohne Maske doch nahe beieinander abgebildet. "Ich selbst habe mich nicht in jedem Fall vorbildlich verhandeln", gibt der Landeshauptmann zu. "Das war eine Unachtsamkeit von mir".

Zwar sei die Situation im Land unter Kontrolle, beruhigte Kompatscher, denn die kleineren Infektionsherden konnten bisher alle rasch eingegrenzt werden. Dennoch gäbe es zurzeit ein erhöhtes Infektionsrisiko, aufgrund des verstärkten internationalen Personenverkehrs und der Neuöffnung der Wirtschaft: „Wir haben die meisten wirtschaftlichen Aktivitäten wieder aufgenommen, und auch der Tourismus läuft,“ sagte Kompatscher. „Gleichzeitig bedeutet das: es gibt wieder mehr Menschen im Land. Nicht nur Touristen, sondern auch jene, die aus Arbeitsgründen zu uns kommen und Urlauber, die aus dem Ausland zurückkommen.“ 

Wir stellen fest, dass sich die Leute generell zu wenig an die Abstands- und Hygieneregeln halten

Kompatscher begrüßte daher die besonderen Regelungen, die einige Gemeinden in den letzten Tagen in Orten ergriffen haben, wo es besonders große Menschenansammlungen gibt. „Bereits in der Landesregelung vom Mai war vorgesehen, dass Gemeinden bestimmte Hotspots ausfindig machen sollen, um für diese Bereiche restriktivere Regeln einzuführen,“ unterstrich Kompatscher. 

Um zu vermeiden, dass es im Herbst zu erneuten Einschränkungen kommt, will nun auch das Land Schritte ergreifen. „Es handelt sich hier um keine revolutionäre Verschärfung“, präzisiert Kompatscher, „sondern es gilt, sich darauf zu besinnen, welche Regeln gelten.“ Anhand von drei Schritten will die Regierung den Leuten bei der Besinnung auf die Sprünge helfen. 

Der Unterricht kann nicht zu 100 Prozent wieder normal aufgenommen werden. Wir befinden uns immer noch in einer Außnahmesituation

Das Land will zum einen nochmals an die Eigenverantwortung der Gesellschaft appellieren, sich an die Hygienevorschriften zu halten und Massenansammlungen zu vermeiden. Das gelte auch für das Tragen der Masken, welches immer dann angebracht sei, wenn der nötige Abstand nicht eingehalten werden könne. „Ich trage, wenn ich durch die Museumsstraße jogge, auch eine Maske“, gab sich Kompatscher vorbildlich.

Als zweiten Schritt kündigte der Landeshauptmann verstärkte Kontrollen an. „Es hat Meldungen aus einigen Tanzlokalen gegeben, wo die Distanzen lockerer gesehen werden,“ rügte Komptascher. Am morgigen Mittwoch (12. August) werden daher auf einer Sitzung mit dem Regierungskommissariat und den Ordnungskräften diskutiert, an welchen Orten vermehrt Kontrollen eingeführt werden. Dasselbe gelte für Almen. „In der Höhe gibt es anscheinend weniger Bewusstsein für Regeln,“ so Kompatscher.  Verstärkte Kontrollen der Forstwache seien auf den Bergen und Almhütten bereits im Gange.

Entgegen der unterschiedlichen Interpretationen: Mitarbeiter von Geschäften und Gastbetrieben müssen immer chirurgische Masken tragen, sobald sie sich den Leuten nähern

Zuletzt hat die Landesregierung noch einige Präzisierungen bezüglich Regeln beschlossen, bei denen es noch Verwirrung und unterschiedliche Interpretationen gibt. So etwa die Maskenpflicht in Gastbetrieben und Geschäften: „Mitarbeiter von Geschäften und Gastbetrieben müssen immer chirurgische Masken tragen, sobald sie sich den Leuten nähern“, klärte Kompatscher. Diese Präszisierung der Anlage A zum Beschluss der Landesregierung werde am Donnerstag nochmal formal festgehalten.

Zum Schluss hat Kompatscher noch positive Worte in seiner Ansprache übrig: „Wir sind bisher mit dem Südtiroler Weg gut gefahren!“ Das belegten sowohl wirtschafliche Zahlen als auch die Anzahl epidemologischer Fälle, freut sich Kompatscher. Dennoch:  „Seit weiterhin achtsam“, so Lehrer Arno.

Zur Sprache kam auch das Thema Schule im Herbst. Der Unterricht könne zwar nicht zu 100 Prozent wieder normal aufgenommen werden, jedoch arbeite man daran, einen möglichst normalen Schulbetrieb zu garantieren. Für diejenigen, die fordern, das neue Schuljahr ganz normal zu gestalten, als sei nichts gewesen, zeigt der Landeshauptmann wenig Verständnis: „Wir haben in diesem Land mittlerweile ein Anspruchsdenken entwickelt, das mich manchmal schon verwundert.“ Am Ende, so Kompatscher, befänden wir uns immer noch in einer Außnahmesituation.

 

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Othmar Ladurner So., 16.08.2020 - 11:53

Herr Landeshauptmann hat scheinbar noch immer nicht verstanden, dass Masken vor Viren nicht schützen.Sie schützen vor Bakterien welche im etliches größer sind als Viren.Daher sind seine Äußerungen Masken gegenüber totaler Humbug.

So., 16.08.2020 - 11:53 Permalink
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Arne Saknussemm Di., 25.08.2020 - 15:49

Liebe Frau Tappeiner, man kann SICH zwar besinnen nicht aber JEMANDEN besinnen! Man kann auch keinem Klassenzimmer eine Standpauke halten, sondern eventuell den Schülern darin, ebenso kann man nicht MIT einem Weg fahren sondern höchstens AUF einem solchen .. u.s.w.
Nach dem Lesen ihres Artikels muß ich leider feststellen, daß die Deutsche Sprache nicht gerade ihre Stärke ist. Ich hoffe, daß sie nicht jene Julia Tappeiner sind, die bei RAI Südtirol arbeitet. Falls ja, sollten sie darüber nachdenken Beruf zu wechseln.

Di., 25.08.2020 - 15:49 Permalink