Chronik | Justiz

Tumultartiges Verhör

Die Staatsanwaltschaft Rom ermittelt gegen den Staatsanwalt am Bozner Rechnungshof Robert Schülmers wegen Verleumdung und Schmähung des Staatspräsidenten. Bereits beim ersten Verhör kommt es zum Eklat: Schülmers Anwältin Giovanna Corrias legt ihr Mandat nieder.

Vier Stunden sitzt Robert Schülmers vor den Staatsanwälten Nello Rossi, Stefano Pesci und Corrado Fasanelli. Über den Ablauf des Verhörs in der Staatsanwaltschaft in Rom gibt es verschiedene Versionen. Der „Corriere della Sera“ spricht in seiner nationalen Ausgabe am Mittwoch von einem „interrogatorio tumultoso“.
Das erste Ergebnis der Befragung ist für den Staatsanwalt am Bozner Rechnungshof vernichtend. Seine Anwältin, die renommierte römische Strafverteidigerin Giovanna Corrias hat – laut Corriere - nach dem Verhör das Mandat zurückgelegt. Demnach dürfte es zu einem gröberen Zerwürfnis zwischen der Rechtsanwältin und ihrem Mandanten gekommen sein.

Die Durnwalder-Ermittlung

Die römische Ermittlung gegen Robert Schülmers geht auf eine Anzeige von höchster Stelle zurück. Geklagt wurde der Bozner Staatsanwalt am Rechnungshof von keinem Geringeren als Staatspräsident Giorgio Napolitano.
Ausgangspunkt dabei ist Schülmers Ermittlung zum Sonderfond von Luis Durnwalder. Schülmers behauptet während dieser Ermittlung von mehreren seiner Vorgesetzten eingeschüchtert worden zu sein. Ins Fadenkreuz des Bozner Staatsanwaltes gerät vor allem der damalige Präsident des römischen Rechnungshofes Luigi Giampaolino. Schülmers Vorwurf: Luis Durnwalder hätte sich in einem Gespräch mit dem Staatspräsidenten Giorgio Napolitano über die Ermittlung Schülmers beklagt. Napolitanos Ämter hätten daraufhin direkt bei Giampaolino interveniert, der dann in einem persönlichen Gespräch den Bozner Staatsanwalt überzeugen wollte, die Ermittlung fallen zu lassen.

Die Enthüllung

Giampaolino soll aber nicht der einzige hohe Justizbeamte gewesen sein, der interveniert habe. Robert Schülmers stellt jedenfalls ein Dossier zusammen, in dem mehrere Interventionen und Gesprächsprotokolle festgehalten werden. Der Bozner Staatsanwalt am Rechnungshof erlaubt sich dann eine wohl einmalige Aktion. Er schickt dieses Dossier an mehrere Dutzend Funktionsträger im Justiz- und Rechnungshof-Apparat in ganz Italien.
Umgehend landet das Dossier bei der Tageszeitung „Il fatto quotidiano“, die Schülmers unverhüllte Anklage vollinhaltlich veröffentlicht. Die Folge: Alle Beteiligten Personen dementieren umgehend und klagen gegen den Bozner Staatsanwalt. Deshalb kommt es jetzt auch zum Verfahren in Rom.

Streitpunkt Vorladung

Dass es bereits beim ersten Verhör zum Eklat kommt, liegt an einem Detail. Weil es bereits den Präzedenzfall des öffentlich publizierten Dossiers gibt, legen die drei römischen Staatsanwälte in dieser Ermittlungsphase besonderen Wert auf Diskretion. Damit nicht weitere Details an die Öffentlichkeit kommen, haben die Staatsanwälte und Schülmers Verteidigerin Giovanna Corrias eine besondere Art der Vorladung ausgehandelt. Beim Verhör beanstandete Robert Schülmers dann aber genau diese Art der Vorladung. Der Bozner Staatsanwalt bestand – laut Corriere – auf eine klare und juridisch genau begründete Vorladung, in der alle Vorwürfe enthalten sein müssen.
In dem vier Stunden langen juridischen Disput und Verhör wurde klar, dass die Meinungen zwischen Robert Schülmers und seiner Verteidigung zu weit auseinandergehen. Corrias entschloss sich zu diesem spektakulären Schritt.
Robert Schülmers wird sich jetzt erst mal einen neuen Anwalt suchen müssen.