Wirtschaft | Gesundheitssektor

EU: Ausgaben für Gesundheitswesen

Im Durchschnitt wurden in den EU-Ländern im Jahr 2018 9,9% des Bruttoinlandsproduktes für Gesundheit ausgegeben. Italien lag mit 8,7% unter dem EU-Durchschnitt.
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Foto: Pixabay

In Zeiten der Corona-Pandemie werden immer wieder Vergleiche gezogen, wie effizient die einzelnen EU-Länder die Herausforderungen der COVID 19-Pandemie meistern und wie gut ihre Gesundheitssysteme sind.  Im Folgenden werden einige interessante Kennzahlen aus dem Gesundheitsbereich der EU verglichen.

Laut Eurostat* beliefen sich die Ausgaben für Gesundheit in den EU-Ländern im Durchschnitt im Jahr 2018** auf 9,9% des Bruttoinlandsproduktes (BIP).  Mit 11.5% lag Deutschland an der Spitze, gefolgt von Frankreich (11,3%), Schweden (10,9%), Belgien (10,3%) und Österreich (10,3%).  Italien gab nur 8,7% seines BIP für Gesundheit aus und lag somit unter dem EU-Durchschnitt von 9,9%. Die baltischen Staaten, Polen, Rumänien und Luxemburg bildeten das Schlusslicht.

Den höchsten Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP in Europa hatte das Nicht-EU-Land Schweiz mit 11,9%, auch Norwegen mit 10,1 % und Großbritannien mit 10% zählen zu den Ländern mit hohen Gesundheitsausgaben gemessen am BIP.

Wie hoch sind die pro-Kopf Gesundheitsausgaben in den EU-Ländern?

Bei den pro-Kopf Gesundheitsausgaben reicht die Spanne von 5256 Euro in Dänemark zu lediglich 584 Euro in Rumänien. Im EU-Durchschnitt wurden im Jahr 2018 2982 Euro pro Person für Gesundheit ausgegeben. Die höchsten Gesundheitsausgaben pro Kopf verzeichnete Dänemark mit 5256 €, gefolgt von Luxemburg (5221 €), Schweden (5011 €), Deutschland (4627 €) und Irland (4613 €). In Italien betrugen die Gesundheitsausgaben pro Kopf 2534 €, ein Wert der knapp unter dem EU-Durchschnitt liegt. Italien gibt wesentlich weniger für Gesundheit aus, als die 2 anderen großen EU-Länder Deutschland (4627 €) und Frankreich (3969 €) aus, Spanien liegt etwas hinter Italien.   Lettland (936 €), Ungarn (917 €), Polen (830 €) Bulgarien (587€) und Rumänien (584€) hatten die niedrigsten pro-Kopf Gesundheitsausgaben.

Die Gesundheitsausgaben der Nicht-EU-Länder Lichtenstein (8318 €) und Schweiz (8323 €) waren mit über 8000 Euro pro Kopf fast dreimal so hoch wie der EU-Durchschnitt.

Das starke Gefälle bei den Gesundheitsausgaben hängt stark mit dem Wohlstandsniveau der EU-Länder zusammen. Vergleicht man die Zahlen des pro-Kopf Bruttoinlandsprodukts mit den pro-Kopf Gesundheitsausgaben der EU-Länder, so zeigt sich ein ähnlicher Verlauf.

Wieviele Spitalsbetten pro 100.000 Einwohner stehen in den EU-Ländern zur Verfügung?

Eine andere wichtige Kennzahl im Gesundheitsbereich ist die Anzahl der Spitalsbetten*** pro 100.000 Einwohner. Generell ist zu bemerken, dass die Spitalsbetten in den vergangenen Jahren in fast allen EU-Ländern als Folge von Sparmaßnahmen im Gesundheitssektor zum Teil stark abgenommen haben. EU-weit nahm die Zahl der Spitalsbetten pro 100.000 Einwohner zwischen 2007 und 2018 um 9% ab. In Italien kam es im selben Zeitraum sogar zu einem Rückgang von 18,6%, Frankreich verringerte seine Krankenhausbetten- Kapazität um über 15%, während in Deutschland die Anzahl der Spitalsbetten nur um 2,9% zurückging.

Die durchschnittliche Krankenhausbetten-Kapazität pro 100.000 Einwohner in der EU lag im Jahre 2018 bei 538. Mit einer Bettenkapazität von 800 pro 100,000 Einwohner lag Deutschland an der Spitze gefolgt von Bulgarien, Österreich, Ungarn und Rumänien. Italien verfügt pro 100.000 Einwohner über 314 Krankenhaus-Betten und liegt mit Irland, Spanien, Dänemark und Schweden im untersten Viertel. Bemerkenswert ist, dass sich unter den Ländern mit hohen Spitalsbetten-Kapazitäten nicht nur wohlhabende Länder befinden, sondern auch viele wirtschaftlich schwächere Länder in Osteuropa, wie Bulgarien, Ungarn, Rumänien und Polen eine hohe Spitalsbetten-Kapazität aufweisen.

In welchem EU-Land ist die Lebenserwartung am höchsten?

Die durchschnittliche Lebenserwartung in der EU betrug im Jahre 2018 81 Jahre. Mit durchschnittlich 83,5 Jahren liegt Spanien an der Spitze, gefolgt von Italien mit 83,4 Jahren, in Frankreich und Zypern betrug die durchschnittliche Lebenserwartung je 82,9 Jahre und Schweden brachte es auf 82,6 Jahre. Das Nicht-EU-Land Schweiz hat in Europa mit 83,9 Jahren die höchste Lebenserwartung.

Interessant ist, dass sich unter den ersten 10 Ländern mit der höchsten Lebenserwartung, 6 Mittelmeerländer befinden, von denen die meisten, bezogen auf die Gesundheitsausgaben pro Kopf nicht im Spitzenfeld liegen. Ein gutes Gesundheitssystem, ist eine wichtige Voraussetzung für eine hohe Lebenserwartung, doch auch andere Faktoren,  wie zum Beispiel gesunde Ernährung**** und viel Bewegung wirken sich positiv auf die Lebenserwartung aus.

* Eurostat ist die Statistikbehörde der EU

** Die neuesten vorhandenen Zahlen für den Gesundheitsbereich in der EU beziehen sich auf das Jahr 2018.

*** Krankenhausbetten umfassen stationäre Betten, die in öffentlichen, privaten, allgemeinen und spezialisierten Krankenhäusern und Rehabilitationszentren verfügbar sind.

****Diverse Studien belegen, dass die Mittelmeerküche, die auf viel Fisch, Gemüse, Hülsenfrüchte, Salat und Obst basiert, zu einem gesunden Lebensstil beiträgt.