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Der Ausbau des Güterverkehrs

Die Brennerautobahn AG strukturiert ihre Schienentöchter völlig um und kauft drei neue Unternehmen an. Eine 50 Millionen-Euro Investition in die Zukunft.
InRail
Foto: InRail SPA
Der entscheidende Akt folgt am 26. Oktober 2021. An diesem Tag werden sich die Gesellschafter der „Brennerautobahn AG“ zu einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung treffen, um das Statut der Gesellschaft zu ändern. Die Statutenänderung ist nötig, um die Struktur jener Tochterunternehmen völlig umzubauen, mit denen die Autobahngesellschaft seit Jahren im Bereich des Güterverkehrs operiert.
Dieser Umbau wird am heutigen Samstagvormittag von der Spitze der Brennerautobahn AG auf vorgestellt. Zentraler Punkt auf der Pressekonferenz ist der Ankauf von drei zusammengehörenden Unternehmen sein, die das Engagement der Autobahngesellschaft auf der Schiene noch einmal deutlich steigern sollen. Dafür wird die A22 unmittelbar 20 Millionen Euro lockermachen.
 

Das Unternehmen

 
Das Abenteuer Schiene begann für die Brennerautobahn noch unter dem Präsidenten Ferdinand Willeit. Der ehemalige SVP-Parlamentarier gründete dafür die Brennerautobahn-Tochter „Brenner Schienentransport AG“ (STR) als eine Art grenzüberschreitende Plattform für den Eisenbahn- und Kombiverkehr sein. Die STR-Aktionäre waren anfänglich die Brennerautobahn AG mit 85 Prozent und die Länder Südtirol, Tirol, Trentino und Verona, sowie die Bayrische Landesbank mit je 3 Prozent. Heute ist die STR eine 100-Prozent-Tochter der Brennerautobahn.
Darunter wurde mit der „Rail Traction Company“ (RTC) im Februar 2000 ein privates Eisenbahnunternehmen, das einen Güterzugdienst entlang der Brennerachse durchführte. Der Fokus liegt dabei von Beginn an auf Dienstleitungen für Transportlogistikunternehmen. Das Geschäftsmodell: Eine Art rollende Landstraße, die vor allem LKWs und ihre Ladung auf der Schiene über den Brenner bringen soll. Die RTC stellt dabei ganze Züge zur Verfügung und tritt offen in Konkurrenz zu den italienischen Eisenbahnen.
 
 
Mitte Oktober 2001 startet die RTC mit vier Zügen täglich - zwei von Verona nach München und zwei in umgekehrter Richtung. Heute sind es rund zehnmal so viele. Die RTC-Züge sind dabei zwischen Norditalien und Hamburg genauso unterwegs, wie für tägliche Getreidelieferungen aus Rumänien, Ungarn, Serbien oder der Ukraine. Jährlich wickelt man inzwischen rund 12.000 Züge ab.
Auch die Zusammensetzung der Gesellschafter der „Rail Traction Company“ (RTC) haben sich in den zwei Jahrzehnten ihres Bestehens nachhaltig geändert.  Willeits ehrgeiziges Ziel war es aber von Beginn an, die Deutsche Bahn mit ins Boot zu holen. Das gelingt auch. Nachdem der Großteil der privaten Aktionäre aussteigt, steigt die Deutsche Bahn-Tochter „Railion Deutschland AG mit 30,07 Prozent in die RTC ein.
Heute gehört die Rail Traction Company zu 95,53 Prozent der STR und zu 4,47 Prozent der „DB Cargo AG“, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn. Dazu gibt es eine „Lokomotion“ eine gemeinsame Tochter an der STR, RTC, sowie die Deutsche Bahn gemeinsam beteiligt sind.
 

Der Ankauf

 
Vor fünf Monaten wurde der ehemalige STA-Präsident und St. Lorenzener Bürgermeister Martin Ausserdorfer neuer RTC-Geschäftsführer. Unter Ausserdorfer, der auch im Aufsichtsrat der Brennerbasistunnel-Gesellschaft BBT SE sitzt, wird jetzt das Engagement in Sachen Gütertransport noch einmal deutlich ausgebaut.
Grundlage sind mehrere Studien zur Entwicklung dieses Bereichs in den nächsten Jahrzehnten, die die Autobahngesellschaft in Auftrag gegeben hat. So geht aus einer Studie von McKinsey hervor, dass der Güterverkehr in den kommenden Jahren jährlich um 2,2 Prozent anwachsen wird. Mit dem Bau der BBT geht man bis 2035 von einer Verdoppelung des Güterverkehrs im Vergleich zu heute aus.
 
 
Vor diesem Hintergrund hat der Verwaltungsrat der Brennerautobahn AG diese Woche die Übernahme der „InRail Spa“ beschlossen. Die Brennerautobahn erwirbt. 75 Prozent des Unternehmens. Die private Eisenbahngesellschaft mit Rechtssitz in Genua und operativen Stützpunkten in Udine und in Neu-Görz in Slowenien, gehört mit 120 Angestellten zu einem der gutgehenden Unternehmen in Sektor des Güterverkehrs. InRail bringt wöchentlich 150 Züge zwischen Italien, Österreich und Slowenien auf die Schiene.
Zusammen mit der Konzernmutter Inrail kauft die Brennerautobahn jetzt aber auch deren operative Töchter „Tenor Srl“ und „Inter-Rail Spa“ an. Damit dürfte sich der Umsatz der RTC und der Konzernmutter STR mehr als verdoppelt.
Gleichzeitig will die Muttergesellschaft Brennerautobahn AG diesen Bereich neu strukturieren. So soll eine neue Gesellschaft (NewCo) gegründet werden, die Beteiligungen von RTC, Lokomotion und der neuen Inrail vereint. Diese neue Gesellschaft soll zu 89,9 Prozent der STR und zu 10,1 Prozent der Tenor Srl und der Inter-Rail Spa gehören.
Zur Neugliederung dieser Unternehmen wurden jetzt mehrere Modelle ausgearbeitet, über die man noch beraten will und in der Gesellschafterversammlung abstimmen wird.
Sicher ist: Die Autobahngesellschaft erhöht mit dieser Operation ihr Gewicht im alpenüberquerenden Transport auf der Schiene nachhaltig.