Kultur | Salto Afternoon

Gewinnendes "Salzwasser"

Der begehrte Literaturpreis "open mike" ist seit 30 Jahren einer der wichtigsten Wettbewerbe für Literatur-Neuentdeckungen. Greta Maria Pichler hat ihn gewonnen.
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Foto: Haus der Poesie

Salto.bz: Sie sind eine der drei GewinnerInnen der 30. Ausgabe des bekannten und internationalen Literaturwettbewerbs „open mike“. Gratulation! Wie ist es überhaupt zur Teilnahme gekommen?

Greta Maria Pichler: Ich habe mich mit einem anonymisierten Text beworben, der von der Vorjury gelesen und in meinem Fall von Andrea Schmidt (Verlagshaus Berlin ) ausgewählt wurde. Vergangenes Wochenende las ich dann mit 16 weiteren Finalist*innen vor der diesjährigen Jury: Zsuzsanna Gahse, Nadja Küchenmeister und Madame Nielsen und habe einen der drei gleichwertigen Jurypreise gewonnen, ich freue mich sehr!
 


Wie haben Sie sich auf diese doch legendäre Veranstaltung vorbereitet?

Ich hab den Text ein paar mal vor Freund*innen laut gelesen. 
 

hast du ohne vorwarnung schleim mit luft zu schaum geschlagen? und jetzt frischt es auf, der husten auch. heiser stapfen, mit tritten an, mitten rein. du hechelst, oder? [...] 
(aus: Salzwasser)


Wie verlief der Veranstaltungstag?

Ich war bereits um ca. 16 Uhr am ersten Wettbewerbstag dran und konnte so die Lesungen nach mir alle noch entspannt mitverfolgen. 

Sie haben aus „Salzwasser“ gelesen. Wann sind die Texte dazu entstanden?

Die Texte sind im Laufe des letzten Jahres entstanden, sie gehören zu einem längeren Textprojekt an dem ich gerade im Rahmen meines Masterstudiums an der Sprachkunst in Wien arbeite. 

Sie sind als Mitherausgeberin der bekannten Literaturzeitschrift JENNY (2018-2020) keine Unbekannte im Literaturbetrieb. Damals suchten Sie noch Texte aus. Nun wurden Sie selbst ausgewählt… Verdrehte Welt?

Verdrehte Welt? Nein, denn für mich gehören auch Arbeiten etwas abseits vom- oder am Rande des eigenen Schreibens zum Autor*in sein. Die Mitherausgeber*innen der JENNY waren und sind immer auch Autor*innen, die für diese Aufgabe des Auswählens kurzfristig eine andere Rolle einnehmen.

Als Morgenstern-Slam-Teilnehmerin waren Sie ab 2013 mehrmals bei der Landesmeisterschaft im Poetry Slam in Südtirol dabei. War Slam der Einstieg in die Literatur?

Ich hab schon vor dem Slammen geschrieben aber ja, in gewisser Weise war es ein Einstieg, da ich bei den Slams meine Texte zum ersten Mal einem Publikum präsentiert habe. 
 

 

Alle eingefleischten Lyrikerinnen und Lyriker haben es normalerweise beim Slam nicht einfach, da meistens die „Kabarettisten“ und „Clowns“ die Publikumsjury überzeugen. Vermissen Sie die Slams oder sind Sie froh, dass eine „anständige“ Jury die Texte bewertet?

Weder Freude, noch Vermissen, es ist einfach Zeit vergangen. Ich habe bei den Slams an denen ich vor mittlerweile fast 10 Jahren teilgenommen habe viel über das Lesen und Vortragen meiner Texte gelernt, damals hat das gut zu mir gepasst und auch zu der Art von Texten, die ich geschrieben habe. Eine Publikumsjury bei einem Slam ist sicher etwas anderes als eine Fachjury bei einem Literaturwettbewerb, das ist aber auch gut so, da sich auch die Veranstaltungsformate und vorgetragenen Texte maßgeblich voneinander unterscheiden. 
 

in auseinandersetzungen liegt kein mensch am boden. in auseinandersetzungen wird weder liegen geblieben noch herumgelogen. [...] 
(aus: Salzwasser)


Wie wird der Sieg Ihr Leben verändern, bzw. welche neue Türen öffnen?

Ich habe an diesem Wochenende interessante Kontakte geknüpft und viele tolle Texte gehört, die bestimmt noch etwas nachhallen. Außerdem findet im April im Rahmen des Wettbewerbs ein Wochenende mit allen Finalist*innen und den Vorjuror*innen statt, an dem wir weiter über unsere Texte sprechen und gemeinsam arbeiten werden.