Umwelt | Großraubwild

Verschwundene Wölfe

Haben wir uns mit der Rückkehr des Wolfes nach Südtirol abgefunden? Offensichtlich nicht, denn laut Luigi Spagnolli gibt es Vermutungen über illegale Abschüsse.
Lupo, Wolf
Foto: Flickr/_ Liquid

Inzwischen haben die Forstbeamten viel Erfahrung in der Bewertung eines Risses gesammelt, erklärt Luigi Spagnolli, Direktor des Amtes für Jagd und Fischerei. Allein aus der Art und Weise, wie ein Tier getötet wurde, lassen sich bereits Rückschlüsse ziehen, ob ein Hund oder ein Wolf dafür verantwortlich war. Die Zweifelsfälle, die mittels genetischer Analyse untersucht werden, werden daher zahlenmäßig geringer. In den vergangenen Jahren gab es laut Spagnolli höchstens drei bis vier Risse im Jahr, die aufgrund der durchgeführten Analyse einem Hund zugeordnet werden konnten.

 

 

Jene Risse, die offensichtlich nicht von einem Wolf verursacht worden sind, werden weder genetisch überprüft noch in die Datenbank aufgenommen, da dafür das Land auch keine Entschädigung zahlt. Entschädigungen sind vorgesehen für alle Schäden, die von Bären und Wölfen verursacht worden sind – sofern diese umgehend gemeldet werden. Die Forstbehörde erhebt nach der Meldung die entstandenen Schäden, die als Kosten des Großraubwildmanagements gelten, und sorgt durch das Amt für Jagd und Fischerei für die direkte Auszahlung der Vergütung. Schäden durch Großraubwild werden zu hundert Prozent vergütet. Die Einheitspreise der Vergütung werden jährlich vom Amt für Viehzucht der Provinz Bozen festgelegt. Können besonders wertvolle Tiere mittels Rechnung belegt werden, wird dieser Preis vergütet. „Kommt es zu einem Bären- bzw. Wolfsriss, soll der Geschädigte die Notrufnummer 112 wählen. In der Folge werden alle weiteren Schritte veranlasst“, so Spagnolli, der betont, dass Schäden durch Großraubtiere umgehend an das Landesamt für Jagd und Fischerei gemeldet werden müssen, welches die Schäden vor Ort überprüft und im vollständig ausgefüllten Antragsvordruck bestätigt. Mittlerweile werden entstandene Schäden auch vom örtlich zuständigen Personal der Forststationen begutachtet.

 

Illegale Abschüsse?

 

Zu vorsätzlichen Täuschungen sei es fast nie gekommen, jedoch hätten sich in den ersten Jahren nach Wiederansiedlung des Wolfes einige verdächtige Vorkommnisse ereignet, so Spagnolli. Allerdings sei es bei Einzelfällen geblieben. Auch gibt es Vermutungen über illegale Abschüsse von Wölfen, zu einer Anzeige ist es bis dato aber noch nicht gekommen, erklärt der Direktor für Jagd und Fischerei. Nachdem sich in den benachbarten Regionen wie Trentino, Graubünden, Cadore die Wolfsrudel Jahr für Jahr vermehren, in Südtirol jedoch nicht, liegt die Vermutung nach, dass es zu illegalen Tötungen kommt. Untermauert wird diese Annahme durch die Tatsache, dass Wölfe, die in einer bestimmten Gegend mehrmals gesichtet wurden, plötzlich verschwanden und auch in den Nachbarländern, in denen regelmäßig genetische Analysen durchgeführt werden, nicht mehr aufgetaucht sind.

 

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Johannes A. Di., 21.06.2022 - 11:28

Wer entschädigt die Landwirte, für den zeitlichen Aufwand, der im Zusammenhang mit gerissenen Tieren entsteht?
- Polizei alarmieren, am Tatort bleiben
- Bürokratische Auflagen: Melden der Tätigkeit, Anfragen um die Rückerstattung, Kontrolle ob die Rückerstattung ankommt, Nachfragen etc.
- Ankauf eines neuen Tieres etc.

Diese Tätigkeiten sind für die Landwirte mit hohem zeitlichem Aufwand verbunden. Das sollte anerkannt werden und in die Rückerstattung einfließen.

Di., 21.06.2022 - 11:28 Permalink
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rotaderga Di., 21.06.2022 - 12:03

Politik: wie Unfähigkeit, Dummheit und Gleichgültigkeit die Bevölkerung zur Selbstjustiz und Ungehorsam nötigt....

Di., 21.06.2022 - 12:03 Permalink
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Herta Abram Di., 21.06.2022 - 21:26

Rationales Wolfsmanagement verträgt sich nicht mit Wilderei

Zudem: Bevor man an irgendeine Art von sinnvollem Wolfsmanagement denken kann, müsste man endlich die illegalen Abschüsse in den Griff bekommen, die offenbar von manchen Politikern und Interessensvertretern nicht ungern gesehen, bzw. sogar öffentlich vertreten werden. Man hält also am problematischen Konzept der »wolfsfreien Zonen« fest. Dazu ist zu bemerken, dass man durch starken lokalen Beschuss vielleicht verhindern kann, dass sich in einem Gebiet ein Rudel bildet, aber gewonnen ist damit nichts. Schäden machen nämlich überwiegend die umherstreifenden Wölfe auf Partnersuche, deren Auftauchen nie zu verhindern sein wird. Lokale Rudel kann man im Umgang mit Weidetieren »trainieren«, sie schrecken fremde Wölfe ab, sind also eher ein Stabilitäts- denn ein Risikofaktor. Mit solchen Abschussphantasien wiegt man die lokalen Bauern in trügerischer Sicherheit; viel nachhaltiger und vernünftiger wäre es AUFZUKLÄREN und das vorhandene EU-Geld abzurufen und die Tierhalter beim konsequenten Herdenschutz zu unterstützen.
Auszug: https://ag-wildtiere.com/2019/08/24/man-sollte-den-wolf-noch-nicht-jage…
- Bauerverteter und Politiker wissen dies alles längst! Doch benutzen und befeuern sie (zusammen mit dem einen Medium) Wolfshetze gezielt, bewusst, manipulativ und lügnerisch. Und verunmöglichen damit rationales Wolfsmanagement.
Diese Gruppe macht das solange, bis wir uns nicht mehr, von ihnen, für dumm verkaufen lassen wollen!

Di., 21.06.2022 - 21:26 Permalink
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Josef Fulterer Mi., 22.06.2022 - 05:54

Antwort auf von Herta Abram

Konsequenter Herdenschutz mit Wolfsmanagement ist bei Stückzahlen von unter 500 Tieren, aber auch in den weitläufigen Hochgebirgsregionen so teuer, dass die Tierhalter zum Aufgeben ihrer Tätigkeit gezwungen werden.
Die Folge wird eine nicht willkommene Wiederbewaldung der Almflächen bis zur Baumgrenze und die Verbuschung der alpinen Grünflächen sein, die bereits jetzt schon von der Forstbehörde in verschiedenen Fällen mit den geschwendeten Sträuchern praktiziert wird. In den Bergregionen verunzieren die sehr langsam faulenden Gestrüpphaufen die Landschaft.
Im Appenin hat man für die romantische Großstadt-Kuscheltier-Romantik Lösungen gefunden.

Mi., 22.06.2022 - 05:54 Permalink
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Günter Reichard Mi., 22.06.2022 - 10:11

Antwort auf von Herta Abram

Werte Herta,
Ich wünsche Dir einmal eine Begegnung mit einen Großraubtier in unserer beengten Natur hier.
Ich durfte es in Rumänien "geniessen".
Da war aber das Land weit. Und ich wünsche Dir Ausserdem dass das Tier satt ist.
Erst einmal nachdenken bevor ich jeden Mist nachschreibe. Nix für ungut.

Mi., 22.06.2022 - 10:11 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Di., 21.06.2022 - 23:21

In Europa im Allgemeinen und in Italien im Besonderen gibt es kein sinnvolles Wolfs-Management. So wird auch hier, wie übrigens seit Jahren und Jahrzehnten in Italien, vorzugsweise den Abruzzen, eine bestimmte Selbstjustiz nicht ausbleiben. Die Säumigkeit bleibt am Gesetzgeber kleben (der sich von einigen Tierschützern vor sich hertreiben lässt, denn längst nicht alle Fachleute unterstützen diese Untätigkeit).

Di., 21.06.2022 - 23:21 Permalink
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Profil für Benutzer josef burgmann
josef burgmann Mi., 22.06.2022 - 09:24

Antwort auf von Günther Alois …

Man muss sich fragen, was die europäische Politik überhaupt will.
Ich glaube, inzwischen hat jeder halbwegs praktisch denkende Mensch begriffen, dass ein Herdenschutz im Hochgebirge mittels Zaun ein Unding ist. Nicht durchführbar, nicht finanzierbar, landschaftszerstörend und absolut nutzlos.
Vor ein paar Tagen sah ich einen Bericht aus Norddeutschland. Ein 220 cm hoher Baustahlgitterzaun mit doppelt Stacheldraht obenauf, elektrisch geladen und 30 cm in den Boden versenkt, und auch dort gab und gibt es Wolfsrisse.
Und nebenbei, ein Herdenschutzhund ist kein Kuscheltier, daher auch für Wanderer absolut gefährlich.
Wohin also?
Wie viele Wölfe gibt es weltweit? Gibt es unter Tieren Wertigkeiten?
Das System ist doch krank, absolut krank. Kontroverser kann Politik nicht sein:
- einerseits werden öffentliche Gelder zur Erhaltung der Berg- und Almwirtschaft ausgegeben
- anderseits wird den Bauern und deren Tieren das Leben unerträglich gemacht
Wieso??
Bin für eine überzeugende Antwort absolut dankbar!!

Mi., 22.06.2022 - 09:24 Permalink
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Profil für Benutzer Johann Georg Bernhart
Johann Georg B… Mi., 22.06.2022 - 10:02

Jeder welcher ein Raubtier Wolf oder Bär erlegt, trägt zur Beseitigung dieses nicht überschaubaren Problems bei. Danke an alle welche sich für unsere Gesundheit und unsere Sicherheit einsetzen.
Wenn die Politiker schlafen, muss ma auf andere Wege für Sicherheit sorgen.

Mi., 22.06.2022 - 10:02 Permalink
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Stefan S Mi., 22.06.2022 - 21:18

Antwort auf von Johann Georg B…

"Wir Bauer Vieh- und Schafbauern brauchen weder Wolf noch Bär."
Ihr seid aber nicht die einzigen auf diesem Flecken Erde.
Es geht nur um das wann und nicht mehr um die Frage ob das Ganze System kippt. Wenn wir weiter das Artensterben befeuern und die Biodiversität dadurch vernichten ist es mit unseren Monokulturen schnell vorbei. Die Natur braucht den Menschen nicht aber wir die Natur.
Und jetzt weiter mit den Märchen vom Rotkäppchen und dem bösen Wolf :-)

Mi., 22.06.2022 - 21:18 Permalink
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Profil für Benutzer Ein Leser
Ein Leser Mi., 22.06.2022 - 17:12

Antwort auf von Sigmund Kripp

Wobei wir in Deutschland ca. 12,5 Mio. Hunde haben, die sich zudem noch meist das bewohnte Stadt/Dorfgebiet, manchmal auch die öffentlichen Verkehrsmittel mit Menschen teilen.
Wie ist jetzt nochmals das Verhältnis an jährlichen Bissen und Anzahl zu tierischen Individuen (Wolf/Hund), ohne zu vergessen, das in Relation zum jeweiligen Gebiet und sich dort aufhaltenden Menschen zu setzen (i.e. Wald vs. bewohntes Gebiet).

Mi., 22.06.2022 - 17:12 Permalink
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Profil für Benutzer Sigmund Kripp
Sigmund Kripp Mi., 22.06.2022 - 19:20

Antwort auf von Ein Leser

Also ein Hund auf 7 Menschen. Beim Wolf (1.500 Exemplare in D) sind es 1 Wolf auf 53.000 Menschen.
30.000 Hundebisse auf 80.000.000 Menschen.
Jeder 2.670. Mensch wird vom Hund gebissen. Also ca. in jedem Dorf einer pro Jahr.
Jetzt bräuchten wir die Anzahl der Wolfsbisse.
Hat die hier jemand bei der Hand?
Danke.

Mi., 22.06.2022 - 19:20 Permalink
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Profil für Benutzer Herta Abram
Herta Abram Mi., 22.06.2022 - 20:16

Weder die Seite der emotionalen Debatten, mit Hysterie, unhaltbaren Behauptungen und Angstmacherei (-die Märchen der Gebrüder Grimm sind keine seriöse Informationsquelle), noch die Seite mit einem romantisch-verklärten Naturbild werden dem Wolf gerecht!
- Der Wolf, so scheint es, steht auch symbolisch für die Frage, wie wir in Zeiten des Artensterbens und der Klimakrise mit der Natur und miteinander umgehen.....und ob man für den Wolf ist oder nicht, spielt letztlich keine Rolle, die Wölfe werden nicht mehr verschwinden. Wir müssen also daran arbeiten, möglichst konfliktfrei mit ihnen zu leben. Dass es wenig Sinn macht, die mobilen Tiere im Alpenraum getrennt voneinander zu betrachten, haben inzwischen auch die meisten verstanden. Störende Wildtiere einfach zu töten ist sinnlos: Wölfe sind Weitwanderer, die auf der Suche nach einem Revier enorme Strecken zurücklegen. Wird ein Tier abgeschossen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das nächste auf der Suche nach einer neuen Heimat auftaucht. Das Einzige, was den Zuzug neuer Wölfe in ein Gebiet sicher verhindern kann, ist ein bereits etabliertes Wolfsrudel.
Also braucht es Herdenschutz und Aufklärung statt Widerstand!

Mi., 22.06.2022 - 20:16 Permalink
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Profil für Benutzer Dietmar Nußbaumer
Dietmar Nußbaumer Mi., 22.06.2022 - 23:20

Es geht hier nicht um Selbstjustiz, sondern dass dieses Thema sauber gesetzlich geregelt wird. Es gibt brauchbare Management-Pläne in deutschen Bundesländern, da könnte ohne weiteres ein Plagiat davon gemacht werden.

Mi., 22.06.2022 - 23:20 Permalink
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Salto User
Günther Alois … Sa., 25.06.2022 - 10:13

Herr Spagnolli,tun ihnen die "Viecher" nicht leid,wenn sie nach dem "Riss" elendig verrecken? Wissen sie überhaupt von was sie reden? glaube kaum!!!!Da nützt die Bezahlung nichts beim Leid die diese Tiere aushalten müssen bis sie "STERBEN" Gehen sie mal einen Sommer lang hüten auf eine Alm,und geben sie nicht so einen "Schmarrn,zwecks Bezahlung " von sich!Sie haben keine Ahnung vom TUTEN und BLASEN-sorry!

Sa., 25.06.2022 - 10:13 Permalink