Politik | Junge in der Politik

Außenminister mit 27: "Kann der das auch?"

Wie alt müssen PolitikerInnen sein, um ernst genommen zu werden? Die Angelobung des 27-jährigen österreichischen Außenministers Sebastian Kurz wirft nicht nur in Österreich Fragen auf. Südtiroler Antworten von Tobe Planer und Philipp Achammer.

Mit 27 Jahren ins Außenministerium: Sebastian Kurz sorgt am Tag der Angelobung der neuen österreichischen Regierung zumindest außerhalb des Landes für den Schlagzeilenrekord unter den neuen Regierungsmitgliedern. Ob Bild, Zeit oder Süddeutsche, die mediale Aufmerksamkeit ist dem „feschen Jungspund“ gewiss. Dafür sorgen nicht nur bunte Elemente seiner kurzen politischen Vita wie eine „Schwarz ist Geil“-Kampagne von vor drei Jahren, sondern allem voran sein jugendliches Alter. „Zu jung und zu unerfahren“, hieß es schon vor drei Jahren, als Kurz zum jüngsten Staatssekretär der österreichischen Geschichte ernannt wurde. Zweifel, die beim aktuellen Karrieresprung nicht unbedingt kleiner wurden. Blamiert ein Studienabrecher mit wenig Erfahrung, der in Österreich den spöttischen Spitznamen der „Abiturient“ trägt, Österreich also auf dem internationalen politischen Parkett – oder braucht der verstaubte Politiladen noch viel mehr Sebastian Kurz, um Politikverdrossenheit entgegenzuwirken und mehr junge Menschen für Politik zu begeistern?

Tobias Planer, Bozner Gemeinderat und mit 2671 Vorzustimmen Viertgewählter und Gerade-Nicht-Gewählter auf der Grünen Liste bei den Landtagswahlen, tut sich zwar schwer diese Frage anhand des konkreten Beispiels Kurz zu beantworten. „Doch generell finde ich es gut, wenn auch junge Menschen Chancen auf so ein Amt bekommen“, sagt er. Denn: Gute Politik könne nur mit einer guten Mischung  aus jüngeren und älteren politischen Vertretern gelingen. „Und dabei sollen junge Politiker nicht nur bei jugendrelevanten Themen, sondern überall mitreden können“, sagt er.  Was die klassischen Über-Fünfziger an Erfahrung mitbringen, können jüngere Semester dafür mit größerer Motivation, Lernfähigkeit und neuen Perspektiven wettmachen, meint Planer.

Ähnlich sieht das Philipp Achammer. „Es ist eine Tatsache, dass man Jüngeren in der Politik prinzipiell weniger zutraut“, meint der 28-Jährige, der nicht nur Kurz persönlich kennt, sondern auch das Misstrauen, das dem neuen österreichischen Außenminister nun entgegenschlägt. „Als ich 2009 SVP-Parteisekretär wurde, haben viele zu mir gesagt, du magst zwar politisch geschickt sein, aber der Rucksack ist viel zu groß für dich“, erinnert er sich. Doch gerade das sei ein besonderer Reiz für junge Politiker – „ihre Skeptiker und Kritiker mit besonderem Fleiß und Leistungen davon zu überzeugen, dass wir es sehr wohl schaffen“. Denn schließlich komme es in der Politik nicht nur auf Sachkenntnisse an – die ganz nebenbei mit entsprechendem Einsatz nachgelernt werden können. „Wichtig sind auch die Offenheit und ein neuer Stil, den junge Menschen in die Politik einbringen“, so Achammer. Er ist davon überzeugt, dass es künftig immer mehr junge Quereinsteiger in der Politik geben wird. „Denn Politikerkarrieren, bei denen man als Junger unten anfängt, und sich dann über Jahrzehnte hinausaufarbeiten, sind in unserer schnelllebigen Zeit Vergangenheit“, glaubt der Landtagsabgeordnete. Mal sehen, ob diese Einschätzung bei der Bildung der Landesregierung auch für ihn selbst gilt.