Kultur | Salto Weekend

Mitmachen auf eigene Gefahr

Der "Kunst am Bau"-Ärger in Innsbruck findet kein Ende. Ganz am Anfang steht hingegen ein nicht uninteressantes "Kunst am Bau"-Projekt des Südtiroler Künstlerbundes.
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Foto: Franz Wassermann

„Dass die Landesregierung der Empfehlung von ausgewiesenen Expertinnen nicht folgte, ist eben so wenig nachvollziehbar wie die Tatsache, dass die per Ausschreibung festgelegte Dialogphase mit dem Erstgereihten nicht erfolgte.“ heißt es in einem Offenen Brief an die Landesregierung Tirol, den die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer*innen am Wettbewerb für eine künstlerische Intervention am Neuen Landhaus in Innsbruck – Salto hat berichtet – gegen die Vorgangsweise der Tiroler Landesregierung im Vergabeverfahren verfasst hat.

Letztlich aber lässt das Handeln der Landesregierung den Schluss zu, dass die Entscheidung für eine künstlerische Intervention am Neuen Landhaus nicht als Notwendigkeit aus der Geschichte heraus, sondern aus politischem Kalkül getroffen wurde. Kunst und Kultur, deren Vertreterinnen wir sind, als politische Staffage zu benutzen, ist zurückzuweisen.

„Aufgrund der intransparenten Entscheidung für den zweiten Platz ist das Vertrauensverhältnis, zu der in der Ausschreibung geäußerten Absichtserklärung Nachbesserungen eines Entwurfs zu verlangen, beschädigt worden. Das Prinzip einer Wettbewerbsjury wurde somit ad absurdum geführt und diskreditiert die Arbeit aller Teilnehmer*innen und Projekte, die im Wettbewerb standen“ ärgern sich die Unterzeichner*innen im Protestschreiben, das in der Forderung mündet: „Wir erwarten deshalb, dass der Vergabeprozess und die notwendigen Schritte für ein transparentes Verfahren der Auslobung entsprechend durchgeführt werden. Die Dialogphase soll wie in der Auslobung deklariert, entsprechend der Reihung der von der Jury prämierten Projekte erfolgen. Die öffentliche Präsentation aller Arbeiten und eine Würdigung der Preisträgerinnen soll wie angekündigt im angemessenen Rahmen stattfinden.“ 
Wie die Geschichte am "Kunst am (Gau-)Bau"-Projekt in Innsbruck enden wird, steht derzeit in den Wolken. Die Auseinandersetzung zwischen AusloberInnen und TeilnehmerInnen geht in die nächste Runde.


In die nächste Runde geht auch ein „Kunst am Bau“-Projekt des Südtiroler Künstlerbundes (SKB) in Brixen. Und es steht hoffentlich unter einem besseren Stern, als jenes in Innsbruck oder jenes welches der SKB gemeinsam mit der Firma duka für die Gestaltung von sechs Brückenpfeilern im Einfahrtsbereich des Firmengeländes im Jahr 2020 ausgeschrieben hatte. Damals freuten sich gleich zwei Künstlerinnen über den Ersten Platz: Martina Steckholzer und Margareth Dorigatti. Allerdings nicht über eine Umsetzung der Arbeiten, zu der es bis heute nicht gekommen ist. 
Ein Jahr später wurde vom SKB, gemeinsam mit den Plose Bergbahnen, erneut ein Wettbewerb (für Kunst im öffentlichen Raum) ausgerufen, bei welchem das Thema Müll in den Bergen im Fokus der Ausschreibung stand. Mit ihrem Projekt Hausberg – Take me Home gingen die Künstlerinnen AliPaloma und Mirijam Heiler als Siegerinnen hervor und realisierten ihre Skulpturen, die Wanderer:innen als Mülleimer dienen. Der Wettbewerb lief für alle Beteiligten positiv.


„Man lernt bei jedem Wettbewerb dazu,“ fasst die Geschäftsführerin des Südtiroler Künstlerbundes Lisa Trockner ihre Erfahrungen als Jurorin und Wettbewerbs-Ideatorin zusammen. Bezüglich eines neuen Preises für die Altstadt in Brixen bleibt sie optimistisch. „Es gibt ein großzügiges SiegerInnengeld, welches auch bei einer Nichtumsetzung der Arbeit als gutes Honorar angesehen werden kann. Kommt es zur Umsetzung, wird natürlich ein weiterer Betrag für die Ausführung bezahlt.“ Gemeinsam mit dem privaten Unternehmen Gut Wohnen GmbH wurde ein zweistufiger Wettbewerb für Künstler*innen ausgeschrieben: um „die künstlerische Gestaltung einer 23 m langen Passage" durchzuführen. Die Passage sollte durch die siegreiche Idee „eine zusätzliche Aufwertung erfahren, an Sichtbarkeit gewinnen und ein attraktives Bindeglied zwischen der Adlerbrückengasse und dem Badhaus mit dem neuen Platz darstellen.“ Die Wettbewerbsunterlagen warten auf der Homepage des Südtiroler Künstlerbundes www.kuenstlerbund.org zum Download.
Wie immer gilt: Mitmachen auf eigene Gefahr!