Gesellschaft | Interview

Erzählend Sprache & Literatur begegnen

Die unibz steht durch verschiedene Programme in regem Austausch mit anderen Universitäten. Welche Formen der akademischen Zusammenarbeit gibt es mit Berlin und Dresden?
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: (c) unibz

Ende Mai diesen Jahres war die Kindheitspädagogin Prof. Natascha Naujok von der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) im Rahmen des erasmus+ Staff Mobility Programmes zu Gast an der unibz. Ein Bericht über ihre Zeit an der Fakultät für Bildungswissenschaften findet sich hier.

Aufbauend auf Prof. Naujoks Schilderungen hat Salto.bz nun ein Interview mit Prof. Jeanette Hoffmann geführt. Prof. Hoffmann unterrichtet Literaturdidaktik an der unibz. Sie schildert, was sie ihrerseits von Prof. Naujoks Besuch mitgenommen hat, wie sich Studium und Lehre der Literatur- und Sprachdidaktik in den Bildungswissenschaften in Deutschland und Südtirol unterscheiden und warum Mobilitätsprogramme für Lehrende und Dozierende wichtig und interessant sind.

 

Salto.bz: Sehr geehrte Frau Prof. Hoffmann, danke, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Meine erste Frage ist von technischer Natur: Möchten Sie kurz erklären, was es mit dem erasmus+ Staff Mobility Programm auf sich hat und was Prof. Naujok an der unibz gemacht hat.

Prof. Hoffmann: Prof. Natascha Naujok hat den Studiengang Kindheitspädagogik im Bereich der Sprachbildung seit 2012 an der EH Berlin aufgebaut und leitete den Studiengang zehn Jahre lang. Sie ist eine der ersten Kindheitspädagog:innen mit Schwerpunkt auf der Sprachbildung in Deutschland. In ihren Forschungsprojekten hat sie sich zuletzt insbesondere dem multimodalen Erzählen im Kontext von Mehrsprachigkeit und dem intermedialen Erzählen in Verbindung mit historischem Lernen gewidmet. Dabei hat sie auf Märchen aus der mündlichen Erzähltradition oder zeitgeschichtliche Graphic Novels zur Erinnerung an den Holocaust zurückgegriffen. Die Aktualität und Bedeutung ihrer Forschungsarbeiten waren der Anlass, sie für einen literaturdidaktischen Gastvortrag im Rahmen des Literaturforums der neu gegründeten EduSpace KinderLiteraturWerkstatt an der unibz zu gewinnen, der von Studierenden und Kolleg:innen aus der deutsch-, italienisch- und ladinischsprachigen Abteilung besucht wurde. EduSpaces sind gestaltete Räume mit einer anregenden Lernumgebung zu jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten, in denen Studierende der Bildungswissenschaften theoretisch angeeignetes Wissen praktisch erproben, sich inspirieren lassen und miteinander lernen können.

Den Gastvortrag hatten wir im Juni terminlich so gelegt, dass er mit dem erasmus+-Aufenthalt von Frau Naujok kombiniert werden konnte: mit einer Teilnahme etwa an der gemeinsamen von Prof. Sven Nickel und mir organisierten Tagung „Schriftspracherwerb in mehrsprachigen Umgebungen“ oder an Offenen Dialogen zu Kinderliteratur „Vom Frieden erzählen in Zeiten des Krieges“, die wir mit Prof. Maria Teresa Trisciuzzi in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Inklusion angeboten haben. In den Fachdiskussionen und zahlreichen Begegnungen mit Kolleg:innen im internationalen Kontext konnten wir unsere Forschungskooperation vertiefen und ausweiten. Im Bereich der Praxis hat Frau Naujok neben einem Gespräch mit der stellvertretenden Leiterin des Praktikumsamts, Martina Michaeler, im deutschsprachigen Kindergarten in Elvas und an der deutschsprachigen Montessori-Grundschule in Brixen hospitiert und sich mit den Expertinnen aus der Praxis ausgetauscht. Dadurch konnte sie vertiefte Einblick in die pädagogische, inklusive Bildungspraxis an den unterschiedlichen Institutionen gewinnen, die sie in ihre Berliner Lehrpraxis mit Kindheitspädagog:innen einfließen lassen kann.

Nachdem bereits seit diesem Jahr ein erasmus+-Mobilitätsabkommen mit der Grundschulpädagogik der Technischen Universität Dresden besteht, haben Frau Naujok und ich gerade ein erasmus+-Mobilitätsabkommen zwischen der unibz und der EH Berlin für die Kindheitspädagogik vorbereitet. Mit diesen zwei Abkommen haben dann zum einen die Studierenden der Bildungswissenschaften der unibz die Möglichkeit, in beiden Studienbereichen Studienerfahrungen im Ausland zu sammeln bzw. Studierende aus beiden Bildungskontexten aus Deutschland in Südtirol zu empfangen, zum anderen können wir Forscher:innen durch die internationale Vernetzung Forschungskooperationen sowohl im Bereich der Grundschul- als auch der Kindheitspädagogik eingehen. Dies ebnet auch den Weg für die Erarbeitung gemeinsamer Forschungsanträge.

Das Studium der Kindheits- bzw. Grundschulpädagogik ist in Deutschland ganz anders geregelt als bei uns. Darauf kommen wir gleich noch zu sprechen. Vorher möchte ich kurz wissen: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Kindheits- und Grundschulpädagogik? Inwiefern erwerben die Studierenden an der unibz Kompetenzen in beiden Bereichen?

Kindheitspädagogik fokussiert die gesamte Kindheit, das Lebensalter von 0-12 Jahren, und bezieht sich sowohl auf den institutionellen als auch auf den außerinstitutionellen Kontext. Das Kind wird also nicht nur als Kindergartenkind oder Schüler:in, sondern auch als Kind in anderen sozialen Kontexten wie der Familie oder dem Hort in den Blick genommen. Einen Schwerpunkt des Studiums – neben weiteren wie der pädagogischen Arbeit in der Grundschule oder der Unterstützung von Familien bei Erziehungsaufgaben – bildet die Arbeit als Pädagog:in mit Kindern im Kindergarten im Alter von 3-6 Jahren. Grundschulpädagogik bezieht sich auf das Grundschulalter von Kindern, das sich je nach Land und Region auf das Alter von ca. 6-12 Jahren bezieht. Im Fokus liegen die Gestaltung der Unterrichtspraxis vor dem Hintergrund fachlicher Inhalte, pädagogischer Aufgaben und fachdidaktischer Ansätze.

Als Professorin für Didaktik der deutschen Literatur mit meinem Schwerpunkt auf der (Rezeption und Didaktik der) Kinder- und Jugendliteratur ist es mir ein Anliegen, die Studierenden aufmerksam zu machen auf die zentrale Bedeutung von Geschichten für den kindlichen Sprach- und Schriftspracherwerb, aber auch für die Identitätsbildung und die Aneignung der Welt. Es geht darum, dass die Studierenden sich einen Fundus an kinderliterarischen Geschichten aufbauen, aus dem sie dann in ihrer pädagogischen Praxis im Kindergarten und in der Grundschule schöpfen können. Auch, wenn es unterschiedliche Literatur für verschiedene Lebensalter und unterschiedliche Lebensphasen gibt (etwa zeitgenössische Bilderbücher, Erstleseliteratur, problemorientierte Kinderromane), so ist das besondere an Literatur die Mehrdeutigkeit und Altersoffenheit, die (anders als in anderen Fachdidaktiken) diese sowohl für den Kindergarten als auch für die Grundschule interessant macht. So haben wir beispielsweise in Zusammenarbeit zwischen Fakultät und Praktikumsamt in einem fachdidaktisch ausgerichteten Praktikum zu „Gesprächs-, Erzähl- und Schreibanlässen zu textlosen Bilderbüchern“ beobachten können, wie dieselben textlosen Bilderbücher sowohl Kindergarten- als auch Grundschulkinder gleichermaßen angesprochen und herausgefordert haben.

Wie unterscheidet sich ein Studium der Bildungswissenschaften an der unibz von einem Studium der Kindheits- bzw. der Grundschulpädagogik in Deutschland, z.B. an der EH Berlin oder an der TU Dresden, beides Hochschulen, mit denen die unibz durch das Erasmus+ Programm kooperiert?

Der größte Unterschied liegt darin, dass das bildungswissenschaftliche Studium an der unibz die in Deutschland meist getrennt voneinander konzipierten Studiengänge der Kindheitspädagogik (Bachelorstudiengang an der EH Berlin) und des Lehramts an Grundschulen (Staatsexamensstudiengang an der TU Dresden) kombiniert. An der unibz absolvieren die Studierenden den fünfjährigen Masterstudiengang Bildungswissenschaften für den Primarbereich und werden dabei sowohl auf die Arbeit als Pädagog:in im Kindergarten als auch als Lehrer:in in der Grundschule fachwissenschaftlich und -didaktisch, kindheits- und grundschulpädagogisch vorbereitet. Parallel werden sie durch in das Studium integrierte Praktika durch das Praktikumsamt in beiden Institutionen fachpraktisch ausgebildet. Dies hat den Vorteil, dass die Studierenden die Zeit ihres Studiums und ihre Erfahrungen in den Praktika nutzen können, um sich im Anschluss für eine berufspraktische Tätigkeit in einer der beiden Institutionen zu entscheiden. Was den Übergang vom Kindergarten in die Grundschule anbetrifft, ist die Kombination von großem Vorteil, da umfangreiche wissenschaftliche, didaktische, pädagogische und methodische Kenntnisse zur jeweils anderen Einrichtung bekannt sind und auch persönliche Kontakte bestehen, auf die eine Zusammenarbeit von Kindergarten und Grundschule aufbauen kann. Auch ist es von Vorteil für Pädagog:innen im Kindergarten, über die nachfolgenden Schritte der Kinder Kenntnisse zu haben (beispielsweise zum Schriftspracherwerb) und diese somit im Kindergarten gezielter anbahnen zu können (zum Beispiel durch Begegnungen mit Schrift und dem Schreiben, mit Büchern und Buchstaben und Texterkundungen im pädagogischen Alltag). Aber auch für die Grundschullehrer:innen ist es sinnvoll, Einblicke in die frühkindliche Pädagogik zu haben und etwa bei der Gestaltung von geöffneten Unterrichtskonzepten auf das offene Arbeiten im Kindergarten zurückgreifen zu können, die eigene Unterrichtspraxis somit inklusiver gestalten zu können. In Berlin findet dazu aktuell ein hochschulübergreifendes Kooperationsseminar zwischen der Kindheitspädagogik der EH Berlin, der Grundschulpädagogik der Freien Universität Berlin und der Kreuzberger Otto-Wels-Grundschule statt, bei dem die Studierenden mit Kindern voneinander lernen können.

Durch das erasmus+-Programm und einen ein- oder zweisemestrigen Studienaufenthalt an der EH Berlin oder an der TU Dresden können die Studierenden über ihr institutionsübergreifendes Studium hinaus erweiterte Erfahrungen machen. Zum einen sind es interkulturelle und multilinguale Erfahrungen, die ein Auslandsstudium mit sich bringt: So kommen die Studierenden bspw. mit dem Berliner oder dem sächsischen Dialekt in Berührung, aber auch mit unterschiedlichen migrationsbedingten Mehrsprachigkeiten und Minderheitensprachen, in denen neben Ukrainisch und Russisch auch Türkisch, Polnisch, Arabisch und Italienisch (Berlin) bzw. Arabisch, Polnisch, Chinesisch und Vietnamesisch (Dresden) eine zentrale Rolle spielen. Zum anderen setzen die Studierenden sich intensiv mit jeweils einer der beiden pädagogischen Fachrichtungen (Kindheits- oder Grundschulpädagogik) auseinander. So haben sie an der EH Berlin etwa die Möglichkeit, ins Praktikum zu gehen (z.B. in die Kindertagesstätte/den Kindergarten, die Grundschule, den die Grundschule begleitenden Hort oder das Heim) und an den Seminaren/Laboratorien der unterschiedlichen Studienjahrgänge teilzunehmen. An der TU Dresden können sie beispielsweise in Didaktischen Forschungswerkstätten innerhalb deutschdidaktischer Vertiefungsseminare in der Lern- und Forschungswerkstatt Grundschule (LuFo) forschungsorientierte Erfahrungen in der Erprobung und Beobachtung didaktischer Arrangements mit Kindergruppen machen, die Ähnlichkeiten mit den (Literatur-)Didaktischen Miniaturen im Praktikum an der unibz haben. In letzteren erproben die Studierenden ihre in der KinderLiteraturWerkstatt gestalteten Bildungsaktivitäten in Kindergärten und Grundschulen vor Ort und reflektieren ihre Erfahrungen und die Lernprozesse der Kinder ebenfalls forschend.

Studierende, die ein Auslandssemester oder -jahr planen, sollten sich zuvor überlegen, welche Bildungsinstitution sie besonders interessiert, und könnten je nach Ortswahl vertiefte Kenntnisse in der Kindheitspädagogik (Berlin) oder in der Grundschulpädagogik (Dresden) erwerben. Über das konkrete Studium hinaus könnte sich ein Auslandsaufenthalt auch anbieten, etwas über das Zusammenspiel von Mehrheiten- und Minderheitensprachen in den sorbischen Sprachgebieten rund um Dresden und Berlin zu erfahren oder historisch-politische Kenntnisse zu erwerben, etwa über die Transformationsprozesse in Ostdeutschland nach dem Beitritt der DDR zur BRD 1990.

Inwiefern unterscheidet sich im Speziellen die Didaktik der deutschen Sprache und Literatur hier in Südtirol und in Deutschland?

Die Didaktik der deutschen Sprache und Literatur im gesamten deutschsprachigen Raum entspringt den aktuellen fachdidaktischen Diskursen, wird auf internationalen Tagungen wie dem Symposion Deutschdidaktik, in dem Kolleginnen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien engagiert sind, verhandelt und fußt daher auf denselben Grundlagen. Jedoch können regional spezifische Herausforderungen und Schwerpunktsetzungen ausgemacht werden. So hat etwa das Dialekt-Standard-Sprachen-Kontinuum in Südtirol für die Sprachdidaktik eine weitaus größere Bedeutung als etwa in Berlin oder in Sachsen, deren Regionen zwar insbesondere im ländlichen Raum auch dialektal geprägt sind, in denen jedoch der Dialekt im Bildungsalltag und auch in der Schriftsprache eine weit geringere Rolle spielt als in Südtirol. In jedem Fall können die Studierenden bei ihrem Auslandsaufenthalt Erfahrungen mit unterschiedlichen Dialekten machen, etwa wenn im Bereich des Wortschatzes die „Griffelschachtel“ plötzlich „Federmäppchen“ oder „Schlamperle“ heißt, die Kinder nicht mehr „aufheben“, sondern „aufzeigen“ oder „sich melden“, wenn sie sich in ein Gruppengespräch einbringen wollen, der „Sesselkreis“ „Sitzkreis“ genannt wird oder beim Mittagessen aus „pasta in bianco“ „nacksche Nudeln“ werden. Im sprach- und literaturdidaktischen Studium an den Universitäten hingegen treten insbesondere die Gemeinsamkeiten zwischen der EH Berlin, der TU Dresden und der unibz hervor, denn sie alle basieren auf einem ganzheitlichen didaktischen Ansatz, der sprachliches und literarisches Lernen miteinander verbindet, ressourcenorientiert und inklusiv auf den kindlichen Spracherwerb blickt und diesen begleitet sowie mehrsprachig, multimodal und intermedial ausgerichtet ist. Ein breites Angebot an Kinderliteratur in Form von Bilderbüchern, Erstlesebüchern, Kinderromanen, Hörspielen, Kinderfilmen oder BilderbuchApps regen die Studierenden an allen Standorten an, sich einen Geschichtenfundus aufzubauen, an der TU Dresden etwa in der Lern- und Forschungswerkstatt Grundschule (LuFo) und der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), an der unibz in der EduSpace KinderLiteraturWerkstatt und der Universitätsbibliothek.

 

 

Wie lehren Sie persönlich die Didaktik der deutschen Sprache und Literatur?

Mein Ansatz verbindet sprachliches mit literarischem Lernen, denn beides kann füreinander fruchtbar gemacht werden. Insgesamt kommt dem Erzählen im Studium eine besondere Bedeutung zu: dem alltäglichen Erzählen im sozialen Kontext und dem literarischen Erzählen in der Kinderliteratur, dem Erzählen in Bildern oder in Texten, in Gesten oder in Worten, dem Erzählen in gedruckten oder digitalen Büchern, in Hörspielen oder in Kinderfilmen, dem Erzählen in Deutsch, in Italienisch oder in einer anderen Sprache… Erzählend eignen wir uns Sprache und Literatur, Selbst und Welt an, strukturieren unsere Erfahrungen und Erinnerungen und gestalten unsere Lernprozesse. Zum „Storytelling as a Cultural Practice“ habe ich daher im letzten Herbst gemeinsam mit meiner Kollegin Prof. Cristina Maria Gatti und weiteren Kolleginnen aus der Englischdidaktik eine internationale (Online-)Tagung organisiert, in der wir uns dem Thema aus pädagogischen und linguistischen Perspektiven genähert haben. An dieser Tagung haben neben Forscher:innen aus dem europäischen und außereuropäischen Kontext auch Studierende der unibz und Studierende der EH Berlin teilgenommen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Leiblichkeit des Lernens und die Gestaltung von Räumen des Lernens. Im Rahmen der EduSpaces der Fakultät Bildungswissenschaften bin ich daher dabei, gemeinsam mit Kolleg:innen aus der deutsch-, italienisch- und ladinischsprachigen Abteilung eine KinderLiteraturWerkstatt aufzubauen. In der gemeinsamen Begegnung mit Literatur in all ihren medialen und sprachlichen Formen werden literarästhetische Erfahrungen für Studierende, Dozent:innen, Kindergarten- und Grundschulkinder, Pädagog:innen und Lehrer:innen eröffnet. An diesem Ort ist die Lehre eng mit der Forschung und mit dem literarischen Umfeld Südtirols verbunden. So organisiert etwa die Drehscheibe – Arbeitskreis Kinder- und Jugendliteratur hier eine Kinderliteraturausstellung und eine Dozentin des Jugendkinderbuchzentrums (Jukibuz) des Südtiroler Kulturinstituts bietet eine Schreibwerkstatt zu Kinderliteratur im Rahmen eines Wahlfachs an. Eine weitere Verbindungslinie zwischen Theorie und Praxis findet sich in Didaktischen Miniaturen, die die Studierenden in der KinderLiteraturWerkstatt gestalten, an Kindergärten und Grundschulen erproben und forschend beobachten. Das geschieht im Rahmen des bereits oben erwähnten fachdidaktischen Praktikums, in dem wir Fachdidaktiker:innen mit den Praktikumskoodinator:innen eng zusammenarbeiten. Durch all diese Verbindungslinien zieht sich das Erzählen wie ein roter Faden.

Was haben Sie bei Prof. Naujoks Besuch gelernt, welche Schlüsse ziehen Sie aus dem Vergleich der unibz mit anderen Universitäten?

Durch den Blick von außen ist mir noch einmal bewusst geworden, welche strukturellen und finanziellen Möglichkeiten wir in Südtirol haben, wenn man beispielsweise die Architektur pädagogischer Gebäude (wie etwa das Gebäude des Kindergartens in Elvas oder das Gebäude der Fakultät Bildungswissenschaften in Brixen) und die materielle Ausstattung der Bildungseinrichtungen (beispielsweise die Einrichtung und Ausstattungen der EduSpaces an der Fakultät) betrachtet oder den Personalschlüssel, d.h. die Gruppengrößen verbunden mit der Anzahl der Lehrer:innen und Pädagog:innen pro Lerngruppe heranzieht. Auch bin ich darin bestätigt, welche Ressourcen die institutionelle Mehrsprachigkeit (etwa der dreisprachige Masterstudiengang Bildungswissenschaften für den Primarbereich) und die inklusive Bildungspraxis bergen. Die Selbstverständlichkeit, in diesen multilingualen und inklusiven Bildungskontexten zu arbeiten, wird von einer bewussten Wahrnehmung abgelöst. Allerdings ist durch die Begegnung und den Austausch auch noch einmal deutlich geworden, welche Potenziale es auszubauen gilt, etwa durch ein gemeinsames (und nicht getrenntes) Studium der Studierenden unterschiedlicher Sprachen oder auch durch mehrsprachige Bildungsangebote in Kindergärten und Grundschulen.

Wie wird die Kooperation zwischen der unibz und der EHB in Zukunft fortgesetzt werden?

Derzeit sind Natascha Naujok und ich, wie bereits erwähnt, dabei, ein Mobilitätsabkommen über erasmus+ für die beiden Universitäten auf den Weg zu bringen, das sowohl Studierenden als auch Forschenden die Möglichkeit eröffnet, Aufenthalte an der jeweils anderen Institution zu planen. Dies soll den zukünftigen Austausch sichern und intensivieren und auch eine Form der Nachwuchsförderung darstellen. Ein weiterer Schritt, der dadurch ermöglicht würde, wäre die Planung gemeinsamer Forschungsprojekte wie etwa die Vorbereitung eines bilateralen Forschungsantrags, z.B. über das D-SÜD-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zwischen Deutschland und Südtirol. Gemeinsame Forschungsinteressen lägen etwa im multimodalen und intermedialen Erzählen, in der Bedeutung von Literacy und Geschichten im biografischen Kontext oder in der Aneignung von Sprache und Literatur in mehrsprachigen Umgebungen.