salto.music | Hijss live im Astra

Angepunkt

Der Jungfernflug der neuen Band namens Hijss ist vorbei. Wir haben sie letzten Freitag im Astra in Brixen gesehen und es hat uns gefallen. Das Live-Review.
Hijss Astra Brixen (4)
Foto: rhd
Hijss Astra Brixen (4)
Hijss hatten letztes Wochenende drei Konzerte am Stück: Sudwerk Bozen, BASIS Vinschgau Schlanders und Astra Brixen. Foto: rhd

 

Zur Zeit – so unser Eindruck – haben es vor allem die Jazzfans gut, und jene, die mit Weihnachtsliedern etwas anfangen können. Andere Musik ist – was die Live-Schiene betrifft – spärlich gesät, sieht man vom einen oder anderen Cover-Projekt ab. Die Konzerte der neuen Bozner Band Hijss am vergangenen Freitag war diesbezüglich eine große, wohltuende Ausnahme. Das Trio hat letztes Wochenende drei Gigs gespielt und sich damit erstmals dem Publikum gestellt.

Wenn auch nicht ganz so viel Publikum da war, wie hätte sein können, so war das Konzert im Astra in Brixen dann doch einigermaßen gut besucht und das Publikum verfolgte die beiden Bands – Hijss und Giöbia – mit wohlwollendem Interesse.

 

Hijss Astra Brixen (1)
Eines der wenigen Konzerte mit neuer Musik: Hijss im Vorprogramm der Mailänder Band Giöbia im Astra Brixen. Foto: rhd

 

Opener des Abends waren Hijss, eine neue Band. Wer ihre beiden Singles „1234me” und „Narcolepsy” im Vorfeld gehört und verinnerlicht hatte, mag mit einer gewissen Erwartungshaltung nach Brixen gekommen sein. Aber er (oder sie) sollte überrascht werden. Hijss klangen live viel weniger elektronisch als in der „Studiovariante”, trotz Synthesizer und jeder Menge Fußpedale auf dem Bühnenboden. Hijss spielten ihre Songs mit punkiger Kante und mit der Dynamik, wie man sie von Grunge- und Post-Rock-Bands kennen mag. Das psychedelische Element, das in einem salto.music-Interview erwähnt wird, war zwar vorhanden, aber nicht im Sinne, wie es später Giöbia liefern sollten, sondern eher, wie es Sonic Youth praktiziert hatten (wenn man da überhaupt von „psychedelic” reden kann).

Die Band klang frisch und hatte ein angenehm unprätentiöses Auftreten, dass man manchmal meinen mochte, man wäre mit der Band im Proberaum.

Die Band klang frisch und hatte ein angenehm unprätentiöses Auftreten, dass man manchmal meinen mochte, man wäre mit der Band im Proberaum und weniger bei einem Konzert. Sehr cool.

Die drei Musiker wussten was sie taten, oder besser, die Band wusste, wohin sie wollte, und es war vor allem Heinrich Pan, der mit seinem Bass das Ganze „nach vorne geschoben” hat. Überhaupt war die Musik von Hijss ausgesprochen breit, weil jeder einzelne der drei Musiker eine hörbar eigenständige Rolle gespielt hat. Hin und wieder machte zwar der eine oder andere fragende Blick unter den drei Musikern die Runde, Hijss wussten aber stets mit einem guten Zusammenspiel zu überzeugen. Hijss sind eine tolle, unaufgeregte Band, die live sowohl auf Festivals als auch auf kleineren Bühnen sehr gut funktioniert. 

 

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Verliehen der Musik von Hijss die notwendige Dringlichkeit: Bassist Heinrich Pan und Schlagzeuger Maurice Bellotti. Foto: rhd

 

Hijss Astra Brixen (3)
Schlagzeuger Maurice Bellotti und Bassist Heinrich Pan verbindet eine langjährige Freundschaft: Mit Hijss haben sie nun eine gemeinsame Band. Foto: rhd

 

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Liefert die Grundideen zu den Songs, die dann mit der Band ausgearbeitet werden: Für Alexander Ebner, Gitarrist und Sänger, war es in Brixen das zweite Mal überhaupt, dass er mit einer Band auf der Bühne stand.

 

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Frisch, leicht angepunkt und sehr druckvoll und dynamisch: Trotz der vielen Pedale am Boden klingen Hijss live sehr echt und überzeugend. Foto: rhd

 

Nach einer Umbaupause kamen dann die Headliner zum Zuge: Giöbia. Der Vierer aus Mailand spielte eine Musik, die man so vielleicht auch 1972 auf einem britischen Free-Festival gehört haben mag, im Vorprogamm von Hawkwind vielleicht. Verhallte Vocals, verhallte Solis, gerne auf einem hypnotischen musikalischen Teppich, der druckvoll von der Rhythmussektion geliefert wurde. In der Summe nicht ganz so originell wie Hijss, aber die Band war solide und, vor allem, wann bekommt man schon das Ticket für eine derartige Zeitreise geboten?!

Das Konzert im Astra hat sich gelohnt und war für uns genau das, was derartige Konzerte sein sollten: Man bekommt (Live-)Musik, die man so nicht wirklich erwartet. 

 

Giöbia Astra Brixen (2)
Lieferten die an Post-Rock angelehnte Intensität für die Songs von Giöbia: Paolo „Detrji” Basurto (Bass) und Pietro D'Ambrosio (Schlagzeug), die Rhythmus-Sektion der Band. Foto: rhd

 

Giöbia Astra Brixen (3)
Psychedelische Licht-Show, psychedelische Songs: Giöbia aus Mailand boten eine Zeitreise zurück in die frühen Siebziger Jahre. Foto: rhd

 

Giöbia Astra Brixen (4)
Zwischen langen instrumentale Passagen kamen immer wieder auch ihre Stimmen zum Tragen: Gitarrist und Sänger Stefano „Bazu” Basurto und Melissa Crema (Orgel, Synthesizer, Stimme). Foto: rhd

 

Links:

Hijss auf Bandcamp: https://hijss.bandcamp.com
Hijss auf Instagram: https://www.instagram.com/hijss__._.____/

Giöbia: https://www.giobia.it
Giöbia auf Bandcamp: https://giobiagiobia.bandcamp.com