Politik | Wahlen 20 Elezioni

Zwischen Freud und Leid

Wahlziel erreicht, lautet die Bilanz der SVP. Die Verluste in Meran und anderen Gemeinden wiegen schwer. Aber es gibt auch Grund zur Freude.
SVP Gemeindewahlen 2020
Foto: Salto.bz

Es war zu erwarten: Man will Optimismus verbreiten. “Das Wahlziel ist erreicht”, sagt der Parteiobmann gleich zu Beginn der Medienkonferenz. Im Parteisitz in der Bozner Brennerstraße hat sich am Dienstag Nachmittag die gesamte SVP-Führungsriege für eine erste Analyse der Gemeinderatswahlen versammelt. Mindestens genauso viele Bürgermeister wie vorher stellen – das war das Ziel gewesen. Und nach Bekanntgabe der Wahlergebnisse steht fest: Es bleiben 101 Edelweiß-Bürgermeister. “101 von 116 Bürgermeister stellen zu dürfen ist ein riesiger Vertrauensbeweis für die Volkspartei”, freut sich Parteiobmann Philipp Achammer. Nichtsdestotrotz, es seien “Gemeinderatswahlen der Überraschungen” gewesen, mit “positiven und einigen wenigen negativen Ergebnissen”.

Naturgemäß beginnt man mit den guten Nachrichten: Die Rückeroberung der Bürgermeistersessel von Innichen und Toblach nennt Achammer zuerst. Auch in Prad hat der junge SVP-Kandidat Rafael Alber den seit 2015 amtierenden Bürgerlisten-Bürgermeister Karl Bernhart geschlagen. Und in Pfatten hat die SVP “Historisches” geschafft: Erstmals in der Nachkriegszeit gibt es mit Elmar Oberhofer einen Bürgermeister der deutschen Sprachgruppe.

Erfreut zeigen sich Achammer & Co. über die elf SVP-Bürgermeisterinnen – eine mehr als bisher (insgesamt bekleiden nun 13 Frauen das oberste Amt in ihrer Gemeinde). Freude herrscht unterm Edelweiß auch über fünf neue Bürgermeister der “jungen Generation”: Robert Tschöll (St. Leonhard in Passeier), Sonja Anna Plank (Hafling), Rafael Alber (Prad), Peter Gasser (Klausen) und Dominik Oberstaller (Welsberg-Taisten).

 

Getrübt wird die Freude am Nachwahltag durch den Verlust des Bürgermeistersessels in Sand in Taufers, wo Josef Nöckler vom Bündnis “Taufers 2010” gegen Sigfried Steinmair gewonnen hat. In Waidbruck hat der Bürgerlistler Philipp Kerschbaumer den bisherigen Bürgermeister Oswald Rabanser mit nur zwei Stimmen Vorsprung entmachtet. Und in Rodeneck setzte sich Helmut Achmüller von “Wir für Rodeneck” deutlich gegen Irmgard Santer Testor durch – “durchaus unerwartet”, so Achammers knapper Kommentar.

In Sterzing und Auer hat der SVP-Kandidat um jeweils drei Stimmen das Rennen um das Bürgermeisteramt verloren. Detailliertere Analysen gibt es vonseiten der Parteileitung dann nicht. Man werde über jene Gemeinden, in denen man – “teils auch überraschend” – Verluste hinnehmen musste, in den nächsten Tagen genauer diskutieren.

Dazu gehören sicherlich Bozen und insbesondere Meran. In den beiden größten Städten des Landes behauptet sich die SVP zwar als stärkste Partei, büßt aber Prozente und Stimmen ein: 2,2% bzw. 260 Stimmen in Bozen; 2,6% bzw. 301 Stimmen in Meran. Der Bozner Bürgermeisterkandidat Luis Walcher muss sich mit 13,5% begnügen, in Meran schafft es Richard Stampfl nicht einmal in die Stichwahl. Er sei nicht enttäuscht, betont Walcher. Ganz anders als Stampfl, der sein Gemeinderatsmandat vermutlich gar nicht annehmen wird.

Auch für den Parteiobmann ist die verpasste Stichwahl in Meran “enttäuschend”. Nun gelte es, aufzuarbeiten. In Bozen muss die SVP entscheiden, wie sie sich im Hinblick auf die Stichwahl zwischen Caramaschi und Zanin positioniert. “Dazu werden wir uns heute nicht äußern”, nimmt Achammer die Journalistenfragen vorweg. Zunächst werde sich das SVP-Stadtkomitee mit der Frage Wahlempfehlung Ja/Nein und für wen? befassen, betont Stadtobmann Dieter Steger, “die nächsten Schritte werden gemeinsam mit der Landespartei entschieden”. Eines will er dann aber doch festhalten: “Ohne die Volkspartei wird in Bozen auch in Zukunft nichts gehen.” Mit sieben Gemeinderäten stellt die SVP genauso viele wie Lega und PD. Aufgrund des Proporzes wird sie als Koalitionspartner unverzichtbar sein.

Die restlichen Städte bereiten der SVP weniger Kopfzerbrechen. In Leifers hat sie zwar auch verloren, wird aber wohl weiterhin mit Christian Bianchi regieren. In Bruneck hat sich Roland Griessmair behauptet. Und in Brixen haben der alte neue Bürgermeister Peter Brunner und seine Liste gar um 7 Prozentpunkte zulegen können – “ein fantastisches Ergebnis”, lobt Parteiobmann Achammer und dankt am Ende auch “allen, die auf den SVP-Listen kandidiert und jenen, die im Wahlkampf mitgeholfen haben”.