Politik | Mobilität

In der Schwebe

Für die Seilbahn Bozen-Jenesien fehlt das Geld. Die 26 Millionen Euro sollen aus dem Recovery Fund kommen, sagt Landesrat Alfreider. Inzwischen steht das Projekt still.
Seilbahn Jenesien
Foto: suedtirolmobil.info

Nur eine Handvoll Menschen war am 22. November 2020 gekommen, um dem Ende einer Ära beizuwohnen: die letzte Fahrt der Seilbahn Bozen-Jenesien. 1937 errichtet, wurde der Betrieb nach über 80 Jahren vorigen November eingestellt. Eine Gesamtrevision, die nötig wäre, zahle sich nicht aus, die Struktur soll völlig neu errichtet werden – so die Entscheidung vor mittlerweile gut fünf Jahren. Im Mai 2018 stand das Siegerprojekt fest. Es stammt vom Architekten Marco Sette, der 450 Personen pro Stunde befördern und bei der Kreuzung Afing eine neue Mittelstation errichten will. So weit, so gut. Wann aber wird die neue Seilbahn in Betrieb gehen? Hinter dieser Frage steht ein großes Fragezeichen. Denn es fehlt das Geld.

 

Dabei wären die Planungsarbeiten soweit abgeschlossen, das Projekt eigentlich ausschreibungsreif. Das bestätigte Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider am Dienstag Nachmittag im Landtag. Der Grüne Hanspeter Staffler hatte nachgefragt, wann die Arbeiten für den Neubau beginnen werden. Die veranschlagten Kosten für die neue Seilbahn Bozen-Jenesien belaufen sich auf 26 Millionen Euro. Die aber stünden aufgrund der aktuellen Krisensituation nicht mehr zur Verfügung, berichtete Alfreider: “Die derzeitige finanzielle Situation hat es notwendig gemacht, nach alternativen Finanzierungen zu suchen.” Der neue Plan ist, die Kosten über den Recovery Fund abzudecken. 69 Millionen der in Südtirol erwarteten 2,4 Milliarden Euro sollen für den “Bau von Seilbahnen als Teil des öffentlichen Personennahverkehrs, die als Verbindungen zwischen intermodalen Punkten und zwischen Bahn- und Buslinien dienen, zum Nutzen der lokalen Nutzer und Touristen” investiert werden. Dabei stehe die Jenesiener Seilbahn an oberster Stelle, betonte der Landesrat. Allerdings brauche es für den Südtiroler Recovery Plan noch das Ok aus Rom, gab er zu bedenken. Er rechne mit einer Entscheidung “in den nächsten Wochen”.

“Für die Finanzierungsschwierigkeiten habe ich durchaus Verständnis, deshalb schlage ich vor, Seilbahnprojekte wie jene in Tiers oder in Mühlbach aufzulassen und die Geldmittel auf die zurzeit landesweit wichtigste Seilbahn Jenesien zu konzentrieren”, kommentiert Staffler die Antwort des Landesrats. Sobald die Finanzierung steht, erfolgt die Ausschreibung. Stand heute geht Alfreider davon aus, dass 2022 mit dem Bau der neuen Seilbahn begonnen wird und gibt 2024 als mögliches Bauende an.