Umwelt | Weinbau

Mit PIWIs raus aus der Nische

PIWIs in neuen Züchtungen und Vermarktungskontexten – stark besucht war das Jubiläums-Symposion rund um widerstandsfähige Weinsorten.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Die führenden PIWI Experten Europas waren beim Symposium zu Gast.
Foto: bioland südtirol
  • Ein hochkarätig besetztes und sehr gut besuchtes Symposium um „20 Jahre PIWI Weine in Südtirol“ fand Ende November im Bozner NOI Techpark statt. Mit Vorträgen der europäischen PIWI Experten Pere Mestre aus Frankreich, Riccardo Velasco aus Italien oder Reinhard Töpfer vom Julius-Kühn-Institut aus Deutschland. Das ganztätige Programm, organisiert von PIWI Südtirol mit Thomas Niedermayr als Präsidenten, Bioland Südtirol und weiteren Partnern, war am Vormittag fokussiert auf den Stand der Züchtungsprogramme in den jeweiligen Ländern, der Nachmittag war den Vermarktungsthemen gewidmet. 
    2003 wurde PIWI Südtirol von einigen Visionären – Rudi Niedermayr, Thomas Hafner und Franz Pfeifhofer – gegründet, mit viel Engagement für die Forschung, den Anbau und die Steigerung des Bekanntheitsgrades der neuen pilzwiderstandsfähigen Sorten. Trotz der offensichtlichen Vorzüge, wie der Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln durch die hohe Widerstandsfähigkeit etwa, hat sich PIWI in Europa aber auch in Südtirol nicht merkbar durchsetzen können. 

    Folgt der Winzer diesen Anbauveränderungen, und berücksichtigt Fragen der Nachhaltigkeit sowie der Pflanzenschutzmittelreduktion, bleiben als Antwort vielfach die PIWI Rebsorten bestehen.


    Das scheint sich nun zu ändern, angesichts der großen Herausforderung Klimawandel, der bereits deutliche Spuren hinterlässt. Frühere Ernten führen zu Veränderungen in der Weinstilistik, sagt Reinhard Töpfer, und stellt die Anbauwürdigkeit der Sorten in Nord und Süd in Frage. Folgt der Winzer diesen Anbauveränderungen, und berücksichtigt Fragen der Nachhaltigkeit sowie der Pflanzenschutzmittelreduktion, bleiben als Antwort vielfach die PIWI Rebsorten bestehen. Auch Barbara Raifer vom Institut für Obst- und Weinbau des Versuchszentrums Laimburg sieht eine unaufhaltsame Entwicklung in diese Richtung: „In Zukunft werden wir weniger klassische Pflanzenschutzmittel zur Verfügung haben, außerdem müssen wir die Biodiversität mit Aspekten der menschlichen Gesundheit und des Überlebens unseres Planeten verknüpfen, daher sehe ich einen ernsthaften Wandel kommen.“ Die neuen PIWI Rebsorten die derzeit auf den Markt kommen, seien in Resistenz und Weinqualität auch sehr viel besser, daher könne sich die Weinbauexpertin 20 bis 30% PIWI Anbaufläche (derzeit etwa 1 Prozent) in den nächsten ein bis drei Jahrzehnten vorstellen, so Raifer. 
    Das Versuchszentrum Laimburg betreibt noch keine eigene PIWI Züchtung, doch wären einige Szenarien denkbar, etwa eine eigene Resistenzlinie einzukaufen und damit zu kreuzen, wie es derzeit in Frankeich geschieht; eine intensivierte Sortenprüfung könnte ebenfalls ein Beitrag der Laimburg sein, so Raifer, denn die PIWI Sorten müssten gut positioniert werden, die Lagen müssen stimmen, um Fehlinvestitionen zu vermeiden. 
    Den PIWI Rebsorten mehr Sichtbarkeit geben, beim Voranbringen bei den DOC-Zulassungen etwa, das sei eines der Anliegen des Vereins, sagt Präsident Thomas Niedermayr, hier hinke Italien anderen Ländern hinterher. Der italienische Weinbaufachmann Riccardo Velasco (Direktor für Weinbau am CREA) erwartet sich  einen richtiggehenden Schub an PIWI Aufwertung, sollte die italienische Gesetzgebung in diese Richtung aufmachen. In Frankreich werde derzeit bereits die Sorte Voltis bei der Champagnerproduktion zugesetzt, in Italien habe man resistente Varianten der Sorte Glera in der Schatzkammer: „Diese könnten in der Proseccoherstellung zum Einsatz kommen, wir warten nur auf die Freigabe“, so Thomas Niedermayr. 

    Den resistenten Rebsorten mehr Sichtbarkeit geben, beim Voranbringen der DOC-Zulassungen etwa.


    Mehr PIWI am Markt, das würde wohl auch die jahrhundertelang tradierte Weinszene aufmischen.  Man müsse man sich informieren, sagt Stefan Donà, Kellermeister der Eisacktaler Kellerei, der gemeinsam mit seinem Geschäftsführer und dem Haus-Önologen am Symposion teilnahm. „Uns geht es vor allem um den Nachhaltigkeitsaspekt, außerdem fragen auch unsere Mitglieder nach PIWI. Wir möchten das gut bewerten können, von der markttechnischen Seite her.“ PIWI bietet Möglichkeiten, sagt auch Eva Vollmer, die mit ihren „Zukunftsweinen“ eine innovative Bewegung für die erfolgreiche Vermarktung von PIWIs ins Leben gerufen hat. Denn der wirtschaftlich und flächenmäßige Erfolg der resistenten Sorten blieb durch eine zu komplexe und zu fachliche Kommunikation aus. KundInnen müssten die Relevanz und Nutzen der neuen Rebsorten verstehen und erfahren. 

    Unvoreingenommen und mit Neugierde an die PIWIs herangehen.


    Hartmann Donà, bekannter Südtiroler Winzer und Önologe hat das Potential der PIWI Sorten längst erkannt, für seine Kunden baut er die Weine aus: „In kleinen Mengen zwar, aber sie kommen sehr gut an, sie sind weinbaulich sehr interessant, und es liegt an uns diese Rebsorten im Weinberg aber auch im Keller auszubauen und zu verstehen, was daraus entstehen kann.“ Er habe über die Jahre hinweg schöne Entwicklungen beobachten können, vor allem in der Qualität und Langlebigkeit der Weine; wichtig sei es, so Donà, unvoreingenommen und mit Neugierde an die PIWIs heranzugehen.