Gesellschaft | Biolandwirtschaft

Bioland Deutschland wird 50!

Wie aus einer kleinen Bewegung der größte Bio-Anbauverband in Deutschland und Südtirol wurde.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Biolandhof Butendiek
Foto: Sonja Herpich

Was 1971 mit zwölf Personen begann, hat sich zum größten Bio-Anbauverband in Deutschland und Südtirol entwickelt: Bioland. In diesem Jahr feiert der Verband, in dem sich mittlerweile rund 10.000 Betriebe zusammengeschlossen haben, seinen 50. Geburtstag. Zeit für eine kleine Reise in die Vergangenheit, aber auch für einen Blick in die Zukunft.

Durch die Verknüpfung von Bio und Regionalität steht der Verband für einen echten Wandel vor der Haustür.

Seit Tag eins – dem 25. April 1971 – arbeitet Bioland mit einem ganzheitlichen Ansatz vom Acker bis zum Teller. Die Mitglieder, Marktpartner und Mitarbeiter*innen setzen sich auf vielen Ebenen für die Anliegen des Ökolandbaus und den Erhalt unserer Lebensgrundlagen ein: von Leistungen für das Klima über den Erhalt der Artenvielfalt bis zum Tierschutz. Und zwar nicht irgendwo: Durch die Verknüpfung von Bio und Regionalität steht der Verband wie kein zweiter für einen echten Wandel direkt vor der Haustür. Wer Bioland-Produkte kauft, sagt Nein zu Gentechnik, industrieller Tierhaltung, chemisch-synthetischen Stickstoff-Düngern und Pflanzenschutzmitteln. Denn die Bioland-Bäuerinnen und Bauern und ihre Partner aus Lebensmittelhandwerk und -herstellung wirtschaften nach strengen Vorgaben. Als erster Verband hat Bioland Richtlinien und Kontrollverfahren etabliert, die weit über den gesetzlichen Mindeststandard für Bio-Lebensmittel hinausgehen. Sie haben vielmehr den Weg für die EU-Öko-Verordnung geebnet, sorgen für Transparenz und Sicherheit bei der Kundschaft.

Schweizer Pioniere und Bauern aus Süddeutschland: Anfänge bereits vor 1971

Seinen Anfang nimmt die Geschichte von Bioland genau genommen schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Damals gründete der Agrarpolitiker Dr. Hans Müller die Bauernheimatbewegung in der Schweiz. Die heimische Landwirtschaft befand sich zu jenem Zeitpunkt im Umbruch, weg von der traditionellen hin zu einer von der Industrie abhängigen Wirtschaftsweise. Mit möglichst geschlossenen Betriebskreisläufen wollte Dr. Müller die Existenz der Bauern sichern. Das heißt zum Beispiel: Kompost aus eigenen Pflanzen als Dünger nutzen und Tiere mit hofeigenem Futter ernähren. So wollte er ihre Unabhängigkeit sichern. Sie hatte höchste Priorität. Aus dieser Idee heraus entwickelte er zusammen mit seiner Frau Maria und dem deutschen Arzt Dr. Hans Peter Rusch in den folgenden Jahren die Grundlagen des organisch-biologischen Landbaus.

 

 

Diese Ideen fanden auch in Deutschland Anklang. Bereits in den 50er-Jahren hatten aufgeschlossene Bäuerinnen und Bauern aus Süddeutschland den Kontakt zu der innovativen Gruppe aus der Schweiz geknüpft. Um die neuen Ideen besser umsetzen und die gemeinsamen Interessen optimal vertreten zu können, gründeten sie 1971 den „bio gemüse e.V.“ - den Vorläufer von Bioland. Zehn Jahre später hatte der Verein bereits 200 Mitglieder. So nahm die Geschichte von Bioland ihren Lauf. 

Vieles frühzeitig in die Hand genommen und gerne grün hinter den Ohren

Bis heute haben sich rund 8500 Mitglieder aus der Landwirtschaft dem Verband angeschlossen. Dazu zählen Winzerinnen, Imker, Gemüsebauern, Viehhalterinnen und viele mehr. Hinzu kommen mehr als 1300 Marktpartner aus Handel, Herstellung und der Gastronomie. Sie alle erzeugen nach den strengen Bioland-Richtlinien wertvolle Produkte, die daher das markante Markenzeichen, das grüne Quadrat mit dem weißen Schriftzug, tragen dürfen. Um die Werte des Verbands auch weit über die Weiden, Felder und Äcker hinauszutragen, ist Bioland das politische Sprachrohr seiner Mitglieder und Marktpartner und engagiert sich in übergeordneten Gremien – regional, national und international. An vielen Stellen arbeitet Bioland daran, die ökologische Landwirtschaft voranzubringen – auch mithilfe einer eigenen Abteilung für Forschung und Entwicklung und mit der Unterstützung der Bioland Stiftung. Doch auch nach 50 Jahren bleibt Bioland im besten Sinne des Wortes grün hinter den Ohren. Denn noch immer entwickelt sich der Verband stetig weiter: Sei es bei der Gründung einer eigenen Jugendbewegung 2013 oder bei der Entwicklung eines neuen Gastronomie-Konzeptes 2018. Ganz aktuell treten in diesem Jahr neue Richtlinien zur Biodiversität in Kraft. Die ersten umfassenden ihrer Art – für eine bunte und vielfältige Heimat! "Bioland hat vieles frühzeitig und als erstes in die Hand genommen“, so Jan Plagge. „Mit unserer Arbeit wollen wir die Bio-Branche und die Menschen darüber hinaus zum Umdenken und Handeln motivieren. Es geht um nicht weniger als die Zukunft unseres Planeten.“

 

Auch Bioland Südtirol hat Grund zum feiern: 30 Jahre alt wird der Verband, der erst vor kurzem in eine Genossenschaft umgewandelt wurde und den neuen Geschäftssitz in Lana bezogen hat. Dort wird ein neues Bio-Kompetenzzentrum entstehen, das bald vorgestellt wird. Mit dabei sind Biokistl, die Vermarktungsgenossenschaft Bio Alto, Bio*Beef und die Kontrollstelle Abcert.