Chronik | Unwetter

Pflersch und Ahrntal im Ausnahmezustand

Update: Die heftigen Unwetter am Montag haben rund 200 Feuerwehreinsätze bewirkt. Besonders betroffen waren Pflersch und das Ahrntal; die Lage ist unter Kontrolle.
Unwetter
Foto: Freiwillige Feuerwehr Weißenbach

Murgänge, Keller unter Wasser und Straßensperren. Am späten Montagnachmittag werden weite Teile Südtirols erneut in den meteorologischen Ausnahmezustand versetzt. Die Landesfeuerwehren wurden zu rund 200 Einsätzen gerufen, die sich vor allem im Wipptal und Ahrntal konzentrierten. Verletzt wurde niemand.

 

Im Ahrntal, wo rund 100 Liter Niederschlag gefallen waren, stieg der Wasserpegel innerhalb kürzester Zeit von 0,8 auf 2,3 Meter an. Die Feuerwehr wurde zu rund 60 Einsätzen zwischen Steinhaus und St. Johann gerufen und wurde von den Freiwilligen Feuerwehren Steinhaus, St. Johann, Weißenbach, Sand in Taufers, Kematen, Mühlen, Uttenheim, St. Lorenzen, Stegen und Bruneck unterstützt. Am Dienstagmorgen ist die Lage unter Kontrolle.

 

Auch im Wipptal ist es zu heftigen Unwettern und Sachschäden gekommen. Noch am Nachmittag ist der Pflerschbach aufgrund der starken Regenfälle über die Ufer getreten. Mannschaften der Freiwilligen Feuerwehr und Berufsfeuerwehr stehen im Einsatz, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Aufgrund eines weiteren Murenabgangs am frühen Dienstagmorgen musste die Straße nach Pflersch bei Ladurns gesperrt werden.

 

**Update: Größte Vorsicht im freien Gelände geboten

 

Nach wie vor sind die Böden gesättigt und damit labil, weshalb mit Rutschungen und Steinschlägen zu rechnen ist, wie das Landesamt für Geologie und Baustoffprüfung und die Landesforstabteilung hervorheben. Größte Vorsicht im freien Gelände ist demnach geboten, das gilt auch für die mit den Aufräumarbeiten Befassten.

In Pflersch und im Ahrntal war die Bevölkerung am Montagabend aufgefordert worden, die Häuser nicht zu verlassen und Hauptbach und Seitenbäche zu meiden. 30 Personen wurden vorsichtshalber evakuiert. Die Bevölkerung von Pflersch war um 19.25 Uhr, jene der Gemeinde Ahrntal um 19.46 Uhr über das Bevölkerungsinformationssystem BIS gewarnt worden, das über die Verkehrsmeldezentrale verschickt und über Radio- und Fernsehsender sowie das Südtiroler Bürgernetz verbreitet wird. Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr und der Wildbachverbauung waren noch am Abend vor Ort und analysierten die Entwicklung der Lage. Im Lagezentrum im Landeszivilschutzzentrum wurde die Situation die Nacht über im Auge behalten und bewertet und koordiniert.

Sturmböen mit Spitzen von über 100 Stundenkilometern wurden in Salurn gemessen, die Niederschlagsmengen erreichten knapp 90 Liter pro Quadratmeter innerhalb weniger Stunden in Ladurns und Pens, Hagelkörner mit fast drei Zentimetern Durchmesser fielen in Mölten, fasst Günther Geier vom Landesamt für Meteorologie und Lawinenwarnung zusammen.

 

Aufräumarbeiten im Pflerschertal

 

In erster Linie hat der Einstoß eines Murgangs beim Toffringerbach in den Pflerscherbach Probleme bereitet. Der Pflerscherbach wurde dort rückgestaut und aus seinem Bett gedrängt, die Straße nach Innerpflersch wurde unterbrochen. Die Berufsfeuerwehr und die beiden Unternehmen sind derzeit mit Aufräumarbeiten rund um sechs Häuser befasst. Weitere seitliche Zubringer weisen derzeit volle Geschieberückhaltebecken im Unterlauf auf. Auch bei der Talstation Ladurns hat Gesteinsmaterial den Pflerscherbach verlegt ebenso in Innerpflersch.

 

Sehr viele kleinere Schäden im Ahrntal

 

Keine großen, wohl aber sehr viele kleinere Schäden sind im Ahrntal zu verzeichnen, berichtet die stellvertretende Amtsdirektorin Caterina Ghiraldo vom Landesamt für Wildbachverbauung Ost in einer ersten provisorischen Bilanz, unter anderem im Kleinklausenbach gegenüber dem Keilbach, von dem sich Material auf den Parkplatz der Talstation des Skigebietes Klausberg ergoss. In Luttach und Prettau werden derzeit sechs bis sieben Bagger für Räumungsarbeiten eingesetzt. Die Rückhaltebecken in der Oberen Ahr, zum Beispiel im Jarlbach, sind mit Material vollgefüllt. Mehrere Holzbrücken wurden von den Fluten mitgerissen.

 

Alle Pegel sinken

 

Die Pegel an den Hauptgewässern sind gestern Abend sukzessive angestiegen. Der Eisack hat in Freienfeld den Höchststand um 21.20 Uhr erreicht, in Brixen wurde die maximale Höhe um 1.10 Uhr nachts erreicht, seitdem sinken alle Pegel. Auch die Ahr und der Unteraluf der Rienz sind markant angeschwollen mit maximalen Wasserständen um 23.30 in St. Georgen und um 1.15 Uhr in Vintl.