Wirtschaft | Zeitungen

Römische Millionen

Die Athesia erhält 2018 vom Staat einen Beitrag von 6.180.000 Euro. Damit sind die Dolomiten jene Tageszeitung, die italienweit den höchsten Förderbeitrag bekommt.
Eine italienische Redensart umschreibt es wohl am besten: "Piove sul bagnato".
Gemeint sind der Südtiroler Monopolkonzern "Athesia" und dessen Zeitungsflaggschiff Dolomiten. Michl Ebner & Co dürfen sich heuer auf ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk aus Rom freuen.
Am Montag wurden von dem beim Ministerrat angesiedelten „Dipartimento per l'informazione e l'editoria“ die Beiträge der staatlichen Zeitungsförderung für das Jahr 2018 veröffentlicht. Die Überraschung dabei: Die Dolomiten ist jene Tageszeitung die Italienweit die höchste Förderung bekommt. Für 2018 darf die "Athesia Druck GmbH" ganze 6.180.0000 Euro einstreichen.
Das Tagblatt der Südtiroler liegt damit in der Liste der 100 Geförderten deutlich vor dem "Avvenire", der Tageszeitung der italienischen Bischofskonferenz (5.451.479,93 Euro), der Mailänder Tageszeitung "Libero" (5.541.745,16 Euro) oder dem "Il manifesto" (3.057.842,25 Euro).
Die 6 Millionen aus Rom sind für die Athesia auch ein Geschenk, weil man bisher nur rund ein Viertel dieser Summe bekam. Vor allem aber wird sich der Ebner-Konzern auf diesen Beitrag auch für die Jahre 2019, 2020 und 2021 einstellen können.
Damit wird der Geldsegen aus Rom für die "Athesia AG" zu einer signifikanten Kennzahl in der Konzernbilanz, die in den vergangenen Jahren deutlich gelitten hat.
 

Die Förderung

 
Die Medienförderung wird in Italien direkt vom Ministerratspräsidium vergeben. Dort gibt es das „Dipartimento per l'informazione e l'editoria“, das jährlich staatliche Beiträge anhand verschiedener gesetzlicher Vorgaben verteilt. So werden Zeitungen, die von Journalisten-Genossenschaften herausgegeben werden und Zeitungen, die für Italiener im Ausland gemacht werden, genauso gefördert, wie Parteizeitungen. Jahrelang hat so die SVP-Parteizeitung „ZiS“ aus Rom bis zu einer Million Euro jährlich erhalten.
Das für Südtirol relevante Gesetz fußt auf der Unterstützung von Zeitungen in Minderheitensprachen. Es ist eine Förderung, die der Tageszeitung der Slowenen in Triest, dem „Primorski dnevnik“ und der Dolomiten sowie der Neuen Südtiroler Tageszeitung in Südtirol zu Gute kommt.
Jahrzehntelang bekam die „Athesia Druck GmbH“ so jährlich über eine Million Euro für die Tageszeitung Dolomiten. Weil die Beiträge nach Auflage und Kosten gestaffelt sind, bekam die Neue Südtiroler Tageszeitung nicht einmal die Hälfte davon.
 
 
Was Michl Ebner aber lange besonders bitter aufstieß, ist die Tatsache, dass die staatliche Förderung im Laufe der Jahre nicht nur gekürzt wurde, sondern sich auch das Verhältnis zur Tageszeitung verschoben hat. Und das nicht zu seinen Gunsten.
Im Jahr 2011 bekamen die Dolomiten 1.641.066,11 Euro an Förderung. Die Tageszeitung 619.528,26 Euro. 2012 waren es für die Dolomiten nur mehr 1.163.922,91 Euro und für die Tageszeitung 642.845,83 Euro. 2015 erhielt die Athesia 1.236.000,66 Euro und die Tageszeitung 682.655 Euro. 2017 waren es für die Dolomiten dann 1.601.016,39 Euro und für die Tageszeitung 884.256.77 Euro.
 

Die Reform

 
Die Medienförderung und vor allem die großzügige Förderung großer Verlagskolosse aber auch der verschiedenen Parteizeitungen sind seit langem ein politischer Zankapfel. Schon Premier Enrico Letta hat eine Kürzung der Beiträge angekündigt. Die Regierung Renzi hat 2016/2017 die Materie dann überarbeiten.
Die Reform, die tatkräftig vom M5S unterstützt und vorangetrieben wurde, sieht nicht nur die Ausweitung der Förderung auch auf den Bereich der Onlinemedien und Wochenzeitungen vor, sondern es wurden auch die Förderkriterien grundlegend überarbeitet.
Das entsprechende Legislativdekret wurde bereits am 15. Mai 2017 vom Parlament verabschiedet. Im Herbst 2017 folgten dann die Durchführungsverordnungen, die die Finanzierungen auf neue Füße stellte. Laut Gesetz kommt die Reform erstmals bei der Vergabe der Beiträge des Jahres 2018 zur Anwendung.
 

Diese Förderbeiträge wurden jetzt vom „Dipartimento per l'informazione e l'editoria“ beschlossen und veröffentlicht. Ausgezahlt werden sie innerhalb Februar 2020.
Die finanziellen Auswirkungen der Reform kommen damit zum ersten Mal öffentlich zum Vorschein. Die Athesia bekommt plötzlich über 6 Millionen Euro und avanciert damit zur bestgeförderten Tageszeitung Italiens. Daran wird sich auch im laufenden Jahr und voraussichtlich auch in den Folgejahren kaum was ändern.
Dass die unerwartete Finanzspritze aus Rom genau zum richtigen Zeitpunkt kommt, zeigen die Bilanzen der "Athesia Druck GmbH". Das Unternehmen ist das Herzstück des Athesia-Konzern mit einem Bilanzwert von über 114 Millionen Euro.  Die Athesia Druck hat 2018 einen Umsatz von 61 Millionen Euro und einen Gewinn von 1.629.496 Euro gemacht. Fast genau diese Summe (1.601.016,39 Euro) werden in der Bilanz als Staatbeiträge angeben. Es ist aber keineswegs ein Teil jener 6,1 Millionen Euro, die die Athesia vom Staat für das Jahr 2018 bekommt. Im Bilanzanhang heißt es dazu: "Tali contributi sono imputati nel bilancio d’esercizio quando esiste la certezza giuridica di avere diritto al contributo, che coincide con la delibera di approvazione all’emissione del mandato di pagamento da parte della Presidenza del Consiglio dei Ministri, Dipartimento per l’informazione e l’Editoria."
Demnach handelt es sich bei diesen 1,6 Millionen um frühere Beiträge, die erst 2018 ausbezahlt wurden. Die 6,18 Millionen Euro werden hingegen im Nachhinein die Athesia-Bilanzen der kommenden Jahre ordentlich aufpeppen.

La Usc im Glück

 
Die Geldspritze aus dem Ministerratspräsidium dürfte aber nicht nur bei Michl und Toni Ebner verständlicherweise Freudensprünge verursachen.
Denn die Reform hat dazu geführt, dass auch die Tageszeitung deutlich mehr bekommt, als bisher. So erhält die Tageszeitung mit 1.027,275,70 Euro für 2018 einen deutlich höheren Beitrag als in allen Jahren zuvor.
 
 
Zudem gibt es jetzt einen Neueinsteiger in der Förderliste: Die "La Usc di Ladins". Es war vor allem der damalige SVP-Kammerabgeordnete und heutige Landesrat Daniel Alfreider, der bei der Reform in Rom die Weichen stellte, damit auch das Leitmedium der kleinste Südtiroler Minderheit in den Genuss der Staatsbeihilfe kommt.
Dass sich diese Intervention ausgezahlt hat, wird jetzt klar. Für das Jahr 2018 bekommt die Usc einen Beitrag von 225.311,36 Euro.
Weihnachten ist damit heuer nicht nur am Weinbergweg.
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Martin Daniel Di., 24.12.2019 - 08:54

Sprachlos. Nur eins: Wer 10% seines Umsatzes und 100% des Gewinns mit staatlichen Förderungen erzielt, preise NIE WIEDER die Vorzüge des freien Markts und Unternehmertums!

Di., 24.12.2019 - 08:54 Permalink
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Max Benedikter Di., 24.12.2019 - 15:20

Das sind dieselben Zeitungen, die überheblich auf die anderen, die angeblich finanziell angeschlagen und unter der Wahrnehmungsgrenze sind, spucken! Sehr mutig.

Da ist die südtiroler Medienförderung auch nur make-up bei Marktverzerrung.

Di., 24.12.2019 - 15:20 Permalink