Gesellschaft | Kindergarten

„Zumutung für die Familien“

Kinder, die im Jänner und Februar geboren sind, sollen nicht mehr im dritten Lebensjahr in den Kindergarten kommen. Eine Elterninitiative läuft dagegen Sturm.
Kindergartenkinder
Foto: Pixabay
Die Initiativgruppe hat einen bezeichnenden Namen: „MeinKindMussDraußenBleiben“.
Man lässt uns im Regen stehen, ohne auf die Kinder, die Kosten und Familienplanungen Rücksicht zu nehmen“, schreiben Petra Kerschbaumer, Sabine Conte, Karmen Kammerlander, Thea Haller und Irene Conte in einer Pressemitteilung.
Die Mütter appellieren damit an die Abgeordneten des Südtiroler Landtages. Denn im Landtag soll heute eine Gesetzesänderung behandelt werden, die seit Wochen die Wogen hochgehen lässt.
Laut Bestimmungen kommen Kinder mit drei Jahren in den Kindergarten. Bisher ist es Usus, dass aber auch Kinder, die im Jänner oder Februar des Anschlussjahres drei Jahre alt werden, bereits im Herbst den Kindergarten besuchen dürfen. Damit verlieren sie in der gesamten Schullaufbahn nicht ein Jahr.
Weil Südtirols Kindergärten überlastet sind und das Kindergartenpersonal seit langem über die unhaltbaren Zustände klagt, hat sich die Politik entschlossen, diese Regelung zu ändern. Im Landtag liegt ein Gesetzentwurf auf, der unter anderem vorsieht, dass Kinder, die im Jänner oder Februar geboren sind, erst im jenem Jahr in den Kindergarten eingeschrieben werden können. Es ist eine Maßnahme, die zur Entlastung des Kindergartenpersonals beitragen soll. Die Neuregelung soll im Schuljahr 2020/21 greifen. Doch dagegen läuft jetzt die Elterninitiative Sturm.
 

Der Protest

 
Anstatt dem Personal mit guten Verträgen und der gebührenden Wertschätzung zu begegnen, um dem Notstand entgegenzuwirken, wird einfach von jetzt auf morgen die Kinderzahl reduziert“, ist die Sprecherin der Initiative Petra Kerschbaumer von der Denk- und Vorgehensweise der Politik entsetzt. Laut der Elterngruppe sind landesweit rund 400 Kleinkinder von dieser Neuregelung betroffen. „Mütter und Eltern haben sich organisiert, um ins Berufsleben zurückzukehren und stehen jetzt ohne Kindergartenplatz da“, argumentieren die Betroffenen.
 
 
Die meisten der 400 Kinder würden damit zusätzlich 9 bis 12 Monate einen Platz in der Kleinkindbetreuung brauchen. Doch es mangle schon jetzt an Tagesmüttern und Kitaplätzen. Zudem würden für die Familien dadurch 5mal höhere Kosten anfallen. Ein Kindergartenbesuch koste im Monat im Schnitt um die 75 Euro. 25 Stunden Kita wöchenlich kosten aber rund im Vergleich dazu monatlich 365 Euro. Die Mütter sprechen deshalb von einer unzumutbare Mehrbelastung:  „Ab dem Alter von 3 Jahren wird kein staatlicher Kitabonus mehr bezahlt und wir hätten fünfmal höher Kosten zu schultern“.
Die Initiativgruppe „MeinKindMussDraußenBleiben“ appelliert deshalb an den Landtag dieser Neuregelung nicht zuzustimmen. „Der Ausschluss ist eine Zumutung, die wir nicht hinnehmen wollen und viele auch nicht können“, heißt es in der Presseaussendung,
Das Mindeste sei aber ein Aufschub der Regelung, um Eltern und Strukturen die Möglichkeit zu geben, sich familiär und beruflich danach zu richten.