Gesellschaft | Einfach eine Idee

Nasenbohrer-Kompromisslösung

Anstatt die Argumente der Eltern zu ignorieren und mit Zwang zu drohen, könnte man sie auch aufgreifen und die Menschen dadurch für die Mitarbeit gewinnen.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Nasenbohrer-Test
Foto: LRV Weißes Kreuz

In den letzten Tagen und Wochen kam sehr viel Kritik von verschiedensten Seiten am Projekt der “Nasalen Antigenschnelltests für die Grundschule". Ich selbst habe auch kritisiert und bin bei vielen Punkten noch immer skeptisch und der Meinung, dass der Großteil der Kritik berechtigt und wichtig ist.

Man könnte die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit des gesamten Projekt weiter kritisieren und diskutieren, oder man nutzt das Projekt als Chance, um endlich mehr Klarheit für alle Beteiligten zu bekommen. Dafür braucht es allerdings ein Entgegenkommen von beiden Seiten.

Ich mache mit meinem Beitrag einen konkreten Vorschlag, wie das Projekt gedacht werden könnte.

Der Vorschlag ist sicherlich nicht zu Ende gedacht, sondern als Diskussionsgrundlage zu sehen.

In Stichpunkten

- Der Sanitätsbetrieb stuft in seinen "operativen Indikationen" zum Projekt die Schulen als "besonders kritischen und für die Ausbreitung der SARS-CoV-2-Infektion risikobehafteten Bereich". Eine Annahme, für die die Daten fehlen, oder bisher nirgends veröffentlicht wurden.

- Viele Eltern bezweifeln die Sinnhaftigkeit der Tests, kritisieren die neue zusätzliche Belastung der Kinder durch die Maßnahmen und fordern die Öffnung aller Schulen.

- Die Politik knüpft die Öffnung der Schulen an die Testung.

- Der Sanitätsbetrieb nennt als Ziel des Projekts das "Monitoring der Verbreitung der SARS-CoV-2 Infektion unter den Schülern und dem Schulpersonal".

- Die "operativen Indikationen" sehen vor, dass bei einem durch einen PCR Test bestätigten Fall die gesamte Klasse nicht prinzipiell als enge Kontakte eingestuft und sofort in Quarantäne versetzt, sondern nach drei Tagen nochmals getestet wird. Erst das Ergebnis dieses Test (bzw. die Weigerung, daran teilzunehmen) bedingt eine Quarantäne

- Dieses Procedere ist neu und bietet eine große Chance: Einerseits müssten dadurch weniger Quarantänen verordnet werden und der Unterricht könnte für viele weiter in Präsenz stattfinden. Und v.a. kann diese Art der Testung endlich Daten liefern, die aufzeigen, ob die Schule ein Ort der Ansteckung ist oder nicht.

Der Vorschlag:

- Starten wir das Projekt der “Nasalen Antigenschnelltests für die Grundschule" in ALLEN Schulen als eine Art Studie.

- Der Testzeitraum sollte begrenzt sein, um die Belastung für die Kinder möglichst gering zu halten (drei bis vier Wochen).

- Um den psychologischen Druck auf die Kinder zu reduzieren, wird das Projekt klar als zeitlich begrenzte Untersuchung (Studie) zur Evaluation des Ansteckungsrisikos in den Schulen kommuniziert. Die Botschaft "jedes Kind ist potentiell immer ansteckend und muss deshalb regelmäßig getestet werden" würde den Kindern damit nicht mehr vermittelt und ein Argument kritischer Eltern aufgegriffen.

- Zu dem genauen Procedere der Testung möchte ich mich in meinem Beitrag nicht äußern, da darüber ja bereits an vielen anderen Stellen intensiv diskutiert wird.

Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen:

- Sollte sich im Rahmen des Projekts zeigen, dass in den Schulen bei den Nachtestungen Cluster zum Vorschein kommen, d.h. bei der Testung 3 Tage nach dem ersten positiven Fall weitere entdeckt werden, waren die Testungen sinnvoll und müssen die Sicherheitsprotokolle der Schule evaluiert und überarbeitet werden.

- Sollten sich Cluster zeigen und auch bei einer 2. Nachtestung nach 6 Tagen neue Fälle in der Klasse eines Infizierten auftauchen, müsste daraus geschlossen werden, das auch durch die regelmäßigen Testungen die Infektionsketten nicht unterbrochen werden können und ein Unterricht in Präsenz deshalb momentan nicht möglich ist.

- Sollten keine Cluster sichtbar werden, muss daraus geschlossen werden, dass die Sicherheitsprotokolle funktionieren, die Schulen kein Ort mit erhöhter Ansteckungsgefahr und daher die Testungen nicht mehr notwendig sind um den Schulbetrieb zu gewährleisten.

- Sollten sich zwar keine Cluster zeigen aber einzelne gefunden werden, (wie die ersten veröffentlichten Daten aus den Grundschulen zeigen) ist daraus zu folgern, dass die Test zum Management der allgemeinen epidemiologischen Lage hilfreich sein können. Da sie aber nichts mit dem Schulbetrieb zu tun haben, sollen und dürfen sie nicht mehr daran gekoppelt werden.

Außerhalb des Kontext Schule können die Test der Bevölkerung zugänglich gemacht werden und können für Kinder und Jugendliche ein ideales Angebot sein, v.a. wenn häufiges Testen notwendig ist. Auf diese Weise könnten Kinder und Jugendliche im Umfeld von Risikogruppen ohne große physische Belastung regelmäßige Testungen durchführen und dadurch ihre Sozialkontakte zu den Risikogruppen sicher wieder aufnehmen. Sie könnten vielleicht ihre Vereinsaktivitäten geschützt wieder aufnehmen und vieles mehr.

- Unterschiede in den Ergebnissen zwischen den unterschiedlichen Schulstufen könnten eine Argumentationshilfe sein, wieso Mittel- und Oberstufe öfter und länger geschlossen sind. Andererseits wären fehlende Unterschiede in den Ergenissen auch ein Grund, die "Benachteiligung" der Jugendlichen endlich zu beenden.

Bisher ist das Projekt in der Wahrnehmung vieler Eltern die x-te Maßnahme aufgrund einer Gefahr (die zumindest in der Kommunikation nicht mit Daten belegt wird), ohne klar definiertes Ziel, ohne erkennbaren Vorteil für die betroffenen (außer natürlich für jene, die bisher Angst hatten ihre Kinder in die Schule zu schicken) und v.a. ohne Kriterium oder Zeitpunkt in Aussicht, wann die Maßnahme wieder aufgehoben werden könnte.

Durch ein an meine Ausführungen angelehntes Studiendesign könnten viele dieser „Probleme“ gelöst werden.

Ich freue mich schon darauf, andere Perspektiven zu meinen Ausführungen zu lesen und hoffe mit meiner "Diskussionsgrundlage" einen Boden für einen konstruktiven Austausch zu der Thematik gelegt zu haben.

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Peter Zingerle Do., 18.03.2021 - 20:42

Das mag wohl sein. Jünger sind diese Menschen im Verhältnis zu den am Anfang betroffenen sehr Alten. Meines Wissens sind die 6 - 18 jährigen nicht zur Hauptrisikogruppe mutiert. Wie auch immer ändert das nichts daran, dass es für Testungen eine klare und gut kommunizierte Strategie braucht

Do., 18.03.2021 - 20:42 Permalink