Kultur | Salto Weekend

Ein Briefwechsel zwischen Unbekannten

Das literarische Briefwechselprojekt geht in die nächste Runde. Die ersten zwei Briefe von Barbara Ladurner und Paolo Crazy Carnevale als Salto-Gastbeiträge.
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Foto: literatur.ist

Lieber Paolo!

Es ist Abend und ich blicke ein letztes Mal aus dem Fenster, bevor ich die Jalousien schließe. Vor mir ragt die Zielspitze in den schwarzen Himmel, nebelverhangen, wie der Olymp, auf dessen Gipfel die Götter hausen, im Verborgenen. Die Zielspitze ist mein absoluter Lieblingsberg. Ich war aber noch nie oben. Hast du einen Lieblingsberg, Paolo?
Wo die Götter hin sind, frage ich mich. Ob sie auch husten und röcheln, oder ob sie im Schatten ihrer Unantastbarkeit ihrem ewigen Leben frönen, fernab von jeglichem menschlichen Leid und Sterben, im Glanze der Unendlichkeit. Langweilig eigentlich, nicht wahr, aber faszinierend erhaben in einem Sumpf kurzlebiger Geschöpfe und deren Erzeugnisse. Häuser auf Sand, manchmal nur Marmor, aber die Desertifikation schreitet gerade in Zeiten wie diesen unerhört voran, vielleicht auch der Klimawandel dran schuld. Ob der geistige Schrott der dunklen Materie gleicht, die die Sterne am Himmel erst zusammenleimt? Der Schein heller Ideen wirkt lang, aber wir wissen heute, dass ihr Licht oft erst die Weltbühne erreicht, wenn der Himmelskörper dahinter schon lang erloschen. Und dann ist es manchmal zu spät. Nur noch bunter Sternenstaub, der sich tröstlich auf das matte Grab legt. Nebel eben, wie er die Zielspitze heute großzügig umbauscht. Nicht ein Lichtstrahl ringt sich durch zu uns. Dabei hatte mich die letzten Wochen hinweg immer wieder ein helles Leuchten rechts des Gipfels fasziniert, nicht der Sirius, vielleicht die Venus oder der Merkur. Sie sollen sich ja momentan auf derselben Höhe befinden, von hier unten aus gesehen. Dabei ziehen die beiden Planeten ihre Kreise auf völlig verschiedenen Umlaufbahnen. Aber hier für das ungeschulte Auge zum Verwechseln ähnlich. Tückisch. Doch ich kenne mich mit Astronomie nicht aus. Manchmal betrachte ich die Flut der Informationen und Gegeninformationen und weiß nicht, auf welcher Seite ich der Sonne näher bin. Kennst du dieses Gefühl, Paolo?
Ich spüre dann nur dieses wachsende Unbehagen und dieses vereinnahmende Bedürfnis, es in Worte zu fassen, zu artikulieren, ja hinauszuschreien in eine abgestumpfte Welt, die sich schon längst an alles und viel mehr gewöhnt hat und mühselig ihren Ballast Umdrehung für Umdrehung mit sich wälzt. Doch dann ertappe ich das Rotieren meiner Gedanken, die sich ebenso beschwerlich im Kreise drehen und vergeblich plagen, im Hamsterrad der genormten Scheinwirklichkeit mehr als nur die Denkmühle selbst zu bewegen. Und schließlich erkenne ich, dass mir schlecht wird von diesem ständigen Purzelbaumschlagen und ich mache einfach nicht mehr mit, aber der Schädel schwirrt noch immer, und die Welt scheint abwechselnd kopfzustehen. So falle und erhebe ich mich, taumle und stehe, irre und erringe ich, den Blick fest auf den geliebten Gipfel gerichtet, besser noch auf das Himmelslicht daneben, so fern und doch so nah, auf der Suche nach einer Wahrheit, die es gibt, nicht in tausend Scherben, zersprungen im Fall, sondern rein und rund wie die gläsernen Murmeln der Götter, die sich damit im Schatten der Wattewolken die Zeit vertreiben. Ob sie herabblicken und lachen, frage ich mich, angesichts des rührseligen Auslotens unserer viel zu straff gezogenen Grenzen. Mauern und Zäune, jetzt wieder maschinengewehrbewacht. Aber was nützen mir das Spielen des Zeus, der Hera und deren Kinder, während unsere auf Leistung getriggert in einer nicht nur seit Corona viel zu beengten Welt hergetrieben werden vor dem kategorischen  Imperativ eines perversen Wirtschaftssystems, dessen Höher-Schneller-Weiter in keinem Maße mit einem ethischen, geistigen, sozialen oder emotionalen Fortschritt zu korrelieren vermag. Ich jedenfalls wünsche mir keine Vergeltung jenseits des Olymps, sondern ein bisschen mehr Himmelreich auf Erden. Es ist zum Greifen nah. Außerhalb des eigenen Kosmos Ich, einen Schritt vom Du und eine Armlänge vom Wir entfernt. Hier fängt die Freiheit an, ein wirklich dauerhaftes Licht an dem Himmel zu entzünden, auf den wir alle und auch zukünftige Generationen aufblicken werden, klagend, weinend, verzweifelt und lachend, dankend, hoffnungsfroh.
Die Nacht ist sehr dunkel und kalt, ungewöhnlich kalt für diese Jahreszeit. Der Mensch braucht wieder Wärme und Nähe in dieser pseudokontaktreichen Gesellschaft, deren Losigkeiten sich schon längst in die Herzen der Menschen gefressen haben. Freudlos, kontaktlos, hoffnungslos, energielos, ziellos, mutlos, ruhelos, interessenlos, tabulos, schamlos, wertelos. Virale Verbreitung. Unbemerkt und tödlich. Corona als Symptom einer krankenden Gemeinschaft. Leiber gehen zugrunde, Seelen auch – das war des Dramas erster Akt. Regisseure besprechen sich, passende Akteure werden gecastet, das Publikum ist erstarrt vor Schreck. Aber einzelne Stimmen erheben sich, der Chor wird immer lauter, ich mittendrin.
Es ist schon spät, wahrscheinlich ist der Mond schon aufgegangen, nur sehen kann ich ihn nicht. Jede Krise birgt auch Chancen, herrschende Missstände können behoben und ein Neuanfang gewagt werden. Die Herausstellung der Würde, ein dem Menschen wirklich gemäßes Leben, eine humanere Welt – das sind keine Träumereien zu schläfriger Nachtzeit, das ist vielmehr das Gebot der Stunde für uns alle. Gedanken, Ideen, Visionen führen zu Handlungen und konkreten Ergebnissen im Hier und Jetzt, auf dessen Boden der versprengte Samen von heute zur Blume von morgen gedeihen wird.
Nun grüße ich dich herzlich, lieber Paolo, und freue mich darauf, von deiner Gedanken- und Lebenswelt zu erfahren. Ich kenne dich nicht - aber wir blicken auf dieselben Sterne und dieselben Berge, das fühlt sich vertraut an.

Liebe Grüße,
Barbara

 

Cara Barbara!

Le ultime parole della tua lettera mi hanno portato alla mente una canzone di un rocker texano a me molto caro: vediamo le stesse stelle, il suo contesto era diverso ma il succo resta il medesimo, e vediamo le stesse montagne. E quindi, pur non conoscendoci, abbiamo già qualcosa che ci accomuna, oltre la scrittura naturalmente, che è il fondamento su cui si basa questo epistolario.
Di stelle so poco, ma amo le montagne, le amo di quell’amore/odio che spesso si finisce per provare per le cose che ci toccano maggiormente, amo guardarle ma odio il freddo, amo starci sopra ma odio il fatto di aver male alle ginocchia per poterci salire. Siamo fatti così noi esseri umani: caratteri e problematiche forgiati nell’arco di millenni e ormai non ci cambia più nessuno.
Mi piacciono le cime ma mi piace anche camminare in piano (probabilmente proprio per quel male alle ginocchia di cui ti dicevo), e mi piacciono i boschi, le radure, l’aria che si respira, il profumo di quell’aria, gli odori del sottobosco. Una volta camminavo davvero tanto sai? Però da qui a saperti dire quale sia la mia montagna preferita, beh, mi metti un po’ in crisi. Non tanto perché non ne abbia una, ma perché credo sia un po’ come il famoso libro da portare su un’isola deserta. Dipende da quando te lo chiedono, dal tuo stato interiore del momento credo, non tutti i giorni si finirebbe col dire lo stesso titolo, e poi diciamocelo, un libro solo per l’isola deserta è un po’ poco.
In questo momento sento che è un po’ la stessa cosa con le montagne. Ti potrei dire il Mauna Kea, un vulcano altissimo delle Hawaii, non ci sono mai stato sopra, l’ho visto da sotto, ma si trova su un’isola che mi piace molto e dove mi rifugio con la fantasia quando sento la nostalgia del viaggiare. John Steinbeck, il mio autore preferito, diceva che qualcuno viaggia per scrivere libri, qualcun altro scrive per viaggiare con la fantasia, io mi sono sempre sentito un po’ nel mezzo.
Ma tornando alle montagne, potrei dire anche quelle della Val Passiria, dove ho il ricordo permanente di un bellissimo trekking di cinque giorni, o il Becco di Filadonna, una piccola cima trentina con un panorama mozzafiato. Più prevedibilmente dirò invece le Dolomiti, le montagne di casa, quelle che vedo dalla mia città, il Catinaccio col suo profilo che domina la mia Bozen Town. È la montagna che vedo tutti i giorni recandomi al museo per lavorare, ed è quella che mostro ai visitatori del museo quando li accompagno in cima alla torre, raccontando loro qualche storia legata alle montagne che vediamo, perché questa è la cosa che mi viene meglio in fondo: raccontare. Tu di cosa scrivi di solito, Barbara?
Raccontare è l’essenza della mia vita, di qualunque tipo di racconto si tratti, l’ho ereditato da mia mamma e da mia nonna, è tutto nel DNA, allo stato puro. L’importante è trovare qualcuno disposto ad ascoltarti, altrimenti è dura a raccontarsela da soli. Penso a mia nonna e mi chiedo cosa avrebbe pensato di tutta questa storia della pandemia, lei che aveva visto due guerre mondiali e la famosa epidemia spagnola… Nonostante ora avrebbe molto più di cent’anni e considerata l’educazione che aveva ricevuto, credo che non l’avrebbe considerata un castigo divino. Era una donna illuminata.
Anche se la religione cristiana per troppi secoli ha raccontato alla gente di un dio punitore, severo e temibile. Per certi versi un po’ l’opposto di quegli dei dell’Olimpo di cui mi scrivi nella tua lettera: quelli a confronto erano divinità da operetta, se così possiamo dire, capaci di cattiverie indicibili, certo, ma pieni di difetti: invidiosi, peccatori incalliti e cialtroni proprio come quegli uomini che se li erano inventati così, a propria immagine e somiglianza. Tutto l’opposto del dio dei cristiani. E di quello degli altri monoteisti.
Mi sto addentrando in un territorio minato, e ne esco prontamente prima d’impantanarmi. Quello a cui volevo arrivare era il punto della tua lettera in cui fai riferimento alla desertificazione e ai cambiamenti climatici, un tema che ci tocca tutti da vicino, uno dei tanti nei cui confronti mi sento al tempo stesso impotente e colpevole: impotente perché non vedo a che serva la mia raccolta differenziata dei rifiuti (che continuo a fare comunque) nel momento in cui vediamo crearsi interi atolli di plastica negli oceani; colpevole in quanto sono pienamente consapevole che rinunciare a tante irrinunciabili comodità dei nostri tempi potrebbe essere d’aiuto all’ambiente.
Una cosa che mi ha colpito di questa emergenza virale è stato vedere come la clausura coatta abbia portato, almeno nella prima fase, ad un temporaneo spopolamento delle zone antropizzate, e mi riferisco proprio alle nostre zone alpine: con la gente chiusa in casa forzatamente, in un paio di paesi del Trentino ci sono stati casi di animali selvatici (orsi e stambecchi) che si sono avvicinati ai centri abitati/disabitati fino al punto di entrarvi arrampicandosi sui balconi. Non riesco a non pensare che sia un effetto della quarantena. Ti pare?
Più che un castigo, mi viene da pensare ad un ammonimento da parte di madre natura, a buon diritto arrabbiata per come la trattiamo.
Qualcuno pensa che ormai il peggio sia passato. Sai Barbara? Io non riesco ad averne la certezza. Le guerre viste dai miei nonni e dai miei genitori sono state sicuramente peggio, ma non me la sento di mettere la parola fine su quest’esperienza inattesa e ancora senza rimedio. Provo ad essere ottimista, ma l’orizzonte mi pare fosco e minaccioso. Mi metto nei panni di chi come te ha bimbi piccoli, immagino che sia un dovere morale sperare in un futuro sereno, per loro almeno. D’altra parte, come scrivevi, i semi sparsi oggi fanno crescere i fiori di domani e, guardandomi attorno in questa pazza primavera senza precedenti, vedo la natura andare avanti, alla faccia di questa nostra difettosa razza umana.
E su questa dichiarazione di positività (non al virus!), ti auguro una buona serata, a presto,
aloha, come si dice all’ombra del Mauna Kea

Paolo