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Carmen: „Was in meinem Leben passiert“

Die Newcomerin Carmen Sofia Sciullo erzählt im aktuellen „Track by Track“ was hinter all ihren Songs ihres Debüt-Albums „Kill The Small-Town Girl“ steckt. Das Album selbst enthält 11 Eigenkompositionen der 21jährigen Indie-Pop-Musikerin aus Bozen/Berlin.
Carmen: CD-Präsentation, Pippostage Bozen, 2024.
Foto: Daniel Ronggador
  • Wie bereits berichtet, ist Carmen's Debüt „Kill The Small-Town Girl“ seit Anfang März 2024 nicht nur in digitaler Form, sondern auch als CD erhältlich. Der Longplayer wurde in Berlin, wo die Singer-Songwriterin zurzeit studiert, großteils in Eigenregie produziert und kann direkt über Carmen Sofia Sciullo ins eigene CD-Regal befördert werden.

  • Track by Tack:
    Carmen über ihr aktuelles Album „Kill The Small-Town Girl“

  • Carmen: „Kill The Small Town Girl“, Album-Cover, 2024. Foto: /Grafik-Copyright: Carmen Sciullo
  • 01. Divine

    Ich habe dieses Lied geschrieben, als ich von einer Hypnosesitzung nach Hause kam, in der ich viele frühere Leben gesehen hatte – oder zumindest denke ich, dass ich frühere Leben gesehen habe. (zwinkert) 

    Diese Leben zu sehen, brachte mich zum Nachdenken. Wer sind wir wirklich? Wie viel Zeit brauchen wir, um zu erkennen, dass wir mehr sind als nur unsere Körper? Wann werde ich erkennen, dass ich mehr bin als das, was ich höre und sehe und dass ich mehr bin, als das was mir geschieht?

  • Carmen: „Divine“ (Lyrics), 2024.
    (c) Carmen Sciullo

  • 02. Coco

    Das Lied „Coco“ (Anm.d.R.: siehe Video weiter unten) beschreibt den Wunsch, geliebt zu werden. Coco möchte geliebt werden, kann aber niemanden finden, der ihrer Art zu lieben entspricht. Und am Ende des Tages ist sie froh, allein zu sein, anstatt sich auf die falsche Art und Weise geliebt zu fühlen.

  • Carmen: Single-Cover „Coco“, 2024. Foto: /Grafik-Copyright: Carmen Sciullo
  • 03. Gum

    Ich schrieb dieses Lied (Anm.d.R.: siehe Video weiter unten) für den Tumor, den ich hatte, um mich von ihm zu verabschieden, denn es fühlte sich seltsam an, mich nicht von jemandem zu verabschieden, der so lange an meiner Seite gewesen war.

  • Carmen: Single-Cover „Gum“, 2024. Foto: /Grafik-Copyright: Carmen Sciullo
  • 04. Woods

    Das Lied erzählt von einer Beziehung zwischen zwei Freunden, die sich in einem Wald kennengelernt haben. Diese zwei Personen geben einander Trost und Glück und finden unter einer schützenden Kuppel Sicherheit vor dem andauernden Krieg. 

    Der Refrain unterstreicht die Sicherheit und das Glück, das man in diesem Schutz inmitten des Chaos findet. Der Song besteht aus zwei Teilen. Ein Hauptteil und ein Klavier Outro, bei welchen ich mir immer vorstelle, dass der Krieg vorbei ist und alles in Schutt und Asche liegt.

  • Carmen: CD-Präsentation, Point Neumarkt, 2024. Foto: Daniel Ronggador
  • 05. Love In A Second

    In „Love In A Second“ singe ich über etwas, was in meinem alltäglichen Leben passiert ist. Ich habe einmal einen Fremden in einer Bar gesehen und er gefiel mir sehr. Mit anderen Worten, ich habe mich irgendwie in ihn verliebt und hatte das Gefühl, dass er mich auch mag, obwohl wir noch nie miteinander gesprochen hatten. 

    Ich kehrte jede Woche um dieselbe Uhrzeit zur Bar zurück (er tat dasselbe) und nach mehreren Wochen, beschloss ich meine Schüchternheit beiseite zu legen und ihn anzusprechen, und noch am selben Tag, als ich auf ihn wartete, sah ich ihn mit einem Kinderwagen hereinspazieren. Es ist zwar keine neue Romanze daraus entstanden, dafür aber ein neuer Song.

  • Carmen: CD-Präsentation, Point Neumarkt, 2024. Foto: Daniel Ronggador
  • 06. Poison

    „Poison“ ist der einzige Song auf dem Album, bei dem ich nicht alle Instrumente selbst eingespielt habe. Hier hatte ich Hilfe von drei sehr guten Freunden von mir: Karl Manthey für das Aufnehmen, Johannes Sattler am Schlagzeug und Fedro Heger an Gitarre und Bass. In „Poison“ geht es um eine Frau, die tut, was sie will und mit wem sie will. (lacht)

  • Carmen: CD-Präsentation, Point Neumarkt, 2024. Foto: Daniel Ronggador
  • 07. U7

    Eines Tages saß ich in der Berliner U-Bahn und beobachtete die Menschen um mich herum. Manche sahen traurig aus, manche müde, manche betrunken, und manche einfach nur verloren. In dem Moment sah einer von ihnen mich flüchtig an und für einen kurzen Moment kam es mir so vor, als könnte ich in seinen Augen die eines naiven Kindes erkennen, bevor er nach einigen Sekunden wieder wegguckte. 

    Ich nahm etwas zum Schreiben raus und fing an „U7“ zu schreiben. Bis heute höre ich mir den Song noch an und frage mich, wo diese ganzen Personen wohl gerade sind, die für kurze Zeit neben mir in der U-Bahn saßen. Was machen die wohl gerade so?

  • Carmen: „Coco“ (Lyrics), 2024.
    (c) Carmen Sciullo

  • 08. What They Get

    „What They Get“ ist eine Reflexion über Konsum und Geiz und meine Entscheidung, damit nichts zu tun haben zu wollen.

  • Carmen: „Gum“ (Lyrics), 2024.
    (c) Carmen Sciullo

  • 09. 1.000 Miles

    Ich habe dieses Lied im Winter in Berlin geschrieben, als alle wieder anfingen zu Hause zu bleiben, da es draußen eiskalt wurde. In diesen grauen Wintermonaten im Norden sollte man aufpassen, nicht den Menschenkontakt und vor allem nicht die gute Laune zu verlieren. 

    Den Solo-Part am Ende des Songs hat Manny Pardeller eingespielt - ein guter Freund von mir, der es immer schafft mich in gute Laune zu versetzen.

  • Carmen: CD-Präsentation, Point Neumarkt, 2024. Foto: Daniel Ronggador
  • 10. When I'm Gone

    „When I'm Gone“ war für mich immer ein sehr widersprüchliches Lied. Es handelt von Ländern, Straßen, Bäumen und Farben, die mir sehr vertraut sind und wo ich jeden Tag sehr viel Zeit verbracht habe, aber zu denen ich gleichzeitig eine kalte Distanz verspürte, mit der ich nie recht umgehen konnte. 

    Deshalb habe ich am Ende des Liedes geschrieben: „Should I go? Should I better stay?“ („Soll ich gehen, oder sollte ich besser bleiben?“), weil ich an dem Zeitpunkt noch abwägen musste, ob ich diese Distanz in Kauf nehmen würde, um in diesen Orten bleiben zu können. 

    „When I'm Gone“ war definitiv einer der schwierigeren Songs zu schreiben.

  • 11. Words

    „Words“ habe ich geschrieben, um ein Gefühl auszudrücken, welches mich schon immer begleitet und beschäftigt hat, und zwar das Gefühl, dass die Ideen und Emotionen, die man äußert und in Worte fasst, an Wert verlieren, sobald man sie ausgesprochen hat. 

    Und desto mehr man sich versucht auszudrücken und an eine Formulierung zu klammern, desto weiter entfernt man sich vom ursprünglichen Gefühl, was man innerlich verspürt hatte.

  • Carmen: „Words“ (Lyrics), 2024.
    (c) Carmen Sciullo

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