Politik | Kindergarten

“Inakzeptable Berichte”

Die Berichte von Eltern über ihre Erfahrungen bei der Kindergarten-Einschreibung haben die Grünen aufgeschreckt. Aber auch die Süd-Tiroler Freiheit hat Fragen.
Kindergartenkinder
Foto: Pixabay

“Inakzeptabel”, das sind die Erzählungen mehrerer Eltern, die vergangene Woche auf salto.bz von ihrer Erfahrungen bei den Einschreibungen in die deutschsprachigen Kindergärten berichtet haben, für die Grünen. Mit wachsender Sorge blicken die Landtagsabgeordneten Brigitte Foppa, Hans Heiss und Riccardo Dello Sbarba sowie Corinna Lorenzi und Erika Fassa von den Grünen Bozen auf die neue Praxis bei den Kindergarten-Einschreibungen.
“Nachdem in den deutschen Kindergärten immer wieder die Anzahl von anderssprachigen Kindern beanstandet wird, wurde im letzten Sommer beschlossen, dass die Einschreibungen zentralisiert vorgenommen werden sollen. Hintergrund war die Entscheidung der Landesregierung, eine gleichmäßige Verteilung der Kinder verschiedener Sprachgruppen auf die Kindergärten zu erwirken”, erinnern die Grünen in einer Aussendung. “Dass aus dieser Entscheidung eine ganze Reihe an Problemen und Benachteiligungen entstehen würden, war abzusehen.”

Bereits Anfang Dezember haben die Grünen im Landtag eine Anfrage eingereicht, in der sie auf die Problematiken hinwiesen, die ihrer Ansicht nach mit der zentralisierten Einschreibung in den Kindergarten einhergehen. Die Antwort der Landesregierung liegt noch nicht vor – nun wollen die Grünen erneut nachfragen: in der Februar-Fragestunde im Landtag. Denn: “Inzwischen lesen wir in den Medien inakzeptable Berichte darüber, wie die Gespräche ablaufen: Die Eltern werden im ‘Beratungsgespräch’ gefragt, ob sie bereit wären, sich einem Deutschkurs zu unterziehen. Einzelne Eltern empfinden das Gespräch als ‘Test’ ihrer eigenen Deutschkenntnisse. Anderen Eltern soll abgeraten worden sein, ihr Kind in den deutschen Kindergarten zu schicken.”

“Diese ersten Erzählungen erfüllen uns mit außerordentlicher Sorge”, fahren die Grünen fort und fragen sich, “ob die Verantwortlichen sich der tatsächlichen, auch politischen Tragweite dieser Maßnahmen bewusst sind. Denn es werden genau jene Teile der Bevölkerung in ihrer Entwicklung eingebremst, denen die Verständigung zwischen den Kulturen ein Herzensanliegen ist. Und es werden jene Generationen besonders hart getroffen, die unsere Zukunft gestalten werden: die Kinder”.

Vom 6. bis 9. Februar tritt der Landtag zur nächsten Sitzungsfolge zusammen. Dabei wollen die Grünen unter anderem wissen, welchen Auftrag die Kindergartensprengel im Rahmen der neuen Vorgangsweise bei den Einschreibungen erhalten haben. Sie befürchten, dass “‘Beratungsgespräche’ als Mittel, um Familien einzuschüchtern und abzuwimmeln – ein waghalsiger Schuss nach hinten” sein könnten, “vor dessen Konsequenzen wir nur warnen können”.

Nachfragen will im Februar ebenfalls die Süd-Tiroler Freiheit (STF) im Landtag. Auch der STF sind Erfahrungen, die Eltern bei der Einschreibung in den Kindergarten gemacht haben, zu Ohren gekommen. Die allerdings etwas anders ausfallen: “Im Jänner wollte eine Mutter ihr Kind in den deutschen Kindergarten in Gries einschreiben, bekam jedoch mitgeteilt, dass kein Platz mehr zur Verfügung stünde, da die Plätze schon zum Großteil von italienischsprachigen und ausländischen Kindern belegt wurden”, schreiben die STF-Landtagsabgeordneten Sven Knoll, Myriam Atz-Tammerle und Bernhard Zimmerhofer in ihrer Anfrage. Sie sind verärgert: Die Umsetzung der neuen Maßnahmen der Landesregierung, “um bei den Einschreibungen in die deutschen Kindergärten in Bozen die Plätze für deutschsprachige Kinder sicherzustellen”, funktioniere nicht. “Wie kann sichergestellt werden, dass die betroffene Mutter einen Platz im deutschen Kindergarten erhält?”, fragen die drei STF-Landtagsabgeordneten daher die Landesregierung.