Politik | Koalition

SVP beißt zurück

Die SVP hat offenbar genug vom „Schlechtreden“ an den derzeit stattfindenden Koalitionsverhandlungen. Auf die Attacke von Sven Knoll folgt eine geharnischte Antwort.
Sven Knoll Martin Karl Pircher
Foto: Süd-Tiroler Freiheit/SVP
  • „Wer Neo-Faschisten in die neue Landesregierung holt, ist kein Garant für die Autonomie!“, polterte Sven Knoll, Landtagsabgeordneter der Süd-Tiroler Freiheit, in seiner jüngsten Presseaussendung. Darin wirft er der SVP vor, lieber mit den Neo-Faschisten, sprich den Fratelli d'Italia, zu „pakteln“, anstatt eine stabile Koalition mit einer zweiten deutschsprachigen Partei zu suchen. Landeshauptmann Arno Kompatscher sei nicht das Opfer, das gegen seinen Willen in diese neo-faschistische Regierung gedrängt werde – vor allem sei er kein Garant für den Schutz der Autonomie, „denn durch seine persönliche Fehlentscheidung werden zukünftig die größten Feinde der Autonomie in der Landesregierung sitzen“, so Knoll. 

     

    „Jetzt das genaue Gegenteil zu sagen, um Stimmung zu machen, ist ein schlechter Witz."

     

    Hat die SVP-Parteileitung zu den bisherigen kritischen Stellungnahmen von Seiten der Oppositionsparteien bzw. den Oppositionsparteien nahe stehenden Gruppierungen geschwiegen, folgte auf Knolls Aussendung eine geharnischte Gegenreaktionen des SVP-Landessekretärs Martin Karl Pircher. „Wenn sich Sven Knoll jetzt als Kümmerer der Autonomie darstellt, Arno Kompatscher und die Südtiroler Volkspartei deshalb direkt angreift, dann macht er sich lächerlich. Das Spiel, dass Sven Knoll hier spielt, ist gleich im doppelten Sinn ein falsches“, so Pircher. Zum einen habe Knoll noch vor wenigen Wochen selbst angeboten, Teil einer Regierungsmehrheit zu werden. Auch Gespräche mit den nun geschmähten Fratelli d’Italia habe er dabei nicht ausgeschlossen. „Jetzt das genaue Gegenteil zu sagen, um Stimmung zu machen, ist ein schlechter Witz. Anstatt uns Vorhaltungen zu machen, sollte er seine 180-Grad-Wende lieber seinen Wählerinnen und Wählern erklären“, kontert der SVP-Landessekretär, der die Haltung Knolls als nicht glaubwürdig darstellt: Bis heute habe der Frontmann der Süd-Tiroler Freiheit immer die Sezession gefordert und nun gebe er sich plötzlich als Kümmerer der Autonomie. „Sven Knoll soll sich entscheiden: Ist er für die Autonomie oder gegen sie? Wenn ja, wäre das eine Neuheit. Denn neben der Rechtsprechung des Verfassungsgerichtshofes, verorte ich vor allem eine weitere, große Gefahr für Südtirols Autonomie: Gewisse Abgeordnete, wie Sven Knoll, die glauben ihr eigentlicher politischer Hauptauftrag bestünde darin, jeden Tag aufs Neue ebendiese zu verteufeln und schlecht zu reden“, so Pircher abschließend.

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Salto User
Cicero Mi., 20.12.2023 - 14:21

Die Südtiroler Freiheit ist doch die Königin der Doppelzüngigkeit. Traurig, dass einem bestenfalls mittelmäßigen Populisten wie Herrn Knoll so viel Aufmerksamkeit und vor allem so viele Wählerstimmen gegeben werden.

Mi., 20.12.2023 - 14:21 Permalink
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Andreas Thanei Mi., 20.12.2023 - 14:22

Nur weil man für die Unabhängigkeit eintritt ist man nicht gegen die Autonomie, diese ist ein Zwischenschritt hin zur Unabhängigkeit.
Aber ja, die Argumentation vom Sekretär Pichler oder Pircher oder wie der auch immer heißt, dass Sven Knoll sich für eine Koalition für die Fratelli del Fascismo angeboten hat, ist nicht von der Hand zu weisen.

Mi., 20.12.2023 - 14:22 Permalink
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Hartmuth Staffler Mi., 20.12.2023 - 14:57

Die SVP ist laut Zeller sogar bereit, mit dem Teufel einen Pakt zu schließen, aber nicht mit der STF. Anscheinend fürchtete sie den Knoll mehr als den Teufel - warum wohl?

Mi., 20.12.2023 - 14:57 Permalink
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Salto User
Cicero Mi., 20.12.2023 - 15:01

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Welchen Pakt sollte es mit der STF geben? Auch wenn die SVP mit der STF koalieren wollte, man würde keinen italienischen Partner finden, der sich in eine solche Koalition begibt. Eine Partei deren zentraler und vielleicht einziger Inhalt die Sezession vom Staate Italien ist, ist für jede italienische Partei, egal ob rechts oder links, koalitionsunfähig. Die STF nimmt sich also gewissermaßen selbst aus jeder ernstzunehmenden Koalitionsverhandlung.

Mi., 20.12.2023 - 15:01 Permalink
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Hartmuth Staffler Mi., 20.12.2023 - 18:18

Antwort auf von Cicero

In Bezug Sezession unterscheidet sich die STF nicht von den Freiheitlichen, die ja von einem "Freistaat" Südtirol schwärmen, und selbst die SVP hat in ihrem Grundsatzprogramm die Forderung nach Selbstbestimmung, was zumindest in der Intention der SVP-Gründungsväter Sezession bedeutet hat. Aber die heutige SVP verhandelt lieber mit der Partei, die die Südtiroler gerne "über den Brenner schicken würde, wie die Meloni erklärt hat.

Mi., 20.12.2023 - 18:18 Permalink
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Otmar Pattis Mi., 20.12.2023 - 15:12

Wenn man sieht wie gut sich der LH mit Hern Urzí versteht, dann kann das Verhältnis mit Sven Knoll natürlich nicht entsprechen. Wenn derartige ‚Freundschaften‘ nur gut gehen! Ich habe da große Bedenken.

Mi., 20.12.2023 - 15:12 Permalink
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Hartmuth Staffler Fr., 22.12.2023 - 18:52

Die SVP muss nicht zurückbeissen, sie hat jetzt noch fünf Jahre Zeit, um an ihrer eigenen historischen Fehlentscheidung zu knabbern. Danach wird sie bei der nächsten Landtagswahl wohl auf ca. 20 Prozent zurückfallen, bevor sie gänzlich verschwindet. Man wird sie nicht vermissen.

Fr., 22.12.2023 - 18:52 Permalink