Politik | SVP-Kandidaturen

„Das haben wir nicht vorausgesehen“

Mit der Wahl der SVP-Bezirkskandidaten in Meran und Vinschgau entscheidet sich am Donnerstag Abend definitiv, wie viele Männer sich noch auf die Landesliste retten können. Klar ist schon jetzt: Die Quote in letzter Sekunde funktioniert nicht.
„Das-ist-das-Haus-vom-Ni-ko-laus“
Foto: Luca Meneghel

Veronika Stirner Brantsch hat harte Wochen hinter sich.  „Was ich in letzter Zeit erlebt habe, ist mit in zehn Jahren politischer Arbeit nie passiert“, meint die Meraner Landtagsabgeordnete. Was sie damit meint? Eine Stimmungsmache gegen Frauen und das Polemisieren gegen die Quote, die Mobilisierung in den Ortsgruppen, sich auf männliche Kandidaten zu konzentrieren und nicht zuletzt persönliche Angriffe und Vorwürfe. „Ich kann mir anhören, dass ich verantwortlich wäre, wenn ein Mann aus dem Bezirk Meran nicht auf die Kandidatenliste kommt“, sagt sie.

Die Rechnung, die hinter dem aktuellen Geschlechterkampf innerhalb der Südtiroler Volkspartei steht, ist denkbar einfach. 35 Listenplätze gibt es für die Landtagswahlen im Herbst, zwölf davon müssen laut den neuen Quotenbestimmungen mit Frauen besetzt werden. Mit der Wahl von Spitzenkandidat Arno Kompatscher sowie den Basiswahlen der Jungen Generation und der Bezirke Bozen, Unterland, Pustertal und Eisacktal sind bereits 17 Plätze vergeben - allerdings nur vier davon an Frauen. Maximal zwei weitere werden am Donnerstag Abend folgen: Im Bezirk Burggrafenamt ist Veronika Stirner Brantsch die einzige Frau unter sieben Kandidaten, die sich um fünf Listenplätze  bewerben. Im Vinschgau konkurriert Bezirks-Obfrau Rosalinde Gunsch Koch mit dem Landtagsabgeordneten Sepp Noggler um den zweiten Listenplatz.

 

Acht Plätze für sechs bis acht Frauen

Je nachdem wie das Rennen heute Abend ausgeht, braucht es für die SVP-Liste also noch sechs bis acht weitere Frauen. Diese können nach den Nominierungen auf Bezirksebene von Obmann Richard Theiner und Spitzenkandidat Arno Kompatscher vorgeschlagen und vom Parteiausschuss gewählt. Angesichts der kargen weiblichen Ausbeute in den Bezirken wird es aber vor allem eine Wahl unter Frauen bleiben. Denn neben den acht weiteren Bezirkskandidaten ist ein Platz für den ladinischen Kandidaten Florian Mussner reserviert, ein weiterer wurde Elmar Pichler Rolle versprochen. Damit bleiben noch acht Plätze übrig, die in der Parteizentrale besetzt werden können. Schaffen im Burggrafenamt und Vinschgau beide Frauen den Sprung auf die Bezirksliste, können zwei davon mit Männern besetzt werden. Würde es dagegen weder Stirner Brantsch noch Gunsch Koch schaffen, könnte neben acht Frauen nur noch Elmar Pichler Rolle nachnominiert werden.

Ein Ergebnis, das mit einer verpflichtenden Frauenquote auf Ebene der Bezirke und Gremien vermieden werden hätte können. Darüber sind sich mittlerweile nicht nur die Frauen in der Partei einig, die vor zwei Monaten mit einem entsprechenden Vorschlag im Parteiausschuss abgeblitzt sind. Auch Merans Bezirks-Obmann und Senator Karl Zeller räumt ein, dass die Frauenquote für alle Nominierungen sinnvoll gewesen wäre. „Doch wir haben einfach nicht vorausgesehen, dass alles so laufen wird“, meint er.

„Ein Drittel ist wohl keine Unerhöhrtheit“

Immerhin hatte die Volkspartei auch bei den letzten und vorletzten Landtagswahlen zehn bzw. elf Frauen auf der Liste, erklärt Frauenchefin Angelika Margesin. „Ein Drittel Frauen ist jetzt wohl wirklich keine Unerhörtheit“, meint sie. Dennoch habe sich nun in Zusammenspiel mit den Basiswahlen und einem großen männlichen Andrang ein unnötiges Spektakel ergeben, das sowohl der Partei und vor allem den Frauen schade.

Ein Punkt, in dem sie von Parteiobmann Richard Theiner Recht bekommt. „Mir tut vor allem leid, dass sich die Diskussion nun in die Richtung entwickelt hat, dass man Frauen nicht zu wählen braucht, weil sie sowieso rein kommen“, sagt er. Wie nachhaltig solche Äußerungen wirken, kann am Donnerstag Abend überprüft werden – wenn die Stimmzettel für Rosalinde Gunsch Koch und Veronika Stirner Brantsch ausgezählt werden. Für die Landtagsabgeordnete wäre eine spätere Nominierung im Fall einer Nicht-Wahl ein schwacher Trost. Denn, wie sie meint: „Ich bin schließlich keine Lückenbüßerin, die auf die Landesliste gesetzt werden will, sondern ich will von meinem Bezirk mitgetragen werden.“