Wirtschaft | Fairer Handel

Garantiert fair

Die Führungsspitze der World Fair Trade Organization ist in Bozen zu Gast. Bei einem Treffen mit Ex-Präsident Rudi Dalvai ging es vor allem um das WFTO-Garantiesystem.
Fairer Handel
Foto: Pixabay

Er ist zwar offiziell draußen. Dennoch greifen die Spitzenvertreter der Dachorganisation des Fairen Handels  – die World Fair Trade Organization, kurz WFTO wurde 1989 gegründet und feiert heuer ihren 30. Geburtstag – immer noch gerne auf die Expertise von Rudi Dalvai zurück. Dieser Tage ist die neue WFTO-Präsidentin, die Inderin Roopa Mehta, die Dalvai im September dieses Jahres als langjährigen Präsidenten abgelöst hat, in Bozen zu Gast – bei Rudi Dalvai, der seit Mitte November die Ritterbar in der Bozner Silbergasse führt. Dalvai durfte nach acht Jahren im Amt für keine weitere Amtszeit kandidieren und hat sich völlig aus dem operativen Fair-Trade-Geschäft zurückgezogen. Die einzige Funktion, die er weiterhin ausführt ist jene des Vorsitzenden des Weltladens Bozen, den er mit aufgebaut hat.

Beim Austausch mit WFTO-Präsidentin Mehta, die gemeinsam mit Geschäftsführer Erinch Sahan für zwei Tage nach Südtirol gekommen ist, ging es am heutigen Freitag hauptsächlich um das WFTO-Garantiesystem, das Rudi Dalvai in den vergangenen Jahren mit den Mitarbeitern der WFTO aufgebaut hat. Den Anstoß für das Garantiesystem habe 2015 die Notwendigkeit gegeben, dass  “besonders die Handwerksproduzenten ein Erkennungszeichen für den Fairen Handel brauchen, damit sie ihre Produkte besser vermarkten können”, erklärt Dalvai.

 

Das Garantiesystem überprüft die WFTO-Mitglieder gemäß den zehn Prinzipien des Fairen Handels. Dazu gehören unter anderem Transparenz und Verantwortlichkeit, Chancen für wirtschaftlich benachteiligte Produzentinnen und Produzenten, Bildungs- und politische Arbeit. Außerdem müssen alle Mitgliedsorganisationen ein eigenes internes Monitoring-System aufbauen. “Ein verlässliches und starkes Kontrollsystem steigert das Vertrauen der Kunden und erhöht den Markenwert”, betont Dalvai. Das Besondere am WFTO-Garantiesystem sei, dass die Mitgliedsorganisation in ihrer Gesamtheit überprüft werden. Mit dem entsprechenden WFTO-Label wird bescheinigt, dass die Organisation als Ganze fair ist. Sie kann das Label folglich auch für all ihre Produkte nutzen.

 

“Glaubwürdigkeit”, so Roota Mehpa, “ist das höchste Gut im Fairen Handel”. Angesichts zunehmender kritischer, teilweise auch polemischer Berichterstattung seien die Zeiten vorbei, in denen die Fair-Handels-Organisationen allein durch Selbstauskünfte bestehen könnten. Und auch der WFTO-Geschäftsführer Sahan betont: “Unsere Bewegung hat sich professionalisiert.” Dazu gehörten auch externe Kontrollsysteme, die unabhängig und nach allgemeingültigen Kriterien überprüft werden und damit auch eine Vergleichbarkeit der Organisationen und ihrer Mitglieder ermöglichen.