Kultur | Salto Afternoon

Bewegung ist Leben

Dem Maler, Grafiker und Glaskünstler Robert Scherer wird zum 90sten eine Retrospektive gewidmet. Zu sehen ist diese noch bis 25. November im Lanserhaus in Eppan.
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Foto: Foto: Alexa Rainer

Robert Scherers  äußerst weit  gespanntes Schaffensspektrum umfasst große  Zyklen  an Wandgemälden  und Tafelbildern  in  den  verschiedensten  Techniken  sowie  Handzeichnungen, Druckgrafiken und Glasskulpturen.

Getreu  seinem  Leitspruch  Bewegung  ist  Leben  bestimmen  formtragende  expressive  Linien weitgehend  Scherers  künstlerische  Handschrift. Die  fließenden  Bewegungsrhythmen  in  seinen Bildwerken  können  sich  zu  einem  flächenfüllend  wuchernden  Geflecht  von  Figur,  Natur  und Ornament verdichten.

Über  fast  7  Jahrzehnte  erstreckt  sich  das  künstlerische  Werkschaffen  des  im  Jahr  1928  in Kortsch/Vinschgau geborenen Künstlers. Robert Scherer hat die auf seinem intensiven Studien- und Bildungsweg an der Wiener Akademie der  bildenden  Künste  erhaltenen  akademischen  Lehren  und  Impulse  zu  seiner  unverkennbar eigenständigen  und  eigenwilligen  künstlerischen  Handschrift  zu  verarbeiten  vermocht.  Überdies haben seine zahlreichen Studienaufenthalte und Reiseerlebnisse sowohl seinen  kulturellen  Horizont  geweitet  als  auch  ihren  Niederschlag  im  formalen  Erscheinungsbild seines Werkes gefunden.

In Scherers Frühwerk – sowohl in seinen episch breiten Wandbildern als auch im Tafelbild und den Grafikblättern  –  erkennt  man  ein  Substrat,  das  sich  noch  an  kubistischen  Formelementen  mit betonter Flächenbrechung orientiert. Seiner  persönlichen  Devise  (Bewegung  ist  Leben)  und  seinem  Drang  nach  "permanenter Veränderung"  entsprechend  durchwirkt  ein  farbig  fließend  expressives  Liniengeflecht  weite  Teile seiner malerischen Bildsprache. Das  Spiel  der  fließenden  Linien  als  Ordnungselement  in  der  Verflechtung  von  Figuration  und Abstraktion im Netzwerk expressiver Farbakkorde wird zum Markenzeichen seines künstlerischen Selbstverständnisses. 

Weit  spannt  sich  der  thematische  Horizont:  Neben  unzähligen  Impressionen  von heimatlichen Natur- und Kulturlandschaften stehen Bildmotive, umgesetzt in Skizzen, Zeichnungen und Zyklen, aus seinen vielen  Studienreisen  und Bildungsaufenthalten  (z.B. die  Athos-Klöster in Griechenland, Sujets aus Spanien, Marokko/Sahara u.a., und immer wieder "sein" Venedig). Daneben  finden  sich auch  themenbezogene  Werkgruppen  mit  zeitlos  gültigen  Inhalten  aus  dem religiösen  Bereich  (Heilige  und  Engelwesen),  aus  der  Mythologie,  Literatur,  Musik  (z.B.  die "Kindertotenlieder"  nach  Gustav  Mahler),  zu  Krieg,  Menschen  in  Not,  bis  hin  zu  Tod  und Verwandlung.  Diese  können  als  "metaphorische  Deutungsversuche  an  Mensch  und  Welt" verstanden  werden,  ebenso  als  Sinnbilder  des  Lebens,  des  Seins,  als  Identitätssuche  des Menschen  und  Künstlers  selbst,  als  Interpretation  menschlicher  Grundbefindlichkeiten  wie  Liebe und  Leid,  Freude  und  Trauer,  die  letztendlich  im  Bewusstsein  von  Leben,  Tod  und  Jenseits verankert sind.