Gesellschaft | Mauracherhof

Das ewige Projekt

Bereits vor mehr als zehn Jahren begann in Bozen der Um- und Anbau des historischen Mauracherhofs. Das umstrittene Vorhaben schlägt bis heute hohe Wellen.
Mauracherhof
Foto: Rudolf Benedikter
  • Rudolf Benedikter, Rechtsanwalt und Bozner Gemeinderat der Grünen, ist empört über den geplanten Bau einer Tiefgarage beim historischen Mauracherhof: „Das Projekt Mauracherhof ist als solches schon zehn Jahre alt. Im Zuge dessen wurde der Hof um einen Neubau ergänzt. Bereits bei Beginn des Projektes 2012 gab es einen Konflikt aufgrund der Erweiterung der nördlichen Bannzone, wo eigentlich striktes Bauverbot herrscht,“ erklärt Benedikter. Besagter Konflikt sei damals entstanden, da die Bannzone auf einer Länge von 30 Metern um ein paar Meter verschoben wurde, damit es möglich war, Ergänzungsbauten zu errichten. Das Projekt wurde damals so von der Gemeinde und dem Denkmalamt abgesegnet. Aktuell befinde man sich nun in der letzten Phase des Bauprojektes, erläutert Benedikter. Dieser letzte Akt sei die Errichtung einer Tiefgarage. „Mein Ziel ist es nun zu verhindern, dass an der Südseite, wo bereits für die Tiefgarage gerodet wurde, so lax mit dem Ensemble- und Denkmalschutz umgegangen wird, wie es in der Vergangenheit geschehen ist“, so der Rechtsanwalt. Aufgrund dessen hat sich dieser auch an das Denkmalamt gewandt, mit der Bitte, in dieser Thematik streng zu sein und die Sache nicht erneut auf die leichte Schulter zu nehmen.

  • Historie

    Das Hofensemble Mauracher ist ein historisch bedeutsames Baudenkmal im Ortsteil Sand von Gries-Quirein, das nördlich an die Burg Treuenstein angrenzt. Der ältere Name des Hofes war Rorer beziehungsweise Oberrorer am Fagen. Der Name Mauracher setzt sich erst ab 1664 durch den Besitzer Andre Mauracher durch. Zum ersten mal urkundlich erwähnt wurde der Hof im 13. Jahrhundert. Aufgrund seiner historisch-baugeschichtlichen Bedeutung ist das Hofensemble seit 1951 unter Denkmalschutz. 2006 wurde der Hof von der Steinkeller-Stiftung restauriert. Vor etwas mehr als zehn Jahren wurde das Anwesen vom Bauunternehmer Antonio Dalle Nogare gekauft um dort Wohnungen zu errichten. Auch ein Schwimmbad wurde genehmigt. Es fehlen also nur noch die Parkplätze. 

  • Rudolf Benedikter: Der Jurist ist strikt gegen die geplante Tiefgarage am historischen Hof. Foto: Gemeinde Bozen

    Besorgt wandte sich Benedikter wie schon erwähnt bereits an das Landesdenkmalamt und die Baukomission. In dem am 19. Januar 2024 versendeten Schreiben steht: Seit 7. Dezember 2023 liegt dem Bauamt Bozens ein – weiteres – Varianteprojekt zum Neubau Mauracherhof am Rafensteinerweg vor, diesmal betreffend u.a. den Bau einer unterirdischen Garage für den Neubau. Für diese Tiefgarage wurde bereits ein Teil der Rebfläche zwischen dem denkmalgeschützten alten Hof und der Sarntalerstraße gerodet. 

    Der Mauracherhof selbst steht unter Denkmalschutz, die ihn umgebenden Weinbauflächen unter indirektem Denkmalschutz, der Hof und die Landschaft fällt unter das geschützte Ensemble Nr.8 „St. Anton“.  Neben den allgemeinen Schutzkriterien für diese Ensemble („Einhaltung der Vorschriften des Bauleitplanes, des Landschaftsplanes usw.)  gibt der Ensembleschutz „spezifische Hinweise zum Schutz der das Ensemble kennzeichnenden Wertelemente“ – so unter anderem Punkt 5: „Bei der Erstellung neuer Bauten – sofern sie zulässig sind – muss eine Positionierung, welche der Ansicht des Ortes von der Sarntalerstraße aus abträglich ist, vermieden werden“. 

    Des Weiteren ersuchte Benedikter das Bauamt um Einsicht in den Bauakt und Prüfung von Alternativen zur Tiefgarage. Vom Denkmalamt fordert er eine kritische Überprüfung des Projektes, da dieses als letzte Instanz der Zulassung gilt. 

  • Die Ernüchterung

    Seit 24.01.2024 steht aber fest: Das Projekt Tiefgarage wird gebaut. „Die Garage ist schon seit zehn Jahren genehmigt“, erklärt die Landeskonsvervatorin und Abteilungsdirektorin des Landesdenkmalamtes Karin Dalla Torre. Sie werde jedoch erst jetzt umgesetzt, da der Eigentümer zwischenzeitlich die Idee eines Parkplatzes bevorzugte. Dieser Eingriff wäre für das Ensemble jedoch weitaus schädlicher gewesen, weshalb man nun zum ursprünglichen Projekt zurückgekehrt war. Da alle Maßnahmen vom Denkmalamt begleitet wurden, ist das Vorhaben rechtens. Wie Dalla Torre berichtet, wird nun mit dem Aushub begonnen. Nach Abschluss der Arbeiten soll der Hügel aber wieder mit Reben bepflanzt werden, um die Ensembleansicht wieder so gut wie möglich herzustellen.

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Walter Kircher Do., 25.01.2024 - 12:40

... wieder ein Beispiel wie vollendete, betonierte Tatsachen geschaffen werden! - BAUKULTUR lässt grüßen!
- Manchen Plänen und Fertigobjekten sieht man leider an, "dass diese aus dem Allerweltskopierdrucker" kommen (mit Verlaub)!
Das Problem ist wohl die zukünftige "Mauracherhof"-Zweckbindung!
wenn ein Bauunternehmer einen Hof in seinen Besitz bringt, dann ändern sich wohl Welten!

Do., 25.01.2024 - 12:40 Permalink