Gesellschaft | Trennungen

Trotz Umbau ungestörter Betrieb

Familien müssen nach Trennungen nicht zerbrechen. Eine Paarbeziehung kann enden, die Elternbeziehung nicht.
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Familien auch in Krisensituationen bzw. beim „Umbau“ zu stärken ist eine wichtige Maßnahme, deren Bedeutung in Zukunft ständig wachsen wird. In den von der Familieagentur im Frühjahr veranstalteten Fokusgruppen, in denen viele Organisationen und Professionen involviert waren, wurde festgestellt, dass es beim derzeitigen Angebot oft zu langen Wartezeiten kommt und es an männlichen Ansprechpersonen bzw. Menschen mit Migrationshintergrund in der Beratung bzw. Mediation fehlt. Bei Verweigerung der Kooperation durch Elternteile bzw. Kinder fehlt es an professionellen Know How, um Kinder und Eltern gut gestützt durch diese Phasen zu begleiten. Um den steigenden Bedarf an Unterstützung und Stärkung erfüllen zu können wünschen sich die Organisationen und Dienste ein ausreichende und kalkulierbare Finanzierung.

 

Der Anteil an Trennungen und Scheidungen von dzt. 25% bzw. 20% wird sich in den nächsten Jahren den Werten anderer deutschsprachiger Regionen 35 bis 42% annähern. Schätzungsweise 25.000 wirtschaftlich noch nicht selbständige Kinder sind in Südtirol von Trennung bzw. Scheidung sowie Beendigung von Lebensgemeinschaften (de-facto Familien) betroffen. Eine Trennung stellt eine große Belastung für Kinder dar, aber wie andere Krisen und Belastungen können sie bei guter Unterstützung ohne große „Folgeschäden“ bewältigt werden und auch ein Lern- und Entwicklungspotential darstellen. Eine tragfähige, verlässliche und auch emotionale Beziehung von Kindern zum Vater unabhängig vom Status der Elternpaarbeziehung ist für Kinder eine wichtige Basis bei der Bildung einer reifen Persönlichkeit und daher auch als Kinderrecht verankert.

 

Doch viele Eltern haben durch Enttäuschungen und Verletzungen vor und in der Trennungszeit keinen klaren Kopf um, im Sinne der Kinder, schnell konstruktive Lösungen zu finden. Daher fordern wir eine koordinierte Zusammenarbeit aller involvierten Professionen und Organisationen wie es z.B. im sog. Cochemer Modell oder Elternkonsens praktiziert wird. Weiters sind Ehenachbereitungsseminare (wie z.B. „Kinder im Blick“) sinnvoll, in denen die Eltern und Kinder einerseits die notwendigen Informationen, aber auch die nötige Unterstützung bekommen, um die Aufteilung der zeitlichen und finanziellen Lasten neu zu regeln und so beiden Elternteilen auch gleichwertige Lebensperspektiven zu ermöglichen.

 

Der Verein „väter aktiv“, welcher von betroffenen Trennungsvätern 2013 gegründet wurde, setzt sich ein, dass dieses internationale Kinderrecht in der Praxis umgesetzt wird und Väter im Trennungsprozess mit gleichen Chancen eine gleichberechtigte Elternrolle fortführen können. Dazu bieten wir Trennungsvätern monatliche Selbsthilfegruppen in Meran bzw. Villanders sowie persönliche Erstberatung an, weiters steht eine Besuchswohnung in Meran zur Verfügung. In Kooperation mit verschiedenen Rechtsanwält_innen gibt es gratis rechtlicher Erstberatung. Gemeinsam mit der Plattform für Alleinerziehende bieten wir auch Doppelmediation (Mann und Frau) zur außergerichtlichen Lösungsfindung sowie begleitete Übergaben an. Wir arbeiten eng mit den Sozialsprengel, Beratungsstellen, Eltern-Kind-Zentren und anderen Organisationen zusammen und sind auch international vernetzt. Detaillierte und aktuelle Informationen zu unserem Angebot finden Sie auf unserer Homepage www.vaeter-aktiv.it.