Kultur | Bozen

Das Rundum-sorglos-Paket für Kreative

Tolle Ideen und hohe Ambitionen, aber wie realisieren? Kreativ- und Kulturschaffende wenden sich mit ihren Schwierigkeiten und Bedürfnissen am besten an Weigh Station.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
  • Kreativität wie auch Kultur sind variabel, vielfältig und geschmückt von tausend Gesichtern“, sind sich Roberta Pedrini und Valentina Cramerotti, die beiden Gründungsmitglieder des Kulturvereins Weigh Station, einig. Umso schwieriger sei es für kreative Köpfe, sich in der dynamischen und wechselhaften Welt der Kreativ- und Kulturwirtschaft zurecht zu finden, wenn es darum geht, aus den eigenen Ideen und Ambitionen einen Beruf zu machen. Projektgestaltung, Vernetzung, Finanzierung, Steuersituation, Vermarktung, Weiterbildung, oder der Umgang mit Rückschlägen; All‘ das sind Fragen, die Kreativ- und Kulturschaffende vor ein Meer von Möglichkeiten, aber auch Schwierigkeiten stellen, begleitet von Vorurteilen, wie: man könne eh kein Geld verdienen, brauche enormes Glück oder solle lieber einer richtigen Arbeit nachgehen. Dem widerspricht Weigh Station entschieden und bemüht sich auf alle Fragen, die die Kreativ- und Kulturarbeit aufwirft, eine Antwort zu finden. 

    Der Verein, mit Sitz im Bozner Waaghaus, fungiert als vitaler Knotenpunkt für eine Community Kreativ- und Kulturschaffender, verfolgt Erfolgsrezepte außerhalb der Landesgrenzen, hilft bei der Realisierung von Projekten und bietet laufend Expertenberatungen sowie Weiterbildungsangebote zu innovativen Themen an, maßgeschneidert für verschiedenste Bedürfnisse und Ambitionen. Roberta Pedrini, Präsidentin des Vereins, und Valentina Cramerotti, leitende Kommunikationsmanagerin, schildern im Gespräch, was hinter der Initiative Weigh Station steckt und wie sie Kreativ- und Kulturschaffenden bei der Verwirklichung ihrer Ideen und Träume helfen kann.

  • Die Gründungsmitglieder Roberta Pedrini (links) und Valentina Cramerotti (rechts) kennen die Probleme und Bedürfnisse des Kreativ- und Kultursektors aus eigener Erfahrung. Foto: © Weigh Station/Claudia Corrent
  • Was macht den kulturellen Verein Weigh Station in Bozen aus eurer Sicht einzigartig in Südtirol?

    Cramerotti: Als wir vor etwa 10 Jahren mit dem Projekt Weigh Station begannen, starteten wir damit eine der ersten und wenigen Initiativen, die sich mit dem Thema Kreativ- und Kulturarbeit auf professioneller Ebene in einem breiteren Kontext befasst hat. Die Innovation des Projekts bestand von Beginn an darin, sich ganzheitlich mit Kultur und Kreativität zu befassen, also nicht nur mit einem spezifischen Bereich, sondern mit vielen verschiedenen, wodurch wir herausfinden konnten, welche sektorübergreifenden Probleme sowie Interessen bestehen und wie diese unsererseits mit Dienstleistungen, Veranstaltungen, Schulungen etc. beantwortet werden können.

    Pedrini: Des Weiteren wollten wir eine breite Community Kulturschaffender und kreativer Menschen kreieren bzw. dieser einen Namen und eine konkrete Form geben, jedoch unter absoluter Wahrung der Freiheit kreativer Ausdrucksweise. Dabei war es unser Antrieb, das Potenzial dieses kreativen und kulturellen Milieus in Trentino-Südtirol zu stärken, es in einem Netzwerk zu festigen und Unterstützung zu leisten.

     

    Es war stets unser Anliegen mit unserer Vision einen Beitrag zur Entwicklung der regionalen Kultur- und Kreativwirtschaft zu leisten.

  • Woher kam die Idee von Weigh Station und welchen Weg hat der Verein hinter sich?

    Cramerotti: Als fünf-köpfige Gruppe von Kreativ- und Kulturarbeitenden, aus den Kulturvereinen Cooperativa 19, Leitmotiv und der Kunstgalerie Foto Forum, waren wir selbst mit den Hürden und Schwierigkeiten sowie auch den Bedürfnissen und Notwendigkeiten konfrontiert, welche die Kultur- und Kreativwirtschaft mit sich brachte. Der Sinn des anfänglichen Projekts „Weigh Station for Culture“ war es für uns und andere Kreativ- und Kulturarbeitende ein angemessenes Umfeld, ein Netzwerk zu schaffen, um unsere Professionalitäten und Tätigkeiten entwickeln und ausüben zu können. Darüber hinaus war es stets unser Anliegen mit unserer Vision einen Beitrag zur Entwicklung der regionalen Kultur- und Kreativwirtschaft zu leisten.

  • Eine Erfolgsgeschichte! Seit der Gründung der Initiative im Jahr 2014 entwickelte Weigh Station vom Projekt zum Kulturverein. Foto: © Weigh Station/Samira Mosca
  • Pedrini: Wir waren fleißig, organisierten wöchentliche Events, Dialogplattformen und starteten über die Jahre verschiedenste Initiativen der Unterstützung für Kreative und Kulturschaffende. Wir stellten die Arbeiten lokaler KünstlerInnen und DesignerInnen aus oder schufen eine Pinnwand für Stellenanzeigen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit. So wuchs Weigh Station beständig in Sachen Vielseitigkeit sowie Mitgliederzahl und seit 2019 agieren wir nun als Kulturverein Weigh Station. Dazu ist festzustellen, dass es in unserem überschaubaren Südtirol sehr viele Menschen gibt, die in der Kreativ- und Kulturwirtschaft tätig sind oder sein wollen und so ist auch die Nachfrage nach Unterstützung, Beratung und Austausch sehr hoch. Wir sind keine Gewerkschaft, aber wir versuchen zu sensibilisieren, zu unterstützen und stets Augen und Ohren für die wirklichen Bedürfnisse von Kreativ- und Kulturarbeitenden offen zu halten. Zudem fördern wir jedes Jahr die Realisierung von Projekten lokaler Kultur- und Kreativschaffender, also an Arbeit fehlt es uns gewiss nicht.

  • Kreativ- und Kulturschaffenden werden umfassende Beratungen von ExpertInnen geboten, maßgeschneidert für individuelle Bedürfnisse oder Hürden. Foto: © Weigh Station
  • Wie sieht das Angebot aus, das ein/e Kreativ- und Kulturschaffende/r in Anspruch nehmen kann, um ihre Wunschprojekte zu konkretisieren?

    Pedrini: Zum einen haben wir einen Werkzeugkasten kreiert, der verschiedenste „Tools“ enthält, die beim Einstieg in oder bei der Ausübung von Kultur- und Kreativarbeit helfen können. Im Zuge von WS Instrumenta organisieren wir für WallerInnen, also Mitglieder unseres Vereins und unserer Community, der WS Wall, individuelle Beratungsgespräche mit spezifischen ExpertInnen unseres Netzwerks, wobei wir einen Teil der Beratungskosten übernehmen. Zwei Mal im Monat finden zusätzlich ausgewählte One-to-one Beratungen statt, worunter einstündige Beratungen mit ExpertInnen bestimmter Themenbereiche sowie mit den Weigh Station-GründerInnen zu verstehen sind, die WallerInnen anmeldepflichtig und kostenlos in Anspruch nehmen können. Über die angebotenen Beratungen können sich die Mitglieder in unserem Monatsprogramm informieren. Die angebotene Expertise reicht von Finanzierung, Anfragen und Genehmigungen bis hin zu den Fachbereichen Steuerberatung, Vermarktung, Presse, Verlagswesen, Arbeitsrecht, Crowdfunding etc. Zudem konnten wir über die Jahre hinweg bestimmte sektorübergreifende Bedürfnisse und Thematiken herausarbeiten, die wir als Schwerpunkte in unseren Beratungen behandeln. So versuchen wir stets die Gemeinsamkeiten zwischen den Bereichen hervorzuheben und den Mehrwert intersektoraler Zusammenarbeit zu betonen und zu befördern.

  • In den Workshops von Weigh Station kommen alle Interessierten zusammen, um sich in konkreten Thematiken interaktiv weiterzubilden. Foto: © Weigh Station
  • Cramerotti: Bei der Projektlinie WS Workshop organisieren wir berufsbildende Schulungen, die nicht nur für unsere WallerInnen, sondern für alle Interessierten, Kulturschaffenden und kulturellen Einrichtungen zugänglich sind. Da die Kreativ- und Kulturwirtschaft ein innovativer Sektor ist, der sich ständig weiterentwickelt, gibt es meist keine bereits definierten Werdegänge oder Bildungswege, die Orientierung im Angesicht der enormen Fülle an Themen und Interessen bieten. Wir versuchen hier sowohl durch sektorübergreifende als auch bereichspezifische Angebote Abhilfe zu leisten und den TeilnehmerInnen Orientierung zu geben. Ein wichtiges Ziel ist hierbei auch, durch die Kollaboration mit nationalen und internationalen PartnernInnen und ExpertenInnen, die Südtiroler Kreativ- und Kulturwirtschaft in Vergleich mit Erfolgsmodellen aus dem Rest von Italien und Europa zu setzen.

  • Der WS Call fungiert als Projektausschreibung, welche Siegerprojekte bis zur Umsetzung fördert. Foto: © Weigh Station
  • Ein weiteres zentrales Standbein von Weigh Station scheint der WS Call zu sein. Kann man sich darunter eine Art Ausschreibung zur Projektförderung und -realisierung vorstellen?

    Cramerotti: Genau, der WS Call soll es den WallerInnen mit unserer finanziellen und beratenden Förderung ermöglichen, ein eigenes Projekt zu entwickeln und umzusetzen. Die Anweisung lautet, das eigene Projekt bzw. die eigene Idee einzureichen. Um die Zusammenarbeit in der WS Wall-Community zu stärken muss man dazu mindestens als Zweierteam arbeiten. Das Finanzierungs-Budget und die Anzahl der erwählten Projekte sind nicht immer dieselben. Dieses Jahr waren es drei mit einem Budget von je 3.000 Euro. Nach Einreichung, Sammlung und Erwählung der drei Siegerprojekte, können letztere dann bis zum Jahresende in Zusammenarbeit realisiert werden. Dabei bieten wir, zusätzlich zum genannten Budget, Mentoring für die Projektentwicklung, Unterstützung im Bereich der Kommunikation, z.B. durch Videos oder professionelle Fotoshootings, sowie die Möglichkeit, unsere Räumlichkeiten zum Arbeiten zu nutzen.

     

    Könnt ihr über die heurigen Siegerprojekte erzählen?

    Cramerotti: Der rote Faden des heurigen WS Calls war das Interesse für soziale Thematiken. Die drei Siegerprojekte befinden sich nun in der Endphase und werden in Kürze in den Räumlichkeiten von Weigh Station im Waaghaus von Bozen präsentiert. Im Projekt "Remember how spring" geht es um die digital-vermittelte Entdeckung des Bahnhofviertels in Bozen in Form einer Science-Fiction-Reise. Das zweite Projekt "Frail Hearts Stories" ist ein illustriertes Buch, das das Thema Geschlecht und persönliche Identität auf poetische und tiefgehende Weise behandelt. Im dritten Projekt "Can (We) Be Naked in the Metaverse? A collective way out: technologische Wege zu einer kollektiven Flucht" wird versucht, Aspekte genderspezifischer Stigmatisierung und sexueller Diskriminierung sowie Gewalt im digitalen Raum zu erforschen und sichtbar zu machen. Der WS Call ist also dafür gedacht, zu verstehen, woran lokale Kreativ- und Kulturschaffende interessiert sind, welche Themen vertieft werden, woran gerne gearbeitet wird und welche Projekte daraus entspringen.

  • Das Wall Festival 2023 zum Thema "Arbeit und Zukunft"

    Gestern startete das Wall Festival 2023. Könnt ihr einen kurzen Überblick darüber geben, was die BesucherInnen erwartet?

    Pedrini: Das Wall Festival findet anlässlich der Neugestaltung unserer WS Wall Community-Website in Zusammenarbeit mit dem Grafikstudio hund, vom 15. bis 18. November, im Waaghaus in Bozen statt. Dazu haben wir ein umfassendes Programm entwickelt, das sich in italienischer Sprache mit den Themen Arbeit und Zukunft in der Provinz Südtirol befasst. Am gestrigen Eröffnungsabend des 15. Novembers wird unsere neue Website veröffentlicht und mit einer DJ-Performance gefeiert. Heute (16. November) startet der "WALL space", wo Raum für Networking, Beratungen, Fotoshootings, ein Seminar zur Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben sowie die Möglichkeit zur Plattform-Registrierung geboten werden. Am 17. November wiederholt sich das Angebot mit neuen ExpertInnen. Das Festival schließt am 18. November mit einer Self-Care-Session, der Hauptkonferenz zum Thema Arbeit und Zukunft sowie dem Light-Lunch & get together.

     

    Ein Beitrag von Carolin Gamper.

  • Detailliertere Informationen und Updates zum Kulturverein Weigh Station finden sich unter folgendem Facebook-Link sowie der offiziellen Website. Alle Infos zum Programm des Wall-Festivals finden sich unter folgendem Link. Weigh Station wird gefördert vom Landesamt für Jugendarbeit der italienischen Kulturabteilung – Ufficio delle Politiche Giovanili.

    Dieser Beitrag entspringt der Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Jugendarbeit der italienischen Kulturabteilung – Ufficio delle Politiche Giovanili.