Gesellschaft | Flugrettung

Keine Zeit fürs Mittagessen

Es gibt Tage, da steht der Rettungshubschrauber des Aiut Alpin kaum am Boden. Der 4. Februar etwa war so ein Tag.
Aiut Alpin
Foto: Aiut Alpin

Wie es ohne sie wäre, mag man sich nicht vorstellen. Sie sind meist als erste zur Stelle und retten dadurch Leben. Am 5. Dezember hat für die Mannschaften des Aiut Alpin die Wintersaison begonnen. In der vorigen Wintersaison, die bis April dauerte, flog der rote Airbus-Rettungshubschrauber des Typs H 135 T3 insgesamt 547 Einsätze, 62 davon in der Nacht. Und auch die heurige Wintersaison ist äußerst intensiv – wie nicht zuletzt die Woche vom 3. bis 10. Februar zeigt.

An einigen Tagen musste die Crew des Aiut Alpin, die in Pontives stationiert ist, sogar sieben bis acht Mal zu Einsätzen ausrücken, berichtet die Kommunikationsabteilung. Dazu kamen die starken Windböen, die das Sturmtief “Sabine” auch nach Südtirol gebracht hat und die Piloten vor große Herausforderungen stellten.

Wie so ein Arbeitstag in der Hochsaison aussehen kann, schildert man beim Aiut-Alpin anhand der Einsätze von vorigem Dienstag, 4. Februar:

“Gleich morgens ging es nach Unterinnn, unmittelbar darauf wurde man auf eine Schipiste in Kolfuschg gerufen, wo ein Patient mit medizinischen Problemen geborgen und ins Bozner Krankenhaus geflogen werden musste. Von Bozen aus hat die Zentrale den Rettungshubschrauber des Aiut Alpin auf Meran 2000 geschickt, wo eine Frau sich einen Oberschenkelbruch zugezogen hatte und dringend ärztlicher Hilfe bedurfte. Vom Meraner Krankenhaus musste dann wieder die Zentrale in Pontives angeflogen werden, um die Maschine aufzutanken. Die Crew hoffte bei der Gelegenheit auch zu Mittag essen zu können, aber dafür gab es keine Zeit, denn es kam schon der nächste Notruf. Diesmal ging es darum einer Schwangeren im Gadertal, die Blut verlor, Erste Hilfe zu leisten. Auf dem Rückflug kam die Nachricht, dass der Notarzt auf der Raschötzeralm gebraucht würde: Eine 60-jährige Frau hatte sich den Knöchel so stark verstaucht, dass sie nicht mehr in der Lage war weiterzugehen. Trotz des heftigen Winds konnte die Frau im Schwebeflug geborgen werden und anschließend ins Krankenhaus geflogen werden. Um vier Uhr nachmittags kam ein Notruf von der Zentrale 112 aus Pieve di Cadore. Auf der Fertazza-Piste in der Gegend von Alleghe hatte ein 43-jähriger Schifahrer einen Infarkt erlitten. Der Mann war von seinen Kollegen – alles Krankenpfleger – mit Hilfe des von den Carabinieri, die den Pistendienst versehen, zur Verfügung gestellten Defibrillators reanimiert worden. Nach dem dritten Versuch hatte das Herz des Patienten wieder zu schlagen begonnen. Als der Notarzt des Aiut Alpin eintraf, war der Mann schon wieder ansprechbar. Er wurde entsprechend medizinisch versorgt und dann ins Krankenhaus überstellt. Auf dem Rückflug nach Pontives ereilte die Crew die Nachricht, dass auf einer Piste um den Piz Sella ein 65-jähriger Mann aus Reykjavik, der sich bei einem Sturz ein Schädeltrauma zugezogen hatte, dringend ärztlicher Hilfe bedurfte und ins Bozner Krankenhaus geflogen werden musste.”

 

Neben den Einsätzen auf den Skipisten, die den Großteil der Einsätze derzeit ausmachen, muss der Aiut Alpin auch zu etwas anderen medizinischen Notfällen ausrücken. So bedurfte jüngst eine 88-jährige einheimische Frau in einem Geschäft am Antoniusplatz in St.Ulrich dringend ärztlicher Hilfe. Der Ablauf des Einsatzes beweist, wie groß die Anerkennung für die Aiut-Alpin-Crew ist: “Da eine Landung vor Ort dort nicht möglich ist, wurden Notarzt und Rettungsmann mittels Seilwinde 90 Meter herabgelassen. Nach der Erstversorgung wurde die Frau mit einer Ambulanz auf den Petlin-Hügel geführt, wo sie dann dem Rettungshubschrauber übergeben werden konnte. Dieser Einsatz war um die Mittagszeit erfolgt, als sich viele Personen in der Fußgängerzone rund um den Antoniusplatz aufhielten und die reibungslos und rasch durchgeführte Aktion beobachten konnten. Die Zuschauer waren wohl von der hautnah erlebten Professionalität des Einsatzes derart beeindruckt, dass es spontan zu einem Applaus kam.”

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Salto User
Manfred Gasser Mo., 17.02.2020 - 14:32

Es ist wirklich bemerkenswert, was unser Flugrettung leistet. Gratulation dazu, und weiter so.
Nur wenn es so weitergeht, werden die Ensätze weiter stark zunehmen, bis es mit einem Heli nicht mehr zu schaffen ist.
Deshalb jetzt zwei, vielleicht etwas provokante Fragen:
Muss bei einer Knöchelverstauchung auf der Raschötzeralm wirklich der Heli mit Notarzt zum Einsatz kommen?
Und wie oft werden solche Einsätze geflogen?
Ich denke, es ginge auch anders.

Mo., 17.02.2020 - 14:32 Permalink