Kultur | Salto weekend

Kunst in Brixen draußen und drinnen

Im öffentlichen Raum und in der Stadtgalerie sind zeitgenössische Werke ausgestellt. Hier geht’s um Verbote, dort um Zeit. Wir haben Kuratorin Elisa Barison interviewt.
Verbieten verboten 4
Foto: Jürgen Eheim

Es sind Orte, die nicht für Kunst vorgesehen sind. Orte, die für jeden und jede in der Öffentlichkeit sichtbar sind. Orte, die eigentlich „verboten“ sind. Von solchen Orten sprechen die Kunstwerke der Ausstellung verbieten verboten alle an, die daran vorbeikommen. 7 Künstler*innen haben Elemente der Werbung, Street Art und der Kommunikationsguerilla aufgegriffen und sich über die Stadt Brixen ausgebreitet.

 

 

salto.bz: Was sind "verbotene" Flächen? Welche sind das beispielsweise in Brixen?

Elisa Barison: Verbotene Flächen sind im Sinne dieses Projektes all jene Flächen, die nicht absichtlich der Kunst gewidmet sind, bzw. zur Verfügung gestellt werden. Kunst wird oft automatisch mit Institutionen in Verbindung gebracht, aber sie existiert und entsteht vor allem abseits von diesen. Die teilweise großflächigen Kunstwerke der sieben Künstler*innen von verbieten verboten sind an Hausfassaden, öffentlichen Plätzen und Mauern von Institutionen angebracht. Lauter Flächen, die nicht einfach ungefragt bespielt werden können. Wir treffen also an neuen und unerwarteten Orten auf die Kunst und darin liegt der Zauber des Ganzen.

 

 

 

Welche Reaktion wünschst du dir von den Menschen, die zufällig an den Kunstwerken vorbeikommen?

Jede Art von Reaktion ist ein Sieg für das Projekt und die Kunst. Wenn uns ein Werk berührt, egal auf welche Art und Weise, dann hat es eigentlich sein höchstes Ziel erreicht. Künstler*innen und ihre Werke, egal ob wir von bildender Kunst, Literatur oder Musik sprechen, können Dinge in uns auslösen, etwas in Bewegung setzen, ein Gefühl hochkommen lassen oder uns in Erinnerungen schwelgen lassen. Darin sehe ich ein wenig den Sinn des Lebens, eben weil diese Begegnungen dem Leben einen Sinn geben und unseren Alltag und unsere Wahrnehmung verändern und bereichern. Bei verbieten verboten ist auch gerade das Unvermeidbare spannend. Wenn ich in ein Museum gehe und für eine Ausstellung ein Ticket kaufe, treffe ich eine bewusste Entscheidung und habe meistens auch Erwartungen. Bei den Arbeiten von verbieten verboten ist gerade das Moment des Unerwarteten der entscheidende Faktor. Ich denke, es ist auch Neugier im Spiel und die Entdeckung eines Kunstwerks an einem untypischen Ort mitten im Alltag ist mit Freude verbunden und kann den Tag versüßen. Womöglich regt man sich aber auch über das Kunstwerk auf. Auf jeden Fall passiert etwas, Reibung entsteht, ein Prozess beginnt.

 

 

 

Gleichzeitig zeigen in den sicheren und nicht verbotenen Wänden der Stadtgalerie Brixen Mirijam Heiler, Simon Platter und Lilian Polosek Arbeiten zum abstrakten Thema Zeit. Mit der Ausstellung Blau machen wollen sie weder falsches Zeitmanagement kritisieren, noch einen Ruhepol oder ein Auszeitretreat schaffen, aus dem man danach noch produktiver hervorgehen müsste. Mit verspielten Gedanken zu den Konzepten Freizeit, Langeweile und dem einfachen Sein im Moment, dem bewussten Existieren, möchten sie vielmehr neue Sichtweisen bieten, in welchen man gerne verweilt.