Politik | Covid 19

Schnelle Spürhunde

Der Sanitätsbetrieb hat jetzt 150.000 Euro für ein Forschungsprojekt für den Covid-19-Einsatz von Spürhunden vergeben. Franz Ploner kritisiert dieses Vorhaben.
Corona Hunde
Foto: upi
Das Thema geisterte bereits vor Monaten durch die Presse: Spürhunde gegen Covid 19. Damals debattierte man ernsthaft den Einsatz von trainierten Hunden auf dem Bozner Weihnachtsmarkt, die infizierte Menschen angeblich erschnüffeln können. Der zuständige Landesrat Thomas Widmann zeigte sich begeistert vom Projekt. In den Medien trat auch eine Überetscher Unternehmen auf, das bereits mit der Ausbildung der Hunde begonnen hatte.
Jetzt wird das Ganze ernsthaft umgesetzte. Mit Beschluss des Sanitätsbetriebes vom 1. Dezember 2020 wurde das Forschungsprojekt „Covid-19-Einsatz von Spürhunden“ mit einem Ausschreibungsbetrag von 150.000 Euro genehmigt. Der Auftrag mit dem Titel „Dressur und Einsatz von Spürhunden für Ermittlung von Covid-19-positiven Personen“ geht dabei an das Unternehmen „Molecolar Dog Italy srls“ mit Sitz in Terlan.
Das Unternehmen wurde von drei jungen Hundetrainern erst am 12. November 2020 gegründet. Mit einem Gesellschaftskapital von 12 Euro. Interessant dabei ist auch der im Statut verankerte Gesellschaftszweck.
Dort heißt es:
 
"l'attivita' della societa' e' la ricerca del virus covid 19 con utilizzo di cani molecolari appositamente addestrati, anche di proprieta' di terzi, in ambienti chiusi come ospedali, cliniche, aeroporti ma anche in spazi all'aperto. la societa' inoltre puo' esercitare l'attivita' di ricerca di persone e cose (come sostanze stupefacenti, soldi contanti, esplosivo e materiale combustibile) conl'utilizzo di cani molecolari; formazione ed addestramento di animali per la caccia e per la ricerca di tartufi; in generale l'addestramento, la formazione e la vendita di animali molecolari; l'attivita' di dog sitting di pet therapy. il trasporto di animali per utenze private e pubbliche; l'attivita' di accalappiacani e di altri generi di animali.“
 
Das Angebot der Firma an den Gesundheitsbetrieb erfolgte genau vier Tage später, am 16.November 2020. 150.000 Euro, die von der Sanität zur Hälfte als Akontozahlung nach der Auftragsvergabe überweisen werden. Die Dauer des Auftrages umfasst zwei Monate.
Das Unternehmen wurde zwei Wochen vor der Auftragsvergabe gegründet.
„Warum vergibt die Sanität Forschungsprojekte“, fragt sich Franz Ploner. „und warum wird das Ganze nicht aus dem Wissenschaftsfonds bezahlt? Der Landtagsabgeordnete des Team K und langjährige Leiter des Krankenhauses Sterzing will in der Landtagsanfrage Genaueres über das Vorhaben erfahren. Gleichzeitig verweist Ploner auf einige Schwachstellen und Wiedersprüche bei der Auftragsvergabe.
 
 
 
In der Anfrage heißt es:
 
„Dieses Forschungsprojekt beruft sich auf einen wissenschaftlichen Artikel, der im BMC-Infectious Diseases unter dem Titel “Scent dog identification of samplex from COVID-19 patients – a pilot study“ erschienen ist. Das Untersuchungskollektive beruht auf hospitalisierten und klinisch erkrankten Personen, deren Speichelsekrete den Hunden als veränderte Duftstoffe zur Erkennung vorgelegt wurden. In der Diskussion sprechen die Autoren von großen Einschränkungen, die durch weitere Studien zu erhärten seien. Sie können noch keine Empfehlung für den Einsatz der Spürhunde in der Früherkennung von infizierten, klinisch unauffälligen Personen geben. Wie gut das „Hundeschnüffeln“ zur Erkennung COVID-19 infizierter Personen im Alltag funktioniert, ist umstritten. In ernstzunehmenden Studien variiert die Zuverlässigkeit enorm. Deshalb kann ein solches Verfahren nicht als Überwachungsmethode verwendet werden.“
 
Der Ex-Primar verweist darauf, dass „die Landesregierung die Finanzierung eines solches Forschungsprojektes über den Haushalt des Landesgesundheitsdienstes vornimmt, obwohl keine Evidenz zum Einsatz von Spürhunden in der Früherkennung von COVID-19 gibt?
Ebenso will der Team K-Landtagsabgeordnete in seiner Anfrage wissen, wer der Projektleiter ist und ob das Forschungsprojekt dem Ethikkomitee vorgelegt wurde? Zudem würden in der Auftragsbeschreibung bisher sowohl ein Projektplan und keine alle wissenschaftlich fundierten Daten fehlen. Beide Elemente seien für ein wissenschaftliches Forschungsprojekt aber eine Grundvoraussetzung.