Gesellschaft | Tourismus

Haifischbecken Dolomiten

Eine Werbeaktion der Modemarke „Paul & Shark“ sorgte in den Dolomiten von Cortina für Aufsehen. Wird das Weltnaturerbe verkauft?
Rifugio Scoiattoli
Foto: Pinterest/Vanity Fair Italia
  • „Wenn das kein Pornotourismus ist", ärgert sich der Gadertaler Hotelier Michil Costa. Der bekannte Touristiker ist empört: „Die nahende Olympiade wirft ihre Schatten voraus. Wir werden noch einige Schreckensmomente erleben, in denen unsere Berge verunstaltet werden".

    Doch was ist eigentlich passiert? Vor drei Tagen wurde auf dem Instagram-Account „occhio_del_gigiat“ ein Video veröffentlicht, welches eine Haifisch-Projektion auf den „Cinque Torri“ der Dolomiten in Cortina zeigt. Wie sich heraus stellte, handelte es sich um eine Werbeaktion des italienischen Modelabels Paul & Shark

  • Statement der "Modehaie"

    Wie die Pressesprecherin  (Global Comunication Director) des Unternehmens, Alessandra Sarni, erklärt fand die zwanzigminütige Projektion anlässlich der Eröffnung des von Paul & Shark ausgestatteten Chalets „Rifugio Scoiattoli“ in Cortina statt. Das Projekt, welches den Namen „Paul & Shark takes Cortina“ trägt, startete am 7. Dezember. Die Schutzhütte unterhalb der Cinque Torri wurde dabei innen und außen vom italienischen Modelabel ausgestattet.  Die dazugehörige Projektion auf dem Fels sei, laut Sarni, mit den zuständigen Behörden (regole) von Cortina mit regulären Genehmigungen vereinbart worden. Außerdem seien Aktivitäten mit den Bergführern, die das Erbe der „Fünf Türme“ schützen würden, durchgeführt worden. Vor allem aber - so Sarni - gäbe es niemanden, der die Aktivitäten zum Schutz des Gebietes mehr unterstütze, als ihr Unternehmen. 

  • Michil Costa: "Auch wir bekommen oft Anfragen von Luxusmarken, die ihre Produkte bei uns im Hotel ausstellen möchten. Wir lehnen diese Angebote aber immer ab." Foto: upi
  • „Es geht eindeutig nicht darum, ob Genehmigungen erteilt wurden oder nicht, und schon gar nicht um die Aktivitäten, die mit den Bergführern unternommen wurden“, widerspricht Michil Costa. Ihm zufolge könne kein Unternehmen aufgrund wirtschaftlicher Vereinbarungen über die Umwelt entscheiden. Außerdem ginge es bei der Thematik nicht um Lichtverschmutzung oder die Dauer der Vorführung, sondern um den Umgang mit einer Weltkulturerbe-Stätte

     

    "Ich glaube nicht, dass durch die Aktion neue Kunden angesprochen wurden"

     

    Auch bezüglich des Projekts zur Ausstattung der Schutzhütte hat Costa eine klare Meinung: „Es kümmert niemanden, dass es ein, von Paul & Shark ausgestattetes Chalet gibt. Alle Veranstaltungen zur Förderung eines Ortes oder einer Marke, die auf diese glamouröse Art und Weise aufgebaut werden, richten sich an ein Publikum, das keinen Bezug zur Realität des Urlaubsortes, haben will." Solche Events hätten, dem Hotelier zufolge, nichts mit der Bergwelt zu tun und seien bezeichnend für die Richtung, die eine Tourismusindustrie einschlägt, welche sich von der Umwelt losgelöst hat und darauf abzielt, alles in einen "Nicht-Ort" zu verwandeln. 

    Costa ruft die Modemarke dazu auf sich bei den Alm-Interessenschaften (Regole) von Cortina d’Ampezzo, der UNESCO-Stiftung, den Institutionen und denjenigen zu entschuldigen, die das ganze Jahr über in diesem Gebiet leben. 

     

    Hier geht's zum Instagram-Video: https://www.instagram.com/reel/C0tCqSmNdlP/?utm_source=ig_web_copy_link…

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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer Do., 14.12.2023 - 22:11

Michil Costa sieht es richtig!
Die UR-Einwohner der Dolomiten sind kurz vor dem Ersticken, an -d e m- was die Werbefritzen so anrichten.

Do., 14.12.2023 - 22:11 Permalink