Politik | Bauernbund

Unterlandler Zorn

Die Eingabe gegen Joachim Reinalter wegen unerlaubter Wahlwerbung ist ein Rohrkrepierer. Dahinter steht aber ein Unmut, für den die SBB-Führung verantwortlich ist
Reinalter, Joachim
Foto: Youtube
Leo Tiefenthaler will derzeit nichts sagen.
Am Freitag wird sich das Präsidium des Bauernbundes mit dem Fall befassen. Es geht um die Kandidatur des Bergmilch-Obmanns und Bürgermeisters von Percha Joachim Reimalter bei den anstehenden Basiswahlen des Südtiroler Bauernbundes.
Der Unterlander Bauer Egon Giovanelli hat eine offizielle Eingabe eingebracht. Seine Forderung: Ausschluss von Joachim Reinalter von der Basiswahl. Der Grund: Der Milkon-Obmann habe eindeutig gegen die interne Wahlordnung des Bauernbundes verstoßen.
Das SBB-Präsidium wird jetzt diese Eingabe behandeln müssen.
 

Verbotene Wahlwerbung

 
Egon Giovanelli beruft sich in seiner Eingabe dabei auf Artikel 8 der SBB-Wahlordnung.
Dort heisst es:
 
Gegen diese Bestimmungen habe Joachim Reinalter laut Giovanelli eindeutig verstoßen. So wurde in der Tagesschau von RAI Südtirol ein langer Bericht über den Favoriten bei der SBB-Basiswahl gezeigt. Zudem habe Reinalter mehreren Medien Interviews zu seiner Kandidatur gewährt.
 

Der Denkfehler

 
Joachim Reinalter redet wirklich gerne. Und in den Interviews klingt der Landtageskandidat in spe sehr oft, als wäre bereits der neue Landesrat für Landwirtschaft­. Doch der Antrag Giovanellis wird zum Rohrkrepierer werden, den das SBB-Präsidium am Freitag in wenigen Minuten abschmettern wird.
Der Grund dafür ist einfach und kann schnell mit einem kurzen Nachhilfeunterricht in Sachen Medienkunde erklärt werden. Die Wahlordnung des Bauernbundes verbietet bezahlte Wahlwerbung oder auch offene Wahlwerbung, die auch gratis sein kann.
Die Interviews Reinalters waren keine offene Wahlwerbung, sondern redaktionelle Berichterstattung. Das heißt, die Medien haben in Berichten zur Bauernbund-Vorwahl aus eigenem Antrieb den Pusterer Kandidaten interviewt. Man kann über die Güte der Berichte geteilter Meinung sein, darf aber davon ausgehen, dass Reinalter weder dafür bezahlt hat, noch der Initiator der Interviews war.
Demnach kann das ganze nicht jene Wahlwerbung sein, die der SBB in Artikel 8 seiner Wahlordnung anspricht. Denn sonst müsste man hineinschreiben, dass keiner der Kandidaten für die Dauer der Vorwahlen und das gut 4 Monate in den Medien irgendwie auftreten darf.
Es wäre ein Totalmaulkorb und ein Auftrittsverbot, was wohl kaum umsetzbar und sinnvoll wäre.
 

Selber schuld

 
Die Eingabe Giovanellis macht aber deutlich wie angespannt die Situation im Bauernbund vor dieser Basiswahl ist. Dafür trägt die Bauernbundführung eine Hauptschuld.
Denn die Basiswahl wird von oben strategisch vorbereitet. Angebliche Störenfriede, die nicht ins Regiebuch der Landes- oder Bezirksleitung passen werden ganz einfach ausgeschaltet. Das gilt nicht nur für Egon Giovanelli.
So hat man im Unterland möglichen Bezirkskandidaten ganz bewusst Joachim Reinalter vor die Nase gesetzt. Als man sich Anfang November auf der erweiterten Bezirksbauernratssitzung zur Kandidatennominierung traf, erhielt Oswald Schiefer 33 Stimmen, Joachim Reinalter 22, der Aurer Bauer Georg Gallmetzer 8 und Egon Giovanelli 0 Stimmen.
Schiefer und Reinalter wurden nominiert. Gallmetzers Stimmen wurden ganz einfach kassiert. Die Begründung: Jeder Bezirks darf nur 2 Kandidaten nominieren.
Der Bezirk Unterland hat damit keinen eigenen Bauern in den Vorwahlen“, ärgern sich jetzt die Kritiker. Oswald Schiefer ist ein Spätberufenere, der zuerst in Padua Potere Operaio, nach dem Studium in der Heimat die Volkspartei und mit 60 Jahren die Leidenschaft für den Olivenanbau entdeckt hat. Der SVP-Landtagsabgeordnete wurde erst wenige Tage vor der Unterlandler Wahl Mitglied des Bauernbundes. Der Bergbauer Joachim Reinalter dürfte ebenfalls kein besonders geschulter Vertreter der Unterlander Obst- und Weinbauern sein.
Die Eingabe Giovanellis ist wahrscheinlich ein Schmarrn. Der Unmut, der dahinter steht, ist aber real. Darüber wird das SBB-Präsidium am Freitag nachdenken müssen.