Bewegung ist Leben
Robert Scherers äußerst weit gespanntes Schaffensspektrum umfasst große Zyklen an Wandgemälden und Tafelbildern in den verschiedensten Techniken sowie Handzeichnungen, Druckgrafiken und Glasskulpturen.
Getreu seinem Leitspruch Bewegung ist Leben bestimmen formtragende expressive Linien weitgehend Scherers künstlerische Handschrift. Die fließenden Bewegungsrhythmen in seinen Bildwerken können sich zu einem flächenfüllend wuchernden Geflecht von Figur, Natur und Ornament verdichten.
Über fast 7 Jahrzehnte erstreckt sich das künstlerische Werkschaffen des im Jahr 1928 in Kortsch/Vinschgau geborenen Künstlers. Robert Scherer hat die auf seinem intensiven Studien- und Bildungsweg an der Wiener Akademie der bildenden Künste erhaltenen akademischen Lehren und Impulse zu seiner unverkennbar eigenständigen und eigenwilligen künstlerischen Handschrift zu verarbeiten vermocht. Überdies haben seine zahlreichen Studienaufenthalte und Reiseerlebnisse sowohl seinen kulturellen Horizont geweitet als auch ihren Niederschlag im formalen Erscheinungsbild seines Werkes gefunden.
In Scherers Frühwerk – sowohl in seinen episch breiten Wandbildern als auch im Tafelbild und den Grafikblättern – erkennt man ein Substrat, das sich noch an kubistischen Formelementen mit betonter Flächenbrechung orientiert. Seiner persönlichen Devise (Bewegung ist Leben) und seinem Drang nach "permanenter Veränderung" entsprechend durchwirkt ein farbig fließend expressives Liniengeflecht weite Teile seiner malerischen Bildsprache. Das Spiel der fließenden Linien als Ordnungselement in der Verflechtung von Figuration und Abstraktion im Netzwerk expressiver Farbakkorde wird zum Markenzeichen seines künstlerischen Selbstverständnisses.
Weit spannt sich der thematische Horizont: Neben unzähligen Impressionen von heimatlichen Natur- und Kulturlandschaften stehen Bildmotive, umgesetzt in Skizzen, Zeichnungen und Zyklen, aus seinen vielen Studienreisen und Bildungsaufenthalten (z.B. die Athos-Klöster in Griechenland, Sujets aus Spanien, Marokko/Sahara u.a., und immer wieder "sein" Venedig). Daneben finden sich auch themenbezogene Werkgruppen mit zeitlos gültigen Inhalten aus dem religiösen Bereich (Heilige und Engelwesen), aus der Mythologie, Literatur, Musik (z.B. die "Kindertotenlieder" nach Gustav Mahler), zu Krieg, Menschen in Not, bis hin zu Tod und Verwandlung. Diese können als "metaphorische Deutungsversuche an Mensch und Welt" verstanden werden, ebenso als Sinnbilder des Lebens, des Seins, als Identitätssuche des Menschen und Künstlers selbst, als Interpretation menschlicher Grundbefindlichkeiten wie Liebe und Leid, Freude und Trauer, die letztendlich im Bewusstsein von Leben, Tod und Jenseits verankert sind.