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Achterbahn – Mit Zuversicht nach vorn

Philipp Trojer verarbeitet in seiner neuen Single „Achterbahn“ die Turbulenzen des letzten Jahres. Er will aber Positivität und Zuversicht vermitteln.
Philipp Trojer
Foto: Philipp Trojer

salto.bz: In deinen Songtexten verarbeitest du meistens persönliche Erlebnisse und Gefühle. Was verbindest du mit deinem neuen Song „Achterbahn“?

Philipp Trojer: Achterbahn ist kurz nach Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 entstanden. Ich saß zu Hause und konnte gar nicht begreifen, in was für eine unvorstellbare Situation wir da alle geraten waren. Ich habe in dieser Zeit auf meinen bisherigen Lebensweg zurückgeblickt und festgestellt, dass es da ganz oft unvorhersehbare Ereignisse gegeben hat und Situationen, in denen ich nicht wusste, wie es weitergehen soll. Diese unerwarteten Wendungen haben mich auf das Bild einer Achterbahnfahrt gebracht. Genau so hat sich mein Leben oft angefühlt. Du sitzt in einer Achterbahn und weißt nicht, wann der nächste Looping kommt. Dabei hast du zwei Möglichkeiten: Entweder du erstarrst vor Angst, oder du schmeißt dich in den freien Fall, lässt es einfach auf dich zukommen und holst das Beste heraus. Und genau diese Einstellung zum Leben wollte ich in einen Song packen, um mich selbst immer wieder daran zu erinnern, wie wichtig es ist, sich nicht von der Ungewissheit lähmen zu lassen, sondern sich mutig und voller Zuversicht ins Leben zu stürzen. Vieles kommt anders als geplant, aber wenn man die Chancen mutig und voller Elan ergreift, dann kommt (fast) immer etwas Positives dabei heraus. Gerade in der aktuellen Zeit ist es oft schwierig eine positive Einstellung beizubehalten. Wenn mein Song dabei eine kleine Hilfe sein kann, dann freut mich das umso mehr.

Wie hast du diese Achterbahnfahrt als Künstler erlebt?

Für uns Künstler und Kreative war und ist Corona eine sehr schwierige Zeit. Ich habe seit ich 15 Jahre alt bin nicht mehr so wenige Konzerte gespielt. Mir fehlt nicht nur die positive Energie, die bei einem Konzert zwischen Künstler und Publikum entsteht, sondern auch meine vielen Freunde, mit denen ich in den letzten Jahren auf der Bühne stand. Natürlich ist auch der finanzielle Aspekt ein großes Problem, das aber andere sicher noch schlimmer getroffen hat als mich. Wir alle setzten jetzt große Hoffnung auf die Impfung, die hoffentlich bald eine Wiederaufnahme des Kulturbetriebes ermöglichen wird. Es war jetzt schon viel zu lange still.

Der Song hat einen sehr hoffnungsvollen Unterton.

Ich versuche in meinen Songs eigentlich meistens meinen Hörern eine positive Message mit auf den Weg zu geben. Für mich ist Musik ganz oft genau das: Etwas das mich anspornt, das mich motiviert, das mir Mut gibt. Gerade in dieser Zeit braucht jeder von uns ab und zu einen Mutmacher denke ich. Persönlich versuche ich mich in jeglicher Situation immer auf das Positive zu fokussieren (besonders jetzt wird man sonst wahnsinnig). Und auch in dieser Zeit kann ich da etwas finden. Ich habe die Corona-Zwangspause genutzt, um zu mir selbst zu finden, meinen eigenen Musikstil besser zu definieren und weiterzuentwickeln, habe an neuem Song-Material gearbeitet und fleißig geübt.  Auch wenn es still ist, wichtig ist, dass es keinen Stillstand gibt.

 

Achterbahn - Philipp Trojer

 

Auf welche kommenden Aspekte deiner Musik blickst du positiv?

Persönlich freue ich mich nun darauf, weitere neue Songs zu veröffentlichen, die schon in der Schublade darauf warten. Und ganz besonders hoffe ich natürlich, dass diese Release im Sommer begleitet von Live-Auftritten stattfinden können.

Werfen wir kurz einen Blick auf deinen Werdegang: An welche Schlüsselmomente deiner Karriere erinnerst du dich zurück?

Einer der Schlüsselmomente war sicher jener, als mir mein Vater „The House oft the rising Sun“ auf der Gitarre vorgespielt hat. Ich war zwar noch ein Knirps, aber mir war sofort klar, dass die Gitarre mein Instrument ist. Mit 10 hab ich dann endlich einen Platz in der Musikschule bekommen und von da an wie ein Besessener geübt. Mit 11 hab ich dann in meiner ersten Band gespielt, mit 14 hab mich zum erstenmal ans Mikro gestellt und seitdem wollte ich von da nicht mehr weg.  In den letzten 6, 7 Jahren habe ich hunderte Konzerte in den verschiedensten Situationen mit verschiedenen Bands gespielt. Mit meinem Akustik-Duo Since11 habe ich es von der Picke auf gelernt, die Menschen zu entertainen. Mit Max von Milland bin ich durch Österreich und Deutschland getourt und im BR aufgetreten, mit Westbound hatten wir wunderbare Auftritte in Südtirol, aber auch in den USA und sogar in Äthiopien. Für mein Soloprojekt habe ich mit vielen tollen Kreativen zusammengearbeitet, Musikvideos gedreht und einige unvergessliche Konzerte gespielt. Das alles werde ich immer in meinem Herzen tragen, ganz egal, was noch passiert. Wenn ich auf meinen bisherigen musikalischen Weg zurückblicke, dann sehe ich nicht nur die große Passion und Begeisterung für die Musik, sondern auch vor allem die vielen Freundschaften, die ich durch die Musik geschlossen habe. Und die vielen Erlebnisse, die uns zusammengeschweißt haben – auf und neben der Bühne.

Während du in deinen Anfangsjahren als Künstler, Songs auf englisch geschrieben hast, bist du nun auf die deutsche Sprache übergegangen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Am Beginn meiner Solokarriere (ich war 19) wollte ich meinen großen Idolen nacheifern: Bon Jovi, Foo Fighters, AC/DC. Alles Künstler, die auf Englisch singen. Deshalb kam auch für mich nur Englisch in Frage. Mit der Zeit kam dann die Einsicht, dass ich wohl besser in den USA geboren wäre, wenn ich wie Bon Jovi sein wollte. Den Wechsel zum Texten auf Deutsch gab es dann durch ein ganz bestimmtes Ereignis: 2013 ist mein Opa gestorben. Zum ersten Mal habe ich jemanden verloren, der mir sehr nahe stand. Um mit dieser Situation umzugehen und meine Emotionen und offenen Fragen nach außen zu lassen, habe ich dann einen Song geschrieben („Wenn du da oben bist“). Weil das Thema so persönlich war, war auch der Songtext auf Deutsch. Zum ersten Mal habe ich auf Deutsch getextet und es hat sich sofort gut angefühlt. So ist es mir möglich, mich viel besser und gezielter, viel authentischer auszudrücken und deshalb bin ich seitdem auch dabei geblieben.

Inwiefern hat sich dein Musikstil weiterentwickelt und woher kam der Anstoß? In deinem neuen Lied klingen härtere und fröhlichere Rock-Töne an, als bei deinem letzten eher melancholischen Hit „Keine Liebeslieder“.

Wie schon gesagt, meine Idole und Inspirationsquellen sind die großen Rocklegenden. Die E-Gitarre das erste Instrument meiner Wahl, da macht es nur Sinn, dass man meiner Musik das auch anhört. Anfangs war mir selbst noch nicht ganz klar, wie meine Musik klingen sollte, wohin die Reise gehen sollte. Da waren einige Songs noch etwas braver. Jetzt habe ich eine viel klarere Sicht darauf, wie mein Sound klingt und wofür ich stehen möchte. Das hat mich enorm befreit und es mir ermöglicht, im Songwriting viel mutiger, offensiver und experimentierfreudiger zu sein. Das hat mir auch die Ruhe im Coronajahr ermöglicht. Ich hatte Zeit, um mich mit mir selbst zu beschäftigen und mir klar zu machen, wie Philipp Trojer klingen soll. Natürlich ist auch immer das Thema des Songs ausschlaggebend dafür, wie ob ein Song eher balladige Elemente enthält oder richtig abgeht.  Melancholische Töne haben einfach zur Geschichte hinter „Keine Liebeslieder“ gepasst. Härtere und aggressivere Klänge unterstützen hingegen die positive Message in „Achterbahn“. Auf jeden Fall wird auch in Zukunft beides Platz in meiner Musik finden.