Wirtschaft | Athesia

Die Innsbruck AG

Der Hauptaktionär der neuen Brennercom AG sitzt in Zukunft in Österreich. Die Athesia kontrolliert über zwei Innsbrucker Töchter das Unternehmen. Die Frage ist warum?
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Foto: brennercom

Seit Ende September ist es offiziell. Am 27. September hat die Landesregierung den Spaltungsplan für die Brennercom AG genehmigt. Einen Tage später verabschiedete die Gesellschafterversammlung des hiesigen Telekommunikationsunternehmens die Neuordnung.
Ab den 1. Jänner 2017 wird es zwei Unternehmen geben. Auf der einen Seite die öffentliche Gesellschaft Infranet AG, die das Breitbandnetz, die entsprechenden Verträge, Hardware, Technologie und 18 Mitarbeiter übernommen hat. Dazu kommen noch vier Stockwerke im Brennercom-Gebäude und eine Ausgleichszahlung von 7,5 Millionen Euro.
Auf der anderen Seite bleibt die Brennercom AG, die mit dem Ausscheiden der öffentlichen Aktionäre zu einer rein privaten Gesellschaft wird. Das Unternehmen wird drei Aktionäre haben. Nur zwei davon sitzen in Südtirol. Die Athesia Druck GmbH wird 35,38 Prozent halten. Dazu kommt noch Karl Manfredi. Der Geschäftsführer und Generaldirektor der Brennercom wird mit 0,86 Prozent am neuen Unternehmen beteiligt sein.
Der neue Hauptaktionär der Brennercom hat seinen Firmensitz aber im benachbarten Ausland. 63,26 Prozent des Unternehmens werden der KM Invest Innsbruck gehören. Die KM Invest wiederum gehört einer weiteren Auslandtochter der Athesia. Der „Athesia-Tyrolia-Druck GmbH“ mit Sitz in Innsbruck. Diese wiederum gehört zu 100 Prozent der „Athesia Druck GmbH“, dem Herzstück des Athesia-Konzerns.
Etwas verständlicher wird das Ganze, wenn man sich die Entstehungsgeschichte dieser Innsbrucker Beteiligung genauer anschaut.

Innsbrucker Schachtel

 

Der Manager

Karl Manfredi ist ein Glückspilz und ein ordentlicher Geschäftsmann. Als persönlicher Referent von Landesrat Alois Kofler in die Landesverwaltung gekommen, steigt er schnell zum Ressortdirektor für Bauten und Informatik auf. In seinem Ressort wird auch die damals noch als Landesgesellschaft geführte „Brennercom AG“ verwaltet.
Als Dienstherr Kofler 2001 durchaus überraschend in den Senat nach Rom geht, wechselt auch Karl Manfredi. Er geht als neuer Geschäftsführer zur Brennercom.
Nach zwei Jahren in dieser Funktion wird er still und leise zum zweitgrößten Aktionär des Unternehmens. Am 11. Dezember 2003 gründet Karl Manfredi in Bozen die „KM Invest GmbH“. Laut Bilanz nimmt der Manager einen Bankkredit von 2,45 Millionen Euro auf und kauft damit 8,6 Prozent jenes Unternehmens, dem er vorsteht: der „Brennercom AG“.
Am 5. April 2006 wird von Karl Manfredi vor einem Notar in der Innsbrucker Anwaltskanzlei „Greiter, Pegger, Kofler & Partner" eine neue Gesellschaft gegründet: Die „KM Invest GmbH" Innsbruck. Gesellschaftskapital: 35.000 Euro. Auch diese Gesellschaft gehört zu 100 Prozent dem Brennercom-Geschäftsführer. Vier Monate später, am 12. Juli 2006, verkauft Karl Manfredi vor einem Bozner Notar die „KM Invest GmbH Bozen" mitsamt ihrer millionen-schweren Brennercom-Beteiligung an die Innsbrucker KM Invest GmbH. Gleichzeitig wird, wie vom Zivilgesetz vorgesehen, ein Verschmelzungs-Projekt der beiden Unternehmen vorgelegt. Am 2. August 2006 wird in einem Bozner Notariat die Fusion der beiden Gesellschaften durch die Gesellschafterversammlung (de facto der Person Karl Manfredi) beschlossen. Das Ergebnis der Transaktion: Die 8,62 Prozent der Brennercom AG gehören ab sofort der Innsbrucker Gesellschaft KM Invest GmbH. Manfredi begründete damals den Sprung nach Nordtirol mit steuerlichen Erleichterungen.

Über den Brennergeh

An der Operation in Nordtirol sticht von Anfang an ein Merkmal aber besonders ins Auge. Die KM Invest GmbH - Innsbruck wird 2006 vor dem bekannten Innsbrucker Anwalt Franz Pegger gegründet. Die Gesellschaft hat anfänglich in seiner Kanzlei in der Maria-Theresien-Straße 24 auch ihren offiziellen Sitz. Franz Pegger ist der Nordtiroler Vertrauensanwalt von Michl Ebner und der Athesia. Ebner und sein Unternehmen lassen sich in den meisten Nordtiroler Agenden vom erfahrenen Wirtschaftsanwalt vertreten.
Heute ist längst klar, dass das alles kein Zufall war. Denn am 20. August 2008 wechselt die Nordtiroler Manfredi-Firma KM Invest GmbH offiziell wieder den Besitzer. Der Käufer ist die „Athesia-Tyrolia-Druck GmbH“, eine der vielen Athesia-Töchter. Der Kaufpreis: 4.164.300 Euro. Damit hat Karl Manfredi innerhalb von fünf Jahren seinen Einsatz fast verdoppelt.
Dass die Verlegung der KM Invest nach Innsbruck nur die Vorbereitung für eine unfreundliche Übernahme der Brennercom AG war, wird schnell klar. Schon wenig später schreiben das Land und die Gemeinde Bozen Teile ihrer Brennercom-Beteiligungen öffentlich zum Verkauf aus. Der Ebner-Verlag greift gleich doppelt zu: Zum einem kauft die KM-Invest um 10,7 Millionen Euro etwas mehr als 22 Prozent der Landesanteile. Und zum anderen erwirbt die Athesia Druck GmbH um rund 1,3 Millionen Euro die Anteile der Gemeinde Bozen.
Damit hält die „KM Invest“ 30,76 Prozent und die Athesia Druck GmbH 17,58 Prozent an der „Brennercom“. In der konsolidierten Bilanz der „Athesia AG“ wird Ende 2015 diese Beteiligungen mit 23.055.750 Euro bewertet.


Die neue Brennercom

Durch die Spaltung verschieben sich jetzt die Gewichtungen noch deutlich nach Innsbruck. Die KM Invest wird in Zukunft mit einem 63,26 Prozent-Anteil die Brennercom AG kontrollieren.
Warum aber führt der Ebner-Konzern mit Sitz in Bozen ein Südtiroler Telekommunikationsunternehmen, das ebenfalls seinen Sitz in Bozen hat, über die Verschachtlung von zwei Auslandstöchtern?
Sind es steuerliche Vorteile? Oder geht es um die Frage der (In)Transparenz?
Es sind Fragen, die den Athesia-Direktor und privaten Unternehmer Michl Ebner kaum berühren werden.
Der Präsidenten der Handelskammer Michl Ebner wird aber darauf antworten müssen.
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G G Mi., 19.10.2016 - 12:12

Nun ... das würde mich nicht wundern. Es ist schon ein Kuriosum, dass in der Position eines Landeshauptmannes eine Mensch mit einem sehr hohen gesicherten Einkommen Wirtschafts-Boss spielen und mit enormen materiellen Werten herumjonglieren kann ohne jemals selbst ein persönliches finanzielles Risiko zu tragen ... Symptome unseres kapitalistischen Wertezeitalters.

Mi., 19.10.2016 - 12:12 Permalink
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Andreas gugger Mi., 19.10.2016 - 12:28

Das Netz und die Infrastruktur werden vom Land / Alperia bereitgestellt und dann jede TELKO sie nutzen....oder am Ende nur die Brennercom....

Mi., 19.10.2016 - 12:28 Permalink