Politik | Eiertreter*in

Wahlkampfphrasen-O-Mat

Nach dem „Spendenskandal“ wird im Landtagswahlkampf Schmalhans Küchenmeister sein. Ich werde mal mit prägnanten Slogans aushelfen - für lau!
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Wahlplakate
Foto: renate mumelter

Wir sind eindeutig im Wahlk(r)ampf. Kein Tag ohne Ankündigung oder Forderung. Am niedlichsten finde ich ja den strammen Sven (Sven ist kein Südtiroler Name). Strompreisdeckel einführen, den muttersprachlichen Unterricht stärken, die Rai-Gebühr abschaffen … fast schon biblisch wie der Vertreter Nord-Tirols im Süd-Tiroler Landtag abmahnt: „Unsere tägliche Aussendung gib uns heute.“ Am ehrlichsten finde ich seine Forderung, statt im nächsten Jahr die Lueg-Brücke am Brenner zu sanieren „zwischen Gries am Brenner und Brennerbad einen 6 km langen Tunnel unter dem Sattelberg“ zu bauen. Damit er sich die nächsten 25 Jahre nicht an LKW-Staus vorbei quälen muss, wenn er zu den Landtagssitzungen und Untersuchungsausschüssen gen Süden rauscht, fordert er ganz uneigennützig so eine Art BBT light, also BrennerSpitzeTunnel. Dazu fällt mir nur Hans Rosenthal und seine Spielshow „Dalli Dalli“ ein, wenn der wieder mal in die Luft sprang und rief: „Das ist Spitze!“ Wenn ich an den Sven denke (Sven ist kein ...), würde ich am liebsten auch in die Luft gehen. Warum können die Innschbruckkker unseren Heimatfernen nicht selbst durchfüttern? Ein feines warmes Platzl in Nordtiroler Landtag oder so? Ah, die haben schon die FPÖlerin Gudrun Kofler, Nichte der ehemaligen Südtiroler Landtagsabgeordneten Eva Klotz und Enkelin des Südtirol-Bumser Georg Klotz? Klar, da braucht's den Ziehsohn vom Evele nicht auch noch. Politik ist ja kein Erbhof.
Zumindest halten sich die Eigenkosten der Politik bei der Werbekampagne der Süd-Tiroler Freiheit in Grenzen. STF-St(r)ammwähler sind eher schlichte Gemüter. Ein alle fünf Jahre aufgewärmtes: „Südtirol ist nicht Italien“ oder „… weil wir in diesem fremden Staat keine Zukunft haben“, reicht vollends. Heuer hat der Spitze(n)kandidat allerdings diese ungeheuerliche SLAPP-Klage vom LH am Hals. Nur zu dem Zweck ihn einzuschüchtern und mundtot zu machen. Skandalös! Vielleicht doch mal ein neuer Slogan?
„Mit Zukunft Richtung Heimat!“ Na, was sagen sie? Da ist alles drin. Perspektive für unser „geknechtetes“ Land, Aufbruchstimmung, rührseliger Traditionalismus ... Merda! Ich hoffe der Sven (Sven ...) liest hier nicht mit? Pi mal Schnauze sind es noch acht Monate bis zur Landtagswahl. Acht Monate, wo uns dieses „Mit Zukunft Richtung Heimat!“ bis in unsere Träume verfolgen könnte. Ich weiß nicht, ob ich diese Figur mit ihrem „Mit Zukunft Richtung Heimat!“ so lange aushalte, bevor wir sie endlich abwählen können.
Eine schöne Überleitung habe ich mir da gebaut. Muss mich einfach mal loben; tut ja sonst keiner.

Wählt mich - nicht!

Gibt ja ein, zwei Landtagler, die schon viel länger hart an ihrer Abwahl arbeiten. Der Gottkaiser der Mikrowohnbauzone fällt mir spontan ein. Meine Frau hat sich gewundert, dass sich überhaupt 4.433 Landschaftspfleger gefunden habe, die bei der Vorwahl des Südtiroler Subventionsbundes ihr Kreuzl unter seinem Namen gemacht haben - mich überhaupt nicht. Eingedenk der Gratismentalität unserer Bauern, fühlt man sich von einem Schlaumeier am besten vertreten, der bar aller moralischen Dünkel das System für den eigen Vorteil zu melken weiß. Könnten ja ein paar Brosamen des 300-Euro-Milchkuh-Stromzuschusses, der UaB-Kubikmeter ohne Bettenstopp oder der 20 Borkenkäfermillionen für einen selbst abfallen, wenn die Bauernvertreter ganz rührig ihre Partei erpressen.

Was der, dessen Name ich niemals nenne - auch Bauer - erpressermäßig zu bieten hätte, erschließt sich mir hingegen nicht. Warum sollte man ihn nochmals wählen? Jetzt ist es mir eingefallen: Weil er so ein toller Hecht ist! Das muss reichen. Offengestanden haben sich Herr und Frau Südtiroler nichts besseres verdient, als weitere fünf Jahre den „schlechtesten Landesrat, den wir je hatten. Der, wie kein anderer, so einen Schaden fürs Land gemacht hat; über so lange Zeit.“
Aber offengestanden schaut's nicht so gut aus. Als schlechtester Parteisekretär, den die Südtiroler Volkspartei je hatte, schaffte er es 2003 - getragen vom persönlichen Empfehlungsschreiben des guten alten Silvius an die Grauen Panther der Partei - mit 17.312 Vorzugsstimmen zum Verkehrslandesrat. Den er flugs in Mobilitätslandesrat umbenannte, weil das Wort „Verkehr“ so negativ konnotiert ist. Habe ich nie verstanden: Geschlechtsverkehr, Intimverkehr, Analverkehr ... ganz zu schweigen vom Fremdenverkehr, ohne den laut HGV dieses Land das Armenhaus Europas wäre: Heruntergekommene Dörfer bevölkert von Lumpenproletariat; bis auf die Knochen abgemagerte Pamper, die nicht einmal ein Wolf fressen will; hungrige Kinder mit geblähten Bäuchen, mit Schwärmen von Fliegen im Gesicht, die sie bei lebendigem Leibe … Ich schweife ab.

Fünf Jahre später, Anno Domini 2008, nahm der Zuwachs an Stimmen für den schlechtesten Landesrat von allen, Fahrt auf - Dank der Gratisfahrten für Schüler und ABO65+ muss man hinzufügen - 18.629 markierten den Allzeitrekord. Danach ging's nur noch abwärts. In 4.000er Schritten. 2013 waren es nur noch 14.205 Wähler, die ihn im Landtag sehen wollten. Vielleicht hätte er mit der Einführung des Südtirol Pass am Valentinstag des Jahres 2012 noch ein Jahr zuwarten sollen? Im Wahljahr 2013 wär's ein runder Geburtstag geworden. Dann wären wir ausnahmsweise nicht 100, sondern nur zehn Jahre zu spät gewesen. Sie verstehen rein gar nichts? In diesem schönen Land wird ja immer so getan, als wäre bei uns das warme Wasser erfunden worden. Das Klimahaus mit Cappotto und Blower-Door-Test wurde selbstredend hier erdacht und nicht von der Piefkei abgekupfert. Die Micky-Mouse-Architektur mit Türmchen und Zinnen der Bettenburgen der Neunziger hat man auch nicht von nördlich des Brenners kopiert - man nimmt tatsächlich für sich in Anspruch diese Geschmacklosigkeit hier entwickelt zu haben. Nicht anders verhält es sich mit dem Südtirol Pass. Meine Mischpoke väterlicherseits in UK hat sich halb tot gelacht, als ich mich damit gebrüstet habe, dass wir im öffentlichen Nahverkehr jetzt ein ultramodernes Contactless-System hätten. Die berührungslose Plastikkarte des „Transport for London“ heißt „Oyster card“ und wurde wann eingeführt? Genau, Juni 2003. Da war der schlechteste Ex-Bauernbunddirektor noch schwer damit beschäftigt als schlechtester Wahlkampfmanager das Budget seiner Partei arg zu überziehen. Und wie hat es ihm dieses undankbare Völkchen gedankt? Gar nicht. Nur 10.590 Wähler haben bei der letzten Wahl 2018 ein Vergelt's Gott gesagt, dass unser Hohes Haus auf Initiative des schlechtesten Landtagspräsidenten ever, jetzt eine neue Kleidervorschrift hat.
Sollte es in dieser Todesspirale nach unten so weitergehen (die Effekte der „Freude im Edelweiß“ lass ich jetzt mal außen vor), würde sich der schlechteste Bergapfelbauer der je durch einen TV-Spot von Real gelatscht ist, im Herbst bei 6.000 Vorzugsstimmen wiederfinden.

2018 schaffte es die Letztgewählte der Südtiroler Lobbypartei mit 6.780 Stimmen gerade noch in den Schlafsaal am Magnagoplatz. Ich schreibe jetzt aber nicht wer das war. Die Brixnerin ist gegenüber Kritik aus dem anonymen Internetz nämlich total empfindlich. Nur soviel: Ist Fraktionssprecherin und bringt als SVP-Arbeitnehmerchefin jeden Tag knallhart die Nöte der Lohnabhängigen in diesem Land aufs Tapet: Mehr Kitas für alleinerziehende Mütter, lokale Zusatzverträge gegen die exorbitanten Lebenshaltungskosten des „teuersten Lebensraums Europas“,  Inflationsausgleich für die Mindestrenten (unserer Politiker), Mehr-Brutto-der-Tara, 300-Euro-Strombonus für jedes Kind … Kein Tag, wo die Arbeitnehmervertreter nicht versuchen, jeglichen Raum in den Medien für sich zu besetzen. Ohne Rücksicht auf Minderheiten wie Hoteliere oder die sechs Prozent Bauern im Land, wird erbarmungslos Lobby für die eigene Klientel gemacht.

Der, dessen Name ich niemals nenne, ist da viel kohärenter. Der macht Lobby nur für sich. Zumindest in diesem Punkt sind wir für einmal voll im Trend. Da sind wir so modern wie die USA. Wen wundert's, schließlich sind wir das Land der begrenzten Unmöglichkeiten. Auf der anderen Seite des großen Teichs macht sich die schlechteste Partei von allen Gedanken, wie man das Trump-­eltier bis zu den Wahlen los wird und bei uns … Aber hie wie da ist die Eitelkeit des Egos am Ende wohl größer als die Einsicht, dass man es verkackt hat.

Wählt mich - nicht. Bestätigt mich.

Moooment. Amerika, Reps und Dems, Elefant und Esel, Trump? Das bringt mich sofort zum ersten Wahlslogan für die Edelwaisen. Nach dem Motto, besser gut geklaut, als schlecht erfunden: „Make Southtyrol great again!“ Was? Der SBB-HGV-Partei ist unser Südtirol scheißegal, es geht nur um den Machterhalt und den besten Platz am Futtertrog? Ist ein Argument: „Make the Motherparty great again!“?
Wird kein Honigschlecken für die Werbefritzen und Marketingheinis, für eine Partei mit 16 schwer beschädigten Altlasten Wahlkampf machen zu müssen. Und dann sind die auch noch eine Sammelpartei. Also eine Partei, die für die jeweilige Klientel Privilegien sammelt. Der Werbespruch 2023 muss also modular aufgebaut sein, wo der Kernsatz immer gleich bleibt, aber die Botschaft sich an die eigene … Ich hab's! Mein Gott, ich hab's! Heureka!

„Mit uns wird es keine(n) - Punkt, Punkt, Punkt - geben!“

Beispiel gefällig?

Mit uns wird es keinen Wolf geben!
Mit uns wird es keinen Borkenkäfer geben!
Mit uns wird es keinen Bettenstopp geben!
Mit uns wird es keine IRAP geben!
Mit uns …

Sogar unser LH kann sich mit seinem wichtigsten Thema in dieser Charmeoffensive wiederfinden: „Mit uns wird es keine Nachhaltigkeit geben!“ Der Arbeitnehmerflügel: „Mit uns wird es kein leistbares Wohnen geben!“ Die Landeshauptmannstellvertreterin: „Mit mir wird es keinen Humor geben!“
Fünf weiter Jahre Wally überleb ich nicht. Ein Vorschlag zur Güte: Wir überkleben das „Gebert-“ auf dem Straßenschild vor dem Salewa-Cube in Bozen Süd, selbstredend auch jenes in Bruneck/Ragen und auch den Kindergarten in der Galileo-Galilei-Straße in Bruneck benennen wir von der Mutter auf die Tochter um, aber bitte, bitte begrab deine Ambitionen auf eine Landeshauptfrauschaft. Wir hatten jetzt zehn Jahre eine Mimose am Ruder. Unser Bedürfnis an permanent beleidigten Leberwürsten ist bis aufs weitere gedeckt.
Hmmm … dass die Wally so verschnupft auf jegliche Kritik reagiert, könnte eine Wahlkampfstrategie sein? Beim Wort „Humorlos“ dürften sich fast alle Südtiroler und -innen angesprochen fühlen, ganz zu schweigen vom Großteil der Foristen in Residence dieses Portals unter der Wahrnehmungsgrenze. Ich wette die Größen der Pustertaler SVP reiten genau deshalb diese Welle. Die kennen ihre staubtrockenen Pappenheimer. Wissen Sie was: Die amtierenden Mandatare aus dem Osten sollten ohne Wahl in ihrem Amt bestätigt werden. Was dieser Flecken Erde in Zeiten globaler Verwerfungen braucht ist Beständigkeit, ein „Weiter-So“, ein „Des hobn mir olm iso gimocht“. Ich bin der felsenfest Überzeugung wir finden niemand neuen, über den wir uns besser fremdschämen könnten.

Errata Corrige: Gibt ja noch den 0-Euro-Steuererklärungs-Bauer und seine Ulli. Bei den Effs tut Fremdschämen schon körperlich weh. Deren Parteifarbe ist als Zustand Programm: Die Blauen sind nur im Vollsuff zu ertragen. 6,2 Prozent der Stimmen haben die 2018 bekommen. Bei kolportierten zehn Prozent Alkoholikern im Weinland wäre die Position also ausbaufähig und bei dieser Wählerschicht verfängt nur ein einziger Slogan: „Prosit – hau weg die Scheiße. Auf Ex!“