Politik | #5

Kompatschers Geist

Zu Ende seiner ersten Amtsperiode zieht auch der Landeshauptmann Bilanz. Über ein großes Erbe, gemeinsame Wege und eine europäische Zukunft.
#5 Arno Kompatscher
Foto: Salto.bz

Sein Fazit nach knapp fünf Jahren als Landeshauptmann: Er hat einiges an Lehrgeld zahlen müssen, würde heute nicht alles gleich machen, manche Entscheidungen anders fällen. Aber: “Südtirol steht gut da”, ist Arno Kompatscher überzeugt. Gut dar-stellen will auch er sich an diesem Vormittag. Schließlich sind gut vierhundert Augen und Ohren auf den Landeshauptmann gerichtet als er am Freitag im Innenhof des Palais Widmann unter dem Hashtag #5Jahre5anni Bilanz zieht.

Dafür lässt sich Kompatscher von Moderator Klaus Egger Fragen stellen, bekommt die Gelegenheit, seine Leistungen als Landeshauptmann und Wirtschaftslandesrat aufzulisten. Die ebenso jene der Landesregierung seien. Der Landeshauptmann betont das “Wir”, auch wenn er sich “manchmal doch einsam” fühle.

Themen und Inhalte, die Kompatscher anspricht, sind jene, die er bei der SVP-Konferenz am 23. Juni in Vahrn aufgegriffen hat. Damals ging es darum, seine Partei davon zu überzeugen, ihm als Spitzenkandidaten für die Landtagswahlen im Oktober den Rücken zu stärken. Den Denkzettel, den sich mancher erwartet hatte, verpassten ihm die Parteigenossen damals nicht.
Umso gelöster wirkt der Landeshauptmann am heutigen Vormittag als er über die wirtschaftlich rosige Lage mit niedrigsten Arbeitslosenzahlen, steigender Beschäftigung und Investitionslust, den Sicherungspakt (den “größten autonomiepolitischen Erfolg” seiner Amtsperiode) und die Migration spricht, die Südtirol inzwischen “wieder gestaltet” – und “nicht davon überrollt” werde.

Die Botschaft an die zahlreichen Bürgermeister, Landtagsabgeordneten (von Opposition und Mehrheit) und -kandidaten, Vertreter aus der Welt der Wirtschaft, Wissenschaft und Arbeit: Gemeinsam ist es gelungen, viele Probleme zu lösen, den Großteil der Ziele zu erreichen und das “Südtiroler Erfolgsrezept, Politik für das ganze Land zu machen” fortzuführen.

Mehr als einmal betont Kompatscher die gute Basis, die er bei seinem Start vor viereinhalb Jahren vorgefunden hat: Der wirtschaftliche Aufschwung, die Weiterentwicklung der Autonomie, das gelingende Zusammenleben seien heute nur möglich, weil seine Vorgänger – namentlich nennt er Silvius Magnago und Luis Durnwalder – dafür die Grundlage geschaffen hätten. Dafür müsse man dankbar sein, meint Kompatscher. Zugleich aber spüre er die Verantwortung, das Land nun “in einem europäischen Geist weiterzuentwickeln”.

Einige Male brandet Applaus auf. Es ist eine gekonnte Inszenierung, mit der sich der Landeshauptmann den Gästen und Zusehern über einen Facebook-Livestream präsentiert. Er spricht auf deutsch und italienisch – und muss am Ende doch eingestehen, dass es ein großes Problem gibt, das das Land noch eine Weile begleiten wird: der Verkehr. “Auch in fünf Jahren” werde man es nicht gelöst haben, so Kompatscher – und holt damit jene auf den Boden der Realität zurück, die sich von ihm, dem Nachfolger des Landesfürsten Luis Durnwalder Wunder erhofft hatten. Das Wetter machen kann auch ein Arno Kompatscher nicht.