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Gesellschaft | Eiertreter*in

Multiversum

„Den Raum, der uns umgibt, teilen wir nicht mit anderen, denn jeder erschafft sich seine eigene Wirklichkeit“. Ist das schon Philosophie oder nur mentaler Durchfall? Ich spüre auf jeden Fall ein unbändiges Verlangen mich zu erleichtern.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Multiversum
Foto: Pixabay
  • Winter ist schrecklich. Um halb fünf finster, kalt, feucht. Gruslig! Genau, „gruslig“ ist das richtige Wort, wenn in diesen dunklen Tagen die Mutterpartei mit den Faschisten ins Bett steigt. Halt! „Faschisten“ darf man ja nicht sagen - droht dir der galante Mensch sofort Klage an. Wie nenne ich dann die Urenkel des Ventennio, das „Hier an den Grenzen des Vaterlandes“ …. „die Übrigen durch Sprache, Gesetze und Künste“ bildete - wie wir jeden Tag am Siegesdenkmal erinnert werden? Hab’s: „Die Reinsten aller Demokraten“. Zuerst wollte ich ja die „braunen Brüder“ schreiben oder die „dunkelschwarzen“, aber die hocken ja im Weinbergweg - da wollte ich Verwechslungen ausschließen.
    Ich bin der festen Überzeugung, dass ich gerade träume - einen Alptraum, um genauer zu sein. Die aufgewärmte Gerstsuppe gestern Abend war wohl schon etwas angestochen und schlägt nun auf Magen und Gemüt. Das passiert nicht wirklich: Keine Protestmärsche. Keine offenen Briefe von Künstlern, Wissenschaftlern, Susis … vom erzkonservativen Stauder. Die Partei verhandelt weder mit den Gesinnungskindern von Almirante und Mitolo noch mit dem Südtiroler Ableger der H.C. Strache-Burschen. Ich hoffe bald aufzuwachen. Mein Mann schnarcht immer fürchterlich. Jeden Moment wird er mit einem entsetzlichen Schnarchlaut aus seiner Schlafapnoe auffahren und mich dabei wecken. Derweil alpträume ich weiter.
    Am meisten in dieser rechts-rechten Koalition der Reinsten aller Demokraten freue ich mich ja für die Ulli: Endlich wird mit dem Nicht-platzen-lassen von Rentenvorschuss-Bomben nicht nur der Pius belohnt, sondern auch seine Ziehtochter. Die blaue Landesrätin für Sicherheit passt perfekt in diese Ménage à Trois, um die Metapher des Betthupfens noch einmal aufzunehmen. Die Ulli wird mit dem Heer an Stadt- und Gemeindeputz für Recht und Ordnung sorgen: Vorsorglich habe ich für die zu erwartende Flut an Knöllchen zu sparen angefangen - was anderes als lasern und Parksünder strafen können die lokalen Gesetzeshüter ja nicht. Geld, das ich eigentlich in eine Überwinterung auf La Gomera oder Teneriffa investieren wollte. In dieser kalten, feuchten, grusligen Jahreszeit. So bleibt mir nur eine Tasse Schmunzelwasser auf dem Weihnachtsmarkt, um mein Gemüt etwas aufzuhellen. Für 4,50 Euro. Dafür gäb’s im Supermarkt gegenüber schon eine trinkbare Siebenzehntel Schiraz. Allerdings schmeckt beim Glühwein zwischen dem ganzen Zucker und Nelken mein guter alter „In vino veritas“ durch, den ich immer um 50 Cent den Doppelliter kaufe. Genussland pur. Das verstärkt das Heimelige und das Gefühl an Wärme, wenn ich dicht an dicht mit den Scusis und Sentas am Glühweinpudl stehe. Die wähnen sich hier auch in einer anderen Welt. Alles so schön ordentlich und herausgeputzt. Hat’s doch was genutzt, dass uns ihr Duce Sprache, Gesetze und Künste, kurz Kultur gebracht hat. Ich schweife ab.

  • Paragraph II

    Leider hält diese Glückseligkeit selten lange vor - die Penunze in meiner Geldbörse, um mich in Glühwein-getriebenem Dämmerzustand zu halten, meine ich. Um mich in dieser Jahreszeit moralisch, seelisch und überhaupt über längere Zeit über Wasser zu halten, habe ich ein anderes Hausmittel: Ich lese Gesetzestexte! Nein wirklich. Es gibt nichts Erheiterndes als beim krampfhaften Versuch zuzusehen, wie staubtrockene Juristen sich anschicken Wirklichkeit in ein Gerüst aus Worten zu zwängen. Das Ergebnis ist auch eine Art Paralleluniversum, das Winkeladvokatenversum. Sage nicht ich. Sagt der Roland Riz, die Koryphäe schlechthin. Verbunden mit dem Rat des Alt-Obmanns, an den hoffentlich nicht mehr allzu lange amtierenden Obmann, sein abgebrochenes Jus-Studium zu beenden: „Es lohnt sich, als Jurist die Interessen Südtirols zu vertreten. Als Jurist siehst du die Gesellschaft ganz anders.“ Könnte als Motto der Rechtsabteilung des Bauernbundes durchgehen. Die leben - so wie ihr Boss der Darth Rinner - auch in einem anderen Kosmos. Erinnern Sie sich noch an die zwei lächerlichen Versuche, wo man sich anmaßte, besser als die Oberbürokraten in Brüssel zu sein? Wolf und Bär sag ich nur.
    Mittlerweile bin ich ja zur Überzeugung gelangt, dass die Wolfphobie des ländlichen Raums psychologische Übertragungen frühkindlicher Traumata sind. Da haben zum einen selbstredend die Gebrüder Grimm mit ihrem Rotkäppchen nie verheilte Wunden hinterlassen. Vor allem aber die katholische Kirche. Nein, nein ich spreche nicht vom Pfarrer, der seinen Reißverschluss selten unter Kontrolle hatte. Ich rede von der tiefen Frömmigkeit dieses Flecken Erde, der einen Bund mit dem heiligsten Herzen Jesu hat. Wo du dienstags und freitags zur Schülermesse geweckt wurdest, dazu am Sonntag das Hochamt. Die Maiandacht, Rorate, an Allerheiligen einen Ablass gewinnen, was sage ich zwei, drei … und a oan fir die Tante Tress, die Znichte. Die Exposition mit dem Wort Gottes war fast täglich ... physisch spürbar, wenn du vom „Komprattr“ im Religionsunterricht geschipplt wurdest. Kurz, es gab genug Gelegenheiten, wo du mit dieser fatalen Bibelstelle hättest in Berührung kommen können; die dein Weltbild konditioniert, verschiebt, dich nur noch auf dieses eine Problem mit dem Großraubwild fokussieren lässt … und das die Rechtsabteilung des SBB nun lösen soll: Das zweite Buch der Könige, Kapitel: 2, Vers: 24, das „Die ersten Taten Elischas“ beschreibt: „Von dort ging er nach Bet-El. Während er den Weg hinaufstieg, kamen junge Burschen aus der Stadt und verspotteten ihn: Sie riefen ihm zu: Kahlkopf, komm herauf! Kahlkopf, komm herauf! Er wandte sich um, sah sie an und verfluchte sie im Namen des Herrn. Da kamen zwei Bären aus dem Wald und zerrissen zweiundvierzig junge Leute“. Kapito? Es geht nicht um Pamper oder Kalblen. Es geht um die Bauern selbst. Also damals, als sie noch Kinder waren. Um ihre Schulkinder, die jetzt Gefahr laufen auf dem Schulweg von Bären zerrissen zu werden. Zweiundvierzig Schulkinder. Begreifen Sie die Erschütterung in den jungen Seelen. Sowas produziert Zartgemüter. Die Erklärung warum die 1934 Mitglieder des Verbandes der Südtiroler Kleintierzüchter Rotz und Wasser heulten, wenn sie laut Tätigkeitsbericht genau 10.393 Schafe und Lämmer und 3.939 Kitze/Ziegen 2022 zum Schlachthof in Bozen brachten. Der Metzger, der biblische Gott des Gemetzels! Und diese Verwundungen ziehen einen Rattenschwanz an psychischen Problemen nach sich: Schizophrenie beispielsweise; multiple Persönlichkeiten. Wenn die Kleintierzüchter 292.279 Euro an Beiträgen kassieren, aber sich zu keiner Zeit Gedanken machen, wo dieses Geld herkommt. Denn von den Null-Euro-Steuererklärungs-Bauern - das wissen wir ja - kommt es nicht. Was kümmert sie der schnöde Mammon. Ihre Gedanken kreisen um Weidegebiete und Problemwölfe, um Habitatrichtlinien und wie man den Doofmann im nächsten Jahr wieder nach Brüssel bringt. Der uns just vor Weihnachten mit der Frohbotschaft für eine leichtere „Entnahme“ von Isegrim und Meister Petz beschert. Wie oft wurde die Konzession für die A22 jetzt schon verlängert? Wurde Gratisstrom für Haushalte versprochen? Politiker leben in einer sich selbst erhaltenden Blase.

  • Paragraph III

    Nur wenn man die Bauernschaft als metaphysischen Kokon begreift, dessen Umfeld allenfalls dazu da ist, ihn zu alimentieren, begreift man die Selbstgefälligkeit mit der Direktor des Bauernbundes im Interview mit der Wochenzeitschrift ff davon spricht, das man das Gesetz zur Lebensmittelkennzeichnung von Manfred Vallazza „mitgestaltet“ habe - aber „selbstgeschrieben“ gemeint. Mein erster Gedanke, als ich das gelesen habe, war: Noch so ein Töpfer. Der zweite Gedanke, dass diese Initiative Applaus verdient. Die Rechtsberatung wird in den Hinterhof der Kanonikus-Michael-Gamper-Straße outgesourced, wie man im Denglisch sagt. Zwischen Südtiroler Bauernbund und Südtiroler Bauernbundgenossenschaft wurde auch dieses Jahr 1.217.759,44 Euro an Subventionen überwiesen, warum sollten wir also zweigleisig auch noch das Rechtsamt des Landes finanzieren? Das noch dazu nichts taugt, wie die unschöne Geschichte um die Vertragsverlängerung vom Sanitäts-Flori gezeigt hat. Der dritte Gedanke war, dass der Manni aus dem schönen Gadertal allenfalls Prestanome war. Der Manni kennt sich mit Wohnbauzonen aus, aber sicher nicht bei Lebensmittelkennzeichnungen. Ewig schade, dass er bei der Landtagswahl abgesägt wurde. Hätte ihn - jetzt wo auch die Kuenzer verräumt wurde - als Urbanistiklandesrat gesehen: Der Hintertoler würde mir den Grund neben seiner Mischtleg verkaufen und wenn ich da eine Mikrowohnbauzone …

    Bei dem schmuddeligen Wetter draußen freue ich mich auf heute Nachmittag: Hagebuttentee, Lebkuchenkeks und das neueste Gesetz vom Bauernbund. Nur finden muss ich es noch in diesem Internetz. Juristen haben ja die Angewohnheit das schnöde durchzunummerieren, während in der Presse immer der Einbringer genannt wird. Also dessen oder deren Servus unter dem Machwerk steht. Finde ich besser. Unter „Theiners Desaster“ kann man sich viel mehr vorstellen als „Landesgesetz Nr. 9/2018 - Raum und Landschaft“. „Landesgesetz Nr. 6/2022“ ist nichtssagend, „Magdas Meinungsknebel für Internetforen“ schon.
    Habe ehrlich gesagt keine Ahnung um was es bei Vallazzas „Schnell noch ein Bürokratiemonster vor der Landtagswahl mit meinem Namen“ geht, aber der Rinner hat es im Interview schon angeteasert: „Wir sind überzeugt, dass wir eine korrekte Information der Verbraucher brauchen, damit eine neue Lebensmittelkultur entstehen kann. Uns sind die regionalen Kreisläufe wichtig.“ Die Bauern wollen uns Verbraucher also aufklären: Klingt gut. Ich möchte beispielsweise wissen warum der 400 gr. Jogurttegl der Mila in Form und Größe gleich aussieht, wie der Halb-Kilo-Becher der Sterzinger - und dazu noch mehr kostet. Auch das mit der Heumilch ist mir etwas zu wage. Ich wüsste als reifer Konsument schon gerne, ob die Milch von der Berta kommt oder doch von der Tanne? Ich stelle mir die zackige Sütterlin der Altbäuerin vor, mit dem die Goggilen beschriftet wurden. Eines mit „Pulla“, das andere mit „Pulla Pulla“ und das Dritte mit „Christine“. Oder wenn der Bauer mit seinem Fingernagel „Bärli“ und „Schwänli“ - die Namen von Heidis Ziegen - in den Ziegenfrischkäse geritzt hat. Von allen japanischen Animeserien seiner Kindheit wie Pinocchio, Captain Future oder Biene Maja, war ihm die über Heidi die liebste und seit damals heißen zwei seiner Viecher immer Bärli oder Schwänli. Apropos Biene Maja. Wird vom grafischen her eine Herausforderung, alle Namen der Bienen auf dem Honigglas unterzubringen. Hmmm … vielleicht reicht auch die Stocknummer oder der Name der Königin? Könnte auch die Lösung für die Äpfel sein. Die Stangenobstanlagen haben alle so ein Schildchen, damit der Bauer auch sicher seinen Hektar in der Apfelwüste findet und nicht beim Nachbar spritzt. Dann wären auch die kleinen Aufkleber auf den Äpfeln für etwas gut, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass man eine rumänische Sortiererin mit Schmackes Nummern auf unsere Marlenes stempeln lässt.

    Was? Ich habe das falsch verstanden? Die Bauern würden sich doch nie selbst etwas aufbürden? Schon gar kein bürokratisches Monster. In die Pflicht genommen werden „Restaurants, Kantinen, Schulen, Krankenhäuser oder Catering-Unternehmen, in denen im Rahmen einer gewerblichen Tätigkeit Lebensmittel für den unmittelbaren Verzehr durch den Endverbraucher zubereitet werden“, schreibt der Manni auf seiner Homepage. Hätte ich mir denken können, dass sich die Bauern wieder einmal am Rest abputzen.
    Jetzt habe ich mir wie Pippi Langstrumpf meine eigene Welt gezimmert: Ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt. Wie der Arno. Der sitzt auch dem Trugschluss auf, mit den Fratelli Schlitten fahren zu können, wie mit der Lega zuvor. Scheint auch in seiner eigenen Realität zu leben. Obwohl. Ob du jetzt im Geschichtsbuch stehst als Vater der III. Autonomie oder die Reinsten aller Demokraten salonfähig gemacht zu haben: Geschichtsbuch ist Geschichtsbuch. Der Benito und der Adolf stehen schließlich auch drin. 

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Josef Fulterer So., 24.12.2023 - 06:36

Der "Doofmann" hat schon als SBB-General-Direktor nicht gesehen, wie der Huber den Mitgliedern 50 % der GASTROFRESH, mit 70 % Einspruchs-Recht gek... hat.
Für die lumpigen 1.217.759,44 €s verwaltet der Bauernbund doch die Wählerstimmen, der Bäurinnen + Bauern + der weiblichen + männlichen Bauernjugend + der Altbäuerin + des Altbauern.
Der "Manni" war wohl doch tief im Marmelade-Glas + der "Reinalter mit seinem Geplärre über die zu viele Milch," hat den 400 Gramm Jogurt-Tegel nur erfunden, um der Verpackungs-Industrie 20% mehr Umsatz + den Verbrauchern mehr Müll zu bescheren + um auf die Zeit vorbereitet zu sein, wenn das letzte Mitglied aufgibt, weil er mit seiner minderen-Auszahlung an die Mitglieder, die Bäuerinnen + die Bauern, um den Arbeits-Lohn aus der Milch-Vieh-Haltung bringt.
Waren wohl doch nicht die ganz richtigen Kandidaten ...

So., 24.12.2023 - 06:36 Permalink