Politik | Mobilität

Die Achsen-Strategie

Mit einem gemeinsamen Strategiepapier will die Euregio in punkto Verkehr auf der Brennerachse weiterarbeiten. Am Montag wurde es in Bozen präsentiert.
Euregio-Mobilitätsgipfel
Foto: Salto.bz

“Gerade jetzt ist der richtige Zeitpunkt für das gemeinsame Strategiepapier.” Arno Kompatscher, Günther Platter und Ugo Rossi wollen am 5. Februar mit einer Stimme sprechen. Denn “es geht nur gemeinsam”, steht für die drei Landeshauptleute der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino fest.
Ursprünglich für den 8. Jänner anberaumt, wurde der Brenner-Transit-Gipfel von München auf den 5. Februar verschoben. Eine Chance für die Euregio, deren drei Landeshauptmänner für heute, 15. Jänner, zum Mobilitätsgipfel in den Bozner Technologiepark NOI geladen hatten. Das Ergebnis: ein gemeinsames Strategiepapier zur Zukunft der Mobilität in der Euregio. Bereits Anfang Jänner hatte salto.bz aus dem Entwurf für das Papier zitiert, am heutigen Montag wurde es offiziell präsentiert.

Einig ist man südlich und nördlich des Brenners, dass angesichts über 2,2 Millionen LKW, die jährlich über den Brenner rollen, die Belastungsgrenzen für Menschen und Infrastruktur erreicht sind.
“Südtirol, Tirol und Trentino bündeln nun ihre Kräfte und wollen Maßnahmen für ein effizientes Verkehrsmanagement auf der Brennerachse mit weniger Umwegverkehr, mehr Verkehrssicherheit und Verlagerung des Schwerverkehrs auf die Schiene auf den Weg bringen”, hieß es am Montag.

 

Brennerautobahn, Umwegverkehr und Verlagerung

Zum einen sei Einigkeit in Hinsicht auf den Verkehrsgipfel am 5. Februar in München gefragt, meinte Euregio-Präsident Kompatscher. Neben den Verkehrsministern von Deutschland, Italien und Österreich werden auch Kompatscher selbst, Platter und Rossi in München anwesend sein.
Zum anderen biete aber auch die geplante Führung der A22 durch eine öffentliche In-House-Gesellschaft die Möglichkeit, konkrete Maßnahmen nicht nur zu planen, sondern auch umzusetzen, so Kompatscher.
Einig sind sich Tirol, Südtirol und Trentino in Sachen Transit-Umwegverkehr über den Brenner: Diesen gelte es “dringend einzuschränken”, denn es könne nicht sein, dass die Route über den Brenner für LKW die günstigste sei, so die drei Landeshauptleute. Der verbleibende Schwerverkehr müsse hingegen “stärker von der Autobahn auf die Schiene verlagert werden”. Das gemeinsame Ziel in der Euregio: den Modal Split, also das Verhältnis zwischen Güterverkehr auf der Straße und Güterverkehr auf der Schiene, der aktuell bei 71 zu 29 Prozent liegt, bis 2027 auf ein ausgeglichenes Verhältnis und bis 2035 mit dem BBT in ein umgekehrtes Verhältnis zur Ausgangslage bringen.

 

Obergrenzen, Kontrollen, Blockabfertigungen

Erreichen will man das Ziel, die Schiene interessanter zu machen, unter anderem über eine höhere Maut für den Schwerverkehr. Zudem seien Filter- und Dosiersysteme sowie ein einheitliches Monitoring mit dem Ziel, Obergrenzen zu prüfen und festzulegen, wichtig, sagte Kompatscher. Konkret will die Euregio mit der “Euregio-Strategie zur Verkehrsverlagerung: Strategische Ziele für eine gemeinsame, kohärente und nachhaltige Verkehrspolitik auf der Brennerachse” das Verkehrsmonitoring (iMonitraf) weiterführen und so prüfen, ob eine mögliche Lkw-Obergrenze bis 2020 sinnvoll und machbar ist.

Um die Leichtigkeit, Flüssigkeit und Sicherheit im Straßenverkehr und insbesondere im gesamten Verkehrskorridor (A 12, A 13 und A 22) zu gewährleisten und die Versorgungssicherheit aufrecht zu erhalten, sind auch kurzfristige Maßnahmen enthalten, wie Kontrollstellen für LKW für die gesetzeskonforme Verkehrsabwicklung und -dosierung. Ebenfalls vorangetrieben werden soll der Einsatz von geräuscharmem Zugrollmaterial.

Zum Thema Blockabfertigungen, die südlich des Brenners zuletzt zusehends für Verstimmung und Kritik an den österreichischen Verkehrsbehörden gesorgt hatte, äußerte sich der Tiroler Landeshauptmann Platter. Er betonte, dass es wichtig sei, an bestimmten Tagen gut abgestimmt, Blockabfertigungen zu machen, “um die Versorgungssicherheit und flüssigen Verkehr zu ermöglichen”. Als bedeutenden Punkt nannte Platter auch die Rollende Landstraße (RoLa) für die es eine Harmonisierung und technische Eingriffe an den Terminals in Regensburg, Trient und Verona für noch effizienteres Umladen brauche.

Zustimmendes Nicken beim Trentiner Landeshauptmann Ugo Rossi, der meinte: “Heute wird eine wichtige Seite gemeinsamer Euregio-Politik geschrieben.” Da das Thema Mobilität in einen größeren Kontext falle und das Gebiet zwischen Verona und München und somit die alpine Makroregion und Europa betreffe, sei die Einigkeit der Länder umso mehr gefragt, so Rossi.