Kultur | Salto Afternoon

Der verlorene Sohn

Das Bildnis vom Sohn des Künstlers Gotthard Bonell wurde am Samstag aus einem Ausstellungsraum im Eppaner Lanserhaus entwendet. Ein doppelter Verlust.
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Foto: Gotthard Bonell

„Im Werk von Gotthard Bonell geht es um die Grundfragen des menschlichen Lebens“ erklärte Kurator Günther Oberhollenzer im Rahmen der Eröffnung der aktuellen Überblicksschau zum Künstler Gotthard Bonell im Lanserhaus von St. Michael/Eppan: „ Es geht ihm um die menschliche Existenz, die Sexualität, um das Triebhafte des Menschen und um Vergänglichkeit.“ 

Eine spezielle Triebhaftigkeit eines Diebes (oder einer Diebin) muss am vergangenen Samstag wohl dazu geführt haben, dass er (oder sie) sich eines Bildes bemächtigte, welches im ersten Stock des Lanserhauses ausgestellt war. Es zeigt Bonells Sohn Elias im zarten Alter eines Kleinkindes. Bonell hatte es vor rund 30 Jahren gemalt und es nun in seine Ausstellung hängen lassen – neben das Porträt seiner Frau und jenes seiner Tochter. Gegenüber der Wand, von der das Porträt Elias mutwillig abgehängt wurde, hängen Bonells Eltern als Doppelporträt. Sie sind stumme Zeugen des dreisten Aktes.


Das Anfertigen zahlreicher Porträts hat Gotthard Bonell bekannt gemacht. Dieser Tatbestand gab ihm aber stets auch die Möglichkeit „um viele andere, freie Arbeiten zu fertigen, die Malerei war ja...“ erzählt er rückblickend „in meiner Jugendzeit verpönt. Als junger Mensch ist man da sicher auch mehr gefährdet, denn die Kunst wird durch Moden und im Besonderen vom Markt bestimmt.“ Die Professoren an der Universität in Venedig rieten dem jungen Bonell, er solle sich doch anderen künstlerischen Ausdrucksweisen öffnen, doch er blieb der Malerei treu. Und der Abstraktion. 


Die Ausstellung gliedert sich in fünf Kapitel und zeigt in über 70 Werken aus fünf Jahrzehnten den feinen Strich des Künstlers. Zu sehen ist auch eine sehr frühe Arbeit, die Gotthard Bonell mit knapp 17 Jahren zu Papier brachte, und in der sein Talent für das Zeichnen sowie die Sensibilität für seine zukunftsweisenden Themen und Motive zu erkennen sind.


Die für den Künstler und die Ausstellungsmacher wenig erfreuliche Meldung vom Diebstahl ging am Samstagnachmittag an die Medien. Unmittelbar darauf kommentierte die Kunsthistorikern Brigitte Matthias, die im Lanserhaus für die Führungen zum Schaffenswerk Bonells zuständig ist, auf Facebook: „Unglaublich aber während unserer Führung durch die Ausstellung von Gotthard Bonell wurde dieses Bild gestohlen. Die Carabinieri ermitteln...“