Politik | Landtagskandidatur

Der kantige Kompatscher

Neben Arno Kompatscher wird im Herbst ein zweiter Kompatscher zur Wahl stehen: Wie der Bürgermeister von Brenner das Wipptal wieder in den Landtag bringen will.
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Foto: SVP

2008 schaffte man den Sprung, doch verlor den Landtagsabgeordneten Christian Egarnter schon nach kurzer Strecke. 2013 erlitt man mit Stefan Hofer nach einer aufreibenden und späten Kandidatensuche schon bei den Wahlen Schiffbruch. 2018 will der SVP-Bezirk Wipptal offensichtlich von Beginn an alles richtig machen - und lässt bereits jetzt die Katze aus dem Sack, wer dem Bezirk endlich wieder einen dauerhaften Sitz im Südtiroler Landtag sichern soll. „Nach reiflicher Überlegung und nach vielen Ermutigungen von verschiedenen Seiten bin ich bereit und entschlossen, für den Südtiroler Landtag zu kandidieren, vorausgesetzt der Bezirksausschuss der SVP nominiert mich“, verkündet der Bürgermeister von Brenner Franz Kompatscher am Donnerstag. Eine Entscheidung, die voraussichtlich im Mai fallen wird, aber wohl eher eine Formalität sein wird, wie auch der Bürgermeister selbst einräumt. Schließlich liest sich die Bekanntmachung seiner Kandidatur bereits wie ein Wahlprogramm.

  • Krankenhaus Sterzing und Sanität: Eine Wiederaufwertung des Krankenhauses und eine gute flächendeckende Gesundheitsversorgung der Wipptaler Bevölkerung sind mein oberstes Ziel
  • Sicherung des Wirtschaftsstandortes Wipptal – Voraussetzungen hierfür sind vor allem kürzere Genehmigungsverfahren
  • Der ständig wachsende Verkehr erfordert endlich gezielte Maßnahmen. Die Belastungen müssen reduziert und entsprechende Ausgleichsmaßnahmen für die betroffenen Gemeinden getätigt werden
  • Übergang von Militärarealen an das Land bzw. an die Gemeinden
  • Realisierung wichtiger Bauvorhaben von Landes- und Bezirksinteresse
  • Mobilität: Sicherung der Erreichbarkeit des Wipptales nach Inbetriebnahme des BBT
  • Gute Ausbildungsmöglichkeiten für die jungen Wipptaler/-innen, Schaffung von qualifizierten Arbeitsplätzen
  • Einsatz für die Berglandwirtschaft sowie eine Aufwertung des ländlichen Raumes.

Zumindest was das Thema Einwanderung und Sanität betrifft, könnte man meinen, Kompatscher macht es dem Sterzinger Bürgermeister Fritz Karl Messner nach, der bei den letzten Gemeinderatswahlen bekanntlich von der SVP zu seiner Bürgerliste abgesprungen war. Muss man also auch bei einer Kandidatur auf der SVP-Liste einen auf Opposition machen, wenn man das schwierige Unterfangen angeht, im Wipptal ausreichend Stimmen zusammenzubekommen? „Ich trete so auf, wie ich bin und bringe die Erfahrungen ein, die ich in den vergangenen Jahren als Bürgermeister hautnah gemacht habe“, entgegnet Franz Kompatscher.

"Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es zu dieser negativen Entwicklung im Sanitätsbereich niemals gekommen wäre, wenn wir einen Vertreter oder eine Vertreterin im Landtag gehabt hätten."

Immer noch stark gefühlt scheinen dabei die Themen Streichung der Geburtenabteilung und Auswirkungen der Sanitätsreform auf das Sterzinger Krankenhaus und auf den Bezirk zu sein. Diese Entwicklungen hätten die Entscheidung für eine Kandidatur wesentlich beeinflusst, unterstreicht Kompatscher. „Nur wer vertreten ist, kann mitentscheiden und hat politisches Gewicht. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es zu dieser negativen Entwicklung im Sanitätsbereich niemals gekommen wäre, wenn wir einen Vertreter oder eine Vertreterin im Landtag gehabt hätten“, sagt der Wipptaler Bürgermeister. Der sich auch kein Blatt vor den Mund nimmt, seine Parteikollegin Martha Stocker einmal mehr zu kritisieren. „Mit Martha Stocker und ihrer Sanitätspolitik kann man nicht zufrieden sein, wenn man sieht, wie heute der gesamte Bezirk unter der Schwächung des Krankenhauses leidet.“

 „Ich habe schon zu oft Menschen bei der Verleihung der italienischen Staatsbürgerschaft den Schwur abgenommen, die weder ein Wort Deutsch noch Italienisch können."

Beim Thema Einwanderung wird der Wipptaler Landtagskandidat vor allem den Freiheitlichen Wind aus den Segeln nehmen. Franz Kompatscher spricht als Bürgermeister einer Gemeinde mit  hohem Ausländeranteil und direkter Betroffenheit von der Flüchtlingsthematik von einem Südtirol, dass „unser Südtirol bleiben muss, das nicht überfremdet wird und die Sicherheit der Bürger/-innen garantiert“. Und fordert Maßnahmen, „um sowohl die legale als auch die illegale Zuwanderung einzuschränken.“ „Man muss den Spreu stärker vom Weizen trennen“, erklärt er seine Ideen gegenüber salto.bz. In seiner Gemeinde mache er tagtäglich die Erfahrung, dass sich viele Zuwanderer „tadellos verhalten, sehr wertvoll sind und sich in die Gemeinschaft einbringen“. Andere dagegen würden jahrelang nur von sozialer Unterstützung leben und keinen Schritt in Richtung Integration unternehmen. „Ich habe schon zu oft Menschen bei der Verleihung der italienischen Staatsbürgerschaft den Schwur abgenommen, die weder ein Wort Deutsch noch Italienisch können“, erzählt er. Auch weil man all das auf kommunaler Ebene weit mehr mitbekomme, fordert Franz Kompatscher ein stärkeres Mitsprache- und Einspruchsrecht der Gemeinden und des Landes bei der Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen und Staatsbürgerschaften durch den Staat.

Ob eine solche herbe Edelweiß-Version dem kleinsten SVP-Bezirk des Landes im Herbst endlich den ersehnten Landtagssitz bringen wird, kann jetzt noch schwer abgeschätzt werden. Doch es sieht zumindest danach aus, als wäre Franz Kompatscher entschlossen, dem Wahlkampf seiner Partei mit einer ganz eigenen Note zu bereichern. Wie er es selbst ausdrückt: „Ich bin bekannt dafür, dass ich die Probleme der Menschen anspreche und mich mit Nachdruck einbringe, besonders werde ich dies für die SüdtirolerInnen mache, denen es nicht so gut geht. Einen Kuschelkurs wird es da mit mir nicht geben.“