Gesellschaft | Bozen

“Ich habe das nicht gemacht”

Der Verkehrsexperte Will Hüsler hat den Abriss der Negrelli-Halle im Rahmen der Verlegung des Busbahnhofs eingeplant. Was sagt er zur Forderung, die Hallle zu erhalten?
Willi Hüsler
Foto: web

salto.bz: Herr Hüsler, vergangene Woche haben die Befürworter des Erhalts der historischen Negrelli-Halle auf dem Areal des provisorischen Busbahnhofs in der Bozner Rittnerstraße mehrmals darauf hingewiesen, dass auch Willi Hüsler für den Erhalt der Halle sei. Ist das so?
Willi Hüsler: Ich habe dazu keine Stellung genommen und hatte auch keinen Auftrag, dazu Stellung zu nehmen – das ist auch nicht mein Fachbereich. Ich bin Verkehrsingenieur. Die Erhaltenswürdigkeit einer solchen Halle ist wirklich nicht mein Fachgebiet.

Von Ihnen stammt ja das ursprüngliche Projekt zur Verlegung des Busbahnhofs samt Abriss der Negrelli-Halle?
Als wir die Machbarkeitsstudie zur Verlegung des Busbahnhofs gemacht haben, hat uns die Stadt Bozen gesagt, dass die Halle ohnehin wegkommt. Entsprechend haben wir geschaut, ob wir den Busbahnhof dort unterkriegen und aufgezeigt, wie das geht. Daraufhin ist der Wunsch zum Erhalt laut geworden. Berechtigt oder unberechtigt – zu dieser Frage habe ich nie Stellung bezogen.

Können Sie nachvollziehen, dass dieser Wunsch besteht?
Das sind ganz ganz wichtige städtebauliche Fragen, über die jene entscheiden müssen, die sich mit der Erhaltenswürdigkeit und den ganzen Neubauprojekten insgesamt beschäftigen. Wir haben einzig zum Provisorium des Busbahnhofes etwas gemacht. Wenn ich Bürger von Bozen wäre, würde ich vielleicht auch mehr Herzblut aufbringen. Aber ich bin relativ weit weg und kann das eigentlich so nicht beurteilen.

Wenn man die Halle stehen lassen, will, muss man sie in den Busbahnhof mit einbeziehen.

Bereits im Juni dieses Jahres als die Aktion ins Rollen gekommen ist, wurde Ihr Name genannt. Sie seien einer jener Experten, mit denen ein Alternativvorschlag zum Abriss ausgearbeitet werde. Die Ankündigung des Kuratoriums für technische Kulturgüter war nicht korrekt?
Nein, ganz korrekt war das sicherlich nicht. Es waren Studierende, die an einem Vorschlag gearbeitet haben.

Sie selbst haben keinen Alternativvorschlag ausgearbeitet?
Nein. Weder hatte ich einen Auftrag dazu, noch bin ich aus eigenem Engagement tätig geworden. Das wäre mir auch zu widersprüchlich: Ich kann natürlich nicht ein Gutachten gegen eine Arbeit erstellen, die wir selbst gemacht haben.

Wie erklären Sie sich, dass Sie als Promoter eines Vorschlags präsentiert werden, mit dem Sie gar nichts zu tun haben?
Ich weiß ja nicht genau, was vom Kuratorium erklärt wurde. Vielleicht hat man das ein bisschen indirekter gesagt und die Journalisten haben es dann zugespitzt? Ich denke, wenn Sie die Frau Mitterer in derselben Weise wie Sie mich klar gefragt haben, fragen würden, ob ich dieses Projekt gemacht habe, würde sie nicht sagen, ich hätte es gemacht.

Wenn uns die Stadt den Auftrag gäbe, das Projekt dieser Gruppe zu überprüfen, würden wir das selbstverständlich machen.

Sie kennen Wittfrida Mitterer, die Vorsitzende des Kuratoriums für technische Kulturgüter?
Natürlich kenne ich sie. Sie war es auch, die, die mich zu einem Treffen mit den Studierenden eingeladen hat. Ich habe die Gruppe ein Mal getroffen.

Sie haben also doch mit dem Projekt zu tun?
Was ich getan habe, war einzig den Studierenden etwas zu helfen. Ich bin ja selbst Universitätsprofessor und habe ihnen – wie ich es mit meinen Studierenden auch mache – die fachlich korrekte Grundlage für ihre Arbeit gegeben. Ich habe gleich gemerkt, dass sie vorher wahrscheinlich noch wenig Berührung mit solchen Fragen gehabt haben und relativ hilflos waren. Sie haben etwas vorgelegt, dass in jener Form sicher nicht geht. Aber sie haben sich sehr Mühe gegeben.

Ihre Rolle war eine rein beratende, für die Studierenden, die den Alternativvorschlag ausgearbeitet haben?
Jawohl.

Ich habe nie an einem Alternativprojekt gearbeitet und auch nie Stellung dazu genommen, ob diese Halle erhaltenswert ist oder nicht.

Was haben Sie den Studierenden geraten?
Ich habe ihnen gesagt, dass, wenn sie da irgendetwas machen wollen, das eine Chance auf Realisierung hat, müsste dieses Projekt genau dieselben Bedingungen erfüllen wie das ursprüngliche.

Die da wären?
Wenn man die Halle stehen lassen, will, muss man sie in den Busbahnhof mit einbeziehen. Ansonsten geht es ganz sicher nicht. Es müsste die gleiche Anzahl an Bussen auf die gleiche Art bewältigt werden können.

Haben Sie das fertige Projekt der Studierenden zu Gesicht bekomen?
Die Frau Mitterer hat es mir geschickt. Aber ich habe die E-Mail bisher noch nicht einmal geöffnet, weil ich gesagt habe, das hat mit mir nichts zu tun.

Ist das Thema für Sie damit abgehakt?
Mein Auftraggeber ist die Stadt Bozen, für die ich immer wieder Beratungen durchführe. Ich habe immer gesagt, wenn uns die Stadt den Auftrag gäbe, das Projekt dieser Gruppe zu überprüfen, würden wir das selbstverständlich machen. Sollte die Stadt nun sagen, wir sind interessiert, diese Halle zu erhalten, würde ich mir das natürlich anschauen. Das könnte man schon machen – aber nicht andersrum.