Politik | Overtourism

10 Euro pro Gast und Nacht

Nicht weniger als 10 Euro pro Gast und Nächtigung sollen die Beherbergungsbetriebe in Zukunft zahlen – zumindest wenn es nach Team K-Chef Paul Köllensperger geht.
Paul Kollensperger
Foto: Team K
  • „Südtirols Natur generiert Reichtum. Alle müssen was davon haben“ – unter dieser Überschrift hat Paul Köllensperger, Gründer und Sprecher des Team K, vor Kurzem einen Beschlussantrag eingereicht. Darin fordert er die Einhebung eines verpflichtenden Beitrages – zusätzlich zu der bereits bestehenden Aufenthaltsabgabe – von den touristischen Beherbergungsbetrieben, und zwar nicht weniger als zehn Euro durchschnittlich pro Gast und Nacht. Eingehoben werden soll dieser Beitrag der Gäste „als Entschädigung für die Verwendung unseres Allgemeingutes Natur“. Köllensperger argumentiert, dass „unsere Natur, die Berge, das Wasser, die Luft“ Allgemeingut sei und damit allen Bürgern und Bürgerinnen gehöre. „Und diese unsere Natur ist so einzigartig, dass mehr als acht Millionen Urlauber aus aller Welt sie jedes Jahr sehen möchten. Und so boomt das Geschäft mit den Touristen in Südtirol – genau wegen der Einzigartigkeit dieses Allgemeingutes Natur, und am stärksten in den Gegenden, wo sie besonders beeindruckend ist: in den Dolomiten“, erklärt der Team K-Chef.

  • Blick auf die Dolomiten: Sollen die Touristen in Zukunft mehr dafür zahlen? Foto: © Oswald Stimpfl
  • Reiche Unternehmer — arme Südtiroler

    Laut Köllensperger ist es in erster Linie geschickten Unternehmern zu verdanken, dass in Südtirol ein florierender Tourismussektor besteht, der in den meisten Gegenden gute Profite abwirft. Zwar würden auch andere Wirtschaftszweige wie die Gastronomie und das Handwerk vom Tourismus profitieren, doch die Allgemeinheit, die Südtiroler Bürgerinnen und Bürger hätten bis heute wenig davon, „weil für das Allgemeingut Natur, als grundlegender Produktionsfaktor des Tourismus, kaum etwas bezahlt wird“. Daraus ergebe sich für ihn die Frage, ob die Tourismuswirtschaft für die unternehmerische Vermarktung und Monetarisierung des Allgemeingutes Natur als Produktionsfaktor ausreichend zur Kasse gebeten werde. 

  • Paul Köllensperger, Sprecher und Chef des Team K: „Der Tourismus soll nicht mit öffentlichen Geldern finanziert werden, sondern er soll Geld für alle produzieren – indem wir die Nutzung unserer Natur angemessen monetisieren.“ Foto: Seehauserfoto

    Derzeit werde von den Beherbergungsbetrieben pro Gast und Nacht als Steuersubstitut lediglich eine Gemeindeaufenthaltsabgabe, die sogenannte Ortstaxe, zwischen 0,5 und fünf Euro pro Kopf und Nacht eingehoben. „Die acht Millionen Gäste mit ihren rund 35 Millionen Nächtigungen haben dabei nicht nur das Privileg, unsere Natur zu genießen, aber sie produzieren auch eine Belastung, als ob es in Südtirol eine zweite Stadt Bozen gäbe, in Bezug auf Abfall, Wasserkonsum, Kläranlagen, CO2, in Südtirol verbrachte Nächte“, so Köllensperger. Dieser Ressourcenverbrauch und die Vermarktung der Natur seien mit der heute gültigen Ortstaxe jedoch bei Weitem nicht abgegolten. Während  einige Unternehmen im Tourismus ausgezeichnete Gewinne einfahren würden, hätten die einfachen Bürgerinnen und Bürger nicht nur herzlich wenige Vorteile, sondern spürten, gerade in den letzten Jahren des Overtourismus, die negativen Folgen des Touristen-Stroms. Dazu zählten die überfüllten öffentlichen Verkehrsmittel während der Hochsaison sowie die hohen Wohnungs- und Mietpreise. „Langsam kippt auch hierzulande die vormals gute Tourismusgesinnung der Menschen“, befürchtet Köllensperger mit Verweis auf die Kanaren, wo derzeit Demonstrationen gegen den Massentourismus stattfinden. 

     

    „Langsam kippt auch hierzulande die vormals gute Tourismusgesinnung der Menschen.“

     

    „Der Tourismus soll nicht mit öffentlichen Geldern finanziert werden, sondern er soll Geld für alle produzieren – indem wir die Nutzung unserer Natur angemessen monetisieren“, so Köllensperger, der die Einhebung einer zusätzlichen Abgabe zur heutigen Ortstaxe fordert, „in einem Ausmaß pro Kopf und Nacht, der nicht weniger als weitere zehn Euro im Durchschnitt ausmacht. Die Taxe sollte natürlich proportional zum Nächtigungspreis, und deshalb in Prozenten des Zimmerpreises ausgedrückt sein“. Dies sei in einem Hochpreisland wie Südtirol absolut zumutbar. Ein Problem für die Gastbetriebe in Südtirol sieht der Team K-Chef nicht: Diese könnten trotzdem ohne Probleme am Markt im Wettbewerb bestehen, auch weil sie ja nicht direkt zur Kasse gebeten werden sollen, sondern die Touristen. Dass bei manchem Touristen ein Umdenken stattfinden und er sich gegen einen Urlaub in Südtirol entscheiden könnte, ist von Köllensperger offenbar gewollt und hier beginnt die Argumentation auch zu hinken, denn die Beherbergungsbetriebe werden alle über einen Kamm geschoren: Für manche Betriebe mögen weniger Gäste kein Problem sein, für andere ist es eine wiederum eine Existenzfrage. 

    Was Köllensperger jedoch positiv hervorhebt sind die zusätzliche Einnahmen, die sich dadurch für den Landeshaushalt ergeben würden. Bei 35 Millionen Nächtigungen wären dies immerhin 350 Millionen Euro pro Jahr und 3,5 Milliarden in zehn Jahren. Klare Vorstellungen hat der Team K-Chef bereits, wie diese Gelder verwendet werden sollen: für Maßnahmen zugunsten unserer Bürgerinnen und Bürger. „Die Diskussionen über die Co-Finanzierung der Pflegesicherung, nur um ein Beispiel zu nennen, könnte damit überflüssig werden. Ebenso könnte der Wohnbau für Ansässige damit finanziert oder die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos angeboten werden. Die Gäste, die unser Allgemeingut Natur nützen und genießen, müssen dafür angemessen zahlen und die Südtiroler und Südtirolerinnen müssen unmittelbar und angemessen davon profitieren. Weil Südtirols einzigartige Landschaft nicht unter Wert verkauft werden darf und alle Südtirolerinnen und Südtiroler zu Gewinnern durch den Tourismus werden müssen!“

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Hanspeter Holzer Mo., 22.04.2024 - 11:40

Was eigentlich jedem einleuchten sollte: je höher der Preis, desto kürzer die durchschnittliche Aufenthaltsdauer und desto MEHR werden Hotspots überlaufen sein und der Straßenverkehr ZUNEHMEN.

Über eine zum Nächtigungspreis propotionale Abgabe lässt sich sicher diskutieren, nur werden damit Großbetriebe und Ressorts dazu motiviert, die reinen Zimmer zu Dumpingpreisen anzubieten und den Gewinn aus den Zusatzleistungen (wie SPA usw.) zu lukrieren - was bereits seit Jahren die Tendenz ist.

Das würde ein weiteres Mal qualititativ hochwertige, familiär geführte Kleinbetriebe benachteiligen, welche genau NICHT für den Übertourismus verantwortlich sind. Denn diese leben von Leuten mit längeren Aufenthaltsdauern, welche die Natur genießen und nicht "ganz Südtirol in drei Tagen mit allen Hotspots, Gourmetessen und SPA" erleben wollen (wie das die IDM noch vor nicht allzulanger Zeit beworben hat).

Wir müssen endlich die Geschwindigkeit wieder reduzieren. Mit noch höheren Preisen - auch Steuern - wird das nicht gelingen. Ganz im Gegenteil!

Mo., 22.04.2024 - 11:40 Permalink
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Herta Abram Mo., 22.04.2024 - 12:03

Mir gefällt der DiskussionsAnsatz von Paul Köllensperger, - mit dem Blick auf "das Eigentumsrecht von Natur"!?
Ich denke, dieser Ansatz darf bei ökologischer und sozialer Transformation und bei der Bewältigung von Klima-, Arten- und Umweltschutz nicht länger vernachlässigt sein.

Mo., 22.04.2024 - 12:03 Permalink
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Salto User
Cicero Mo., 22.04.2024 - 14:28

Ein interessanter Ansatz. Für mich stellt sich aber die zentrale Frage, was man damit bewirken möchte? Möchte man den zu uns kommenden Touristen mit dieser Abgabe (noch) mehr Geld abnötigen, um als öffentliche Hand oder von mir aus auch als Gesellschaft direkt monetär am Tourismus zu partizipieren oder soll damit der Tourismus eingedämmt werden, sprich sollen Leute davon "abgeschreckt" werden nach Südtirol zu reisen? Sollte Zweites der Fall sein, dann bin ich mir nicht sicher ob diese Abgabe zielführend ist.

Mo., 22.04.2024 - 14:28 Permalink
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Erwin Demichiel Mo., 22.04.2024 - 15:00

Die (Wieder)einführung des Begriffes "Allgemeingut" in das kollektive Bewusstsein ist ein absolut wichtiger Schritt und er sollte in jeder Predigt von jeder Kanzel enthalten und als Vorprüfung für jeden Kandidaten und jede Kandidatin bei jeder Wahl verpflichtend sein. Das würde viele einschlägige Diskussionen vereinfachen und von Moralismen entlasten.

Mo., 22.04.2024 - 15:00 Permalink
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Sigmund Kripp Mo., 22.04.2024 - 17:04

Man könnte die Gebühr auch als "Ankunftsgebühr" gestalten, z.B. 20 € pro Ankunft. Dann wird der Kurzurlauber stärker, der länger Bleibende aber weniger belastet.
Wir haben ca. 8 Mio Ankünfte, somit könnten auch 160 Mio lukriert werden und dem Gedanken des etwas längeren Aufenthaltes (weniger Anreisen, weniger Autoverkehr, weniger Flugverkehr) wäre Rechnung getragen.

Mo., 22.04.2024 - 17:04 Permalink
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Gasteiger josef Mo., 22.04.2024 - 20:09

Antwort auf von evikeifl

Die idee des team k ist super u die variante mit 20 € pro kopf u ankunft ist eine tolle ergänzung. Und die verwendung zur co finanzierung der pflegesicherung ist das i pünktchen am vorschlag. A pro po kanarische zustände: die kanaren haben gut 2 millionen einwohner umd werden von 16 millionen gästen gestürmt und bevölkerung protestiert. Wir haben gut 500.000 einwohner und werden von 8 millionen gästen gestürmt. Einfache rechnung: wir sind genau doppelt so viel übertouristisiert. Wann wir bei uns der protest beginnen?

Mo., 22.04.2024 - 20:09 Permalink
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Gasteiger josef Mo., 22.04.2024 - 20:10

Antwort auf von evikeifl

Die idee des team k ist super u die variante mit 20 € pro kopf u ankunft ist eine tolle ergänzung. Und die verwendung zur co finanzierung der pflegesicherung ist das i pünktchen am vorschlag. A pro po kanarische zustände: die kanaren haben gut 2 millionen einwohner umd werden von 16 millionen gästen gestürmt und bevölkerung protestiert. Wir haben gut 500.000 einwohner und werden von 8 millionen gästen gestürmt. Einfache rechnung: wir sind genau doppelt so viel übertouristisiert. Wann wir bei uns der protest beginnen?

Mo., 22.04.2024 - 20:10 Permalink
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Gasteiger josef Mo., 22.04.2024 - 20:11

Antwort auf von evikeifl

Die idee des team k ist super u die variante mit 20 € pro kopf u ankunft ist eine tolle ergänzung. Und die verwendung zur co finanzierung der pflegesicherung ist das i pünktchen am vorschlag. A pro po kanarische zustände: die kanaren haben gut 2 millionen einwohner umd werden von 16 millionen gästen gestürmt und bevölkerung protestiert. Wir haben gut 500.000 einwohner und werden von 8 millionen gästen gestürmt. Einfache rechnung: wir sind genau doppelt so viel übertouristisiert. Wann wir bei uns der protest beginnen?

Mo., 22.04.2024 - 20:11 Permalink
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Profil für Benutzer Johann Georg Bernhart
Johann Georg B… Mo., 22.04.2024 - 20:26

An alle Kommentarschreiber, leider habt ihr alle vergessen, dass der Turismus uns den heutigen WOHLSTAND GEBRACHT HAT. Die Bauern profitieen vom Turismus genau so wie die Handwerker. Ohne turismus würden wir traurig dastehen, Tusismus brachte und bringt Arbeitsplätze,ernährt Familien . Die ganzen Sportsätten,wurden auch für die Bürger erichtet und nicht nur für Turisten, was wären Almen ohne Gäste, wer kauft unsere Produkte. Leute denkt doch einmal 5 Minuten nach,was der Turismus für uns ALLE bringt.
Wir fahren doch selbst in Urlaub,wir nützen auch Wasser Luft in anderen Regionen.

Mo., 22.04.2024 - 20:26 Permalink
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Salto User
Cicero Di., 23.04.2024 - 04:50

Antwort auf von Johann Georg B…

Kein Südtiroler der bei klarem Verstand ist würde negieren, dass der Tourismus einer der Wohlstandsbringer Nummer 1 im Land war und ist, ABER man kann und darf die Augen nicht vor den unangenehmen Nebeneffekten die der überbordende Tourismus vor allem in den letzten Jahren mit sich gebracht hat verschließen. Besagter Wohlstand ist extrem ungleich verteilt, regelmäßiger Verkehrskolaps, explodierende Wohn- und Lebenskosten, total überlaufene Hotspots… Wenn man diese Dinge nicht sieht, benennt und in Konsequenz dagegen was macht, dann droht der Tourismus seine Akzeptanz in der breiten Bevölkerung zu verlieren und das wäre wirklich schlecht für alle Beteiligten.

Di., 23.04.2024 - 04:50 Permalink
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Sigmund Kripp Di., 23.04.2024 - 07:00

Antwort auf von Johann Georg B…

@Johann Georg B:
Auch die Industrie hat Wohlstand gebracht; trotzdem musste sie Filter auf ihre Kamine bauen!
Auch die Landwirtschaft hat Wohlstand gebracht; trotzdem musste DDT & Co. abgeschafft werden!
Auch der Tourismus hat Wohlstand gebracht; trotzdem muss er dort begrenzt werden, wo die Bevölkerung nicht mehr mit will!

Di., 23.04.2024 - 07:00 Permalink
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Salto User
Günther Alois … Di., 23.04.2024 - 07:04

Antwort auf von Johann Georg B…

Herr Johann Georg B,diese 10 Euro pro Tag und Gast muss es dem Gast Wert sein ,bei diesen teilweise exorbitanten Unterkunftspreisen in Südtirol,5 Sternehotels,4 Sterne bis zu 3 Sterne Beispiele gäbe es genug,da machen die 10Euro Zusatzkosten dem Gast nichts aus wenn er solche Summen zahlen kann. Wir sind schon lange mit den Preisen auf SCHWEIZERNIVEAU,und das sagt genügend aus. Bei Familienkleinbetrieben sollte die Abgabe % tuell zum Zimmerpreis angelastet werden.
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Di., 23.04.2024 - 07:04 Permalink
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Gasteiger josef Mo., 22.04.2024 - 20:45

Der gepriesene wohlstand ist ungleich verteilt. Arme und reiche nehmen zu und generell muss wohlstand in relation zu wohlbefinden gestellt werden und letzteres hat nicht zugenommen im gegenteil (rasante zunahme von psychischen erkrankungen bei jugendlichen u erwachsenen, vereinsamung vieler alter menschen, zunahme von suizid, zunahme aller zivilisationskrankheiten, allgemeines unbehagen den negativen begleiterscheinungen des overtourismus gegenüber. Den durch tourismus erzeugten wohlstand kann nur der/dienige uneingeschränkt loben, wer auf der sonnenseite des erzeugten reichtums lebt

Mo., 22.04.2024 - 20:45 Permalink
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Josef Fulterer Di., 23.04.2024 - 07:03

Eine Ankunftsgebühr, wie Kripp sie ergänzend zum Gasteiger Verschlag ergänzt, würde gestaffelt nach den Sternen, (z. B. von 10 bis 100 €) würde "das lästige Alles erleben wollende Gesindel" vertreiben.

Di., 23.04.2024 - 07:03 Permalink
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Profil für Benutzer Johann Georg Bernhart
Johann Georg B… Di., 23.04.2024 - 07:54

Über so viel Dummheit der kommentarschreiber kann man nur den Kopf schütteln, der Gast soll nicht zur Melkkuh der Provinz werden, wir im Vinschgau haben noch genügend Potenzial, wir wollen zufriedene Bürger und Gäste und das kann man nur mit gegenseitigen Respekt lösen und nicht mit Geld.
>Weil die Kanaren es vormachen ,müssen wir nicht auch gegen den Turismus arbeiten.
Wie würde das land Südtirol ohne Turisten aussehen, denkt darüber nach.
Einige Kommentarschreiber kritisieren,die ungleichverteileung des Vermögens, reich und arm, jeder Bürger hat die Möglichkeit etwas aus seinem Leben zu machen, jeder ist seines Glückes Schmied,Neid ist nicht angebracht, denn Gastwirte arbeiten auch hart, ihnen wird nichts geschenkt wie den........., Gastwirt geben vielen Famielien Brot.

Di., 23.04.2024 - 07:54 Permalink
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K V Di., 23.04.2024 - 10:13

Antwort auf von Johann Georg B…

Hoffe die Mehrheit der Touristiker und die Politik sieht ein, dass man mit der gesamten Bevölkerung kooperieren muss und solche Sichtweisen sich nicht weiterhin durchsetzen. Das neoliberale Narrativ vom eigenen Glückes Schmied gilt bei weitem nicht für die Allgemeinheit und die Gruppe der Abgehängten wächst stetig an. Das Leben ist bei uns schlichtweg zu teuer geworden bzw. die Löhne sind zu gering um allgemeine Aufstiegschancen zu gewährleisten, u.a. und vor allem durch die negativen Effekte des Tourismus. Sorgt die Politik nicht für entsprechenden Ausgleich, wird sich diese Gruppe früher oder später zur Wehr setzen. Die Touristiker verkaufen nicht nur Unterkunft, Verkostung, Wellnessangebote uvm., sondern auch ein Wohlfühlpaket, dass auf die Willkommenskultur des Landes angewiesen ist. Sollten auch bei uns irgendwann Demos gegen den Overtourismus stattfinden und die Touristen womöglich gezielt unfreundlich und abweisend behandelt werden, bin ich gespannt auf die Schlagzeilen in der BILD und den Aufschrei der Branche.

Di., 23.04.2024 - 10:13 Permalink
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Salto User
nobody Di., 23.04.2024 - 08:56

Wie Kölle es beschreibt, nutzt der Tourismus Dienstleistungen, die der Steuerzahler finanziert. Eine Ankunftsgebühr gestaffelt nach Sternen wäre sicher nicht schlecht. Damit sollten solche Dienste mitfinanziert werden, die der Tourist nutzt. Ich habe allerdings Bedenken, dass das Geld dann sinnvoll ausgegeben wird oder ob wieder nur die IDM damit gefüttert wird.

Di., 23.04.2024 - 08:56 Permalink
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Profil für Benutzer Stefan S
Stefan S Di., 23.04.2024 - 09:15

Solche Diskussionen gibt es in ganz Europa an den touristischen Hotspots.
Natur und Landschaft gehört uns allen und sollte frei zugänglich für alle bleiben.
Das Problem ist doch anders gelagert, es findet überall eine Kommerzialisierung der Natur statt wo sich wenige an dieser Natur auf Kosten der Allgemeinheit bereichern. Dieser Entwicklung muss man gegensteuern.
Hier 2 sehr aufschlussreiche Dokus zu diesem Thema
https://www.ardmediathek.de/video/die-story/kritisch-reisen-mein-haus-m…
https://www.ardmediathek.de/video/ndr-story/wem-gehoert-die-kueste/ndr/…

Di., 23.04.2024 - 09:15 Permalink
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Profil für Benutzer Johann Georg Bernhart
Johann Georg B… Di., 23.04.2024 - 17:43

Also in Zukunft muss jeder Bauer für sein Vieh auf den Almen ein Betrag entrichtet werden, denn die Almen gehören alle nicht nur den Viehbauern, das selbe Wie die Verkehrssteuer für Autos.

Di., 23.04.2024 - 17:43 Permalink
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Kurt Resch Di., 23.04.2024 - 21:24

Dass wir in Südtirol zu viele Touristen haben, steht außer Frage. Auch der Baugrund ist teuer und knapp, Verkehr gibt es mehr als genug. Als Hotelier schließe ich mich eindeutig den anderen Schreibern an, tanze dabei als Touristiker aus der Reihe. Mit dieser Meinung stehe ich übrigens nicht alleine da. Zu laut darf man das halt nicht sagen, sel tuat men net!
Oft frage ich mich: warum ist dann der Baugrund in Südtirol, auch in Steinegg, so selten und teuer wie in anderen Regionen, wo doch Steinegg touristisch nicht erwähnenswert ist. Wer verkauft denn die Baugründe, das sind doch die Südtiroler selbst, die nicht genug bekommen und bauen ist teuer geworden.
Denkt doch einmal nach, nicht alle Hoteliers können und wollen weitere Betten oder Hotels bauen, schon gar nicht in anderen Regionen. Wir sind nicht alle so wie die Dorfers, Senoners oder Falkensteiner. Das sind Bauherren, keine Gastwirte. Die sind wirtschaftlich super erfolgreich, das muss man ihnen lassen. Mehr nicht. Wir Gastwirte wollen Gäste bewirten, wir lieben unseren Beruf, wir machen Menschen eine Freude. Die Umarmung beim Abschied, wo schon mal eine Träne vergossen wird, das sind die besten Komplimente, die wir bekommen können. Logisch macht das ein Direktor eher nicht.
Dass alle Hotels in Südtirol zu teuer sind, muss ich klar dementieren. Wir haben genug Betriebe mit kleineren Wellnessanlagen, die weniger kosten. Logisch, wenn Herr und Frau Südtiroler schick wellnessen wollen, dann hat das seinen Preis. Fotos aus dem Hotelzimmer, in der stylischen Whirlwanne liegend, oder aus dem Skypool kommen auf FB oder Insta doch besser rüber, als aus dem Whirlpool mit anderen Menschen.
Nun zu den 10 € vom Paul, nein es sind schon 20 €, jemand hat 100 € geboten. Das könnt ihr gerne machen, wenn die Südtiroler im Urlaub das gleiche zahlen. Andere Destinationen sind weniger wert? Logisch, mir Südtiroler sein die beschtn. Eigentlich no besser als die beschtn, die beschtigschtn fa die beschtigschtn sozusogn! Wenn wir Südtiroler in den Urlaub fahren, dann atmen wir in Südtirol tief ein, fliegen, die Arme kräftig schwingend, in den Urlaub und kommen nach einer Woche wieder zurück. Schnell tief einatmen und alles ist gut. Kein CO2 verbraucht, viel Geld ausgegeben, nix gegessen und getrunken, kein Dreck hinterlassen, kein Wasser verbraucht außer in Südtirol. Auch nicht gut? Ok, dann müssen wir uns das auch noch abgewöhnen.
Und wisst ihr was, das Problem der vielen Touristen lösen auch die 10 € nicht. Wir verärgern die Gäste, weil die sicher nicht einsehen, dass sie unser Sozialsystem entlasten sollen. Für viele Betriebe wären schon 10 € Mehrkosten nicht zu stemmen. Dem Südtiroler macht es hingegen nichts aus 10 €, 20 € oder 100 € pro Tag mehr zu zahlen, wenn er auf Elba Urlaub macht. Tourist ist Tourist, egal wo auf der Welt und somit Spieglein, Spieglein an der Wand…

Di., 23.04.2024 - 21:24 Permalink
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Profil für Benutzer Stefan S
Stefan S Mi., 24.04.2024 - 08:37

Antwort auf von Kurt Resch

" Wir verärgern die Gäste, weil die sicher nicht einsehen, dass sie unser Sozialsystem entlasten sollen." Eine Gebühr zur Querfinanzierung der Sozialsysteme wird auch vor dem EUGH nicht standhalten. Dafür ist die Kurtaxe vorgesehen. Eine Gebühr verlangt auch eine definierte Gegenleistung wie z. B. Infrastruktur welche extra für den Gast bereit gestellt wird (Parkplätze, Sanitäranlagen etc. ) Und Geld löst auch nicht das Problem des Overtourismus. Angebot und Nachfrage regelt den Markt und wenn die Politik nicht willens ist hier regulierend einzugreifen geht die Entwicklung so weiter.
In Bezug auf die Belastung der Bevölkerung ist es in Südtirol ein Stück weit schwieriger Rückzugsorte für die Einheimischen offen zu halten. Deshalb ist es umso wichtiger die Bevölkerung vor Ort bei großen Infrastruktur und Bauprojekten für den Tourismus zu beteiligen. Genauso wie man regulierend in den Immobilienmarkt eingreifen muss um leistbares wohnen zu gewährleisten.

Mi., 24.04.2024 - 08:37 Permalink
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Salto User
nobody Di., 23.04.2024 - 21:26

Almen sind meist privat. Wanderer sind meist geduldet, bei Aufschank evt. erwünscht. Auch wenn die Touristiker damit Werbung machen.

Di., 23.04.2024 - 21:26 Permalink