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Der Künstler Hermann Josef Keim

Ein Grödner Künstler, Zeichner, Maler und Kunstlehrer, geprägt von der sibirischen Gefangenschaft, verdient es, im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg vor hundert Jahren und seinem Tode vor fünfzig Jahren, in Erinnerung gerufen zu werden.
Hermann Josef Keim (1886 – 1964) wurde 1977 vom Kreis für Kunst und Kultur von St. Ulrich durch eine Ausstellung seiner einmaligen Werke geehrt und fand auch in der Vinschgauer Kulturzeitschrift ARUNDA im Heft Nr. 5 desselben Jahres seinen Platz.
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Edgar Moroder schreibt in seinem Bericht: „Seine Bilder sind ein wertvolles Zeitdokument nicht nur von künstlerischem, sondern auch von historischem Wert. Sie vermitteln uns ein unverfälschtes Bild von der Landschaft, den Menschen und den Lebensbedingungen der Kriegsgefangenen und der russischen Bevölkerung während des Ersten Weltkrieges in Sibirien“.

Im Lager von Krasnojarsk waren um die zehntausend Kriegsgefangene, vorwiegend deutsche und österreichische Offiziere. Einer von ihnen war auch Leutnant Hermann Keim. In seiner sibirischen Gefangenschaft war er sehr fleißig. Er hatte immer seinen Skizzenblock bei der Hand und zeichnete und malte. Weil er immer wieder Porträts eines russischen Offiziers und seiner Familie malte, bekam er rudimentäres Papier und Malerfarben, was für ein Gefangenenlager sehr seltsam und deshalb umso kostbarer war.

So entstanden die beachtlichen Bleistiftzeichnungen und die vortrefflichen Aquarelle, mit dem Thema des Lagers, der Landschaft, der Steppe, der Birken- und Nadelwälder, des Baikalsees, der Eingeborenen in ihren Trachten und Segel- und Fischerboote. Die wohl einmalige Leistung im Lager von Krasnojarsk war ein 12-seitges Erinnerungsheftchen. Dies beinhaltete die statistischen Angaben über den Bestand des Gefangenenlagers, war mit handgeschnitzten Buchstaben geschrieben und mit Zeichnungen von Hermann Keim illustriert. In einer selbstgebauten Holzschnellpresse wurde dieses wertvolle Dokument gedruckt.

Hermann Keim dürfte wohl der einzige Tiroler Künstler gewesen sein, der nach langen Jahren der Kriegsgefangenschaft das Glück hatte, einen Großteil seiner Zeichnungen und Bilder über fast 20.000 km Heimreise heil nach Hause zu bringen.

Der Künstler unterrichtete dann ab 1943 an der Fachschule für Holzschnitzen in St.Ulrich und Wolkenstein. Im Jahre 1954 wurde er durch einen Bergunfall völlig querschnittgelähmt und starb zehn Jahre später. Sein künstlerisches Werk, das er der Nachwelt hinterließ und den zahlreichen Schülern vermittelte, bringt heute noch seine Früchte.