Kultur | Salto Afternoon

Zelle für Zukünftiges

Mit einem Kommunikationsgerät aus der Vergangenheit die Zukunft gestalten? Eine Telefonzelle im Disco-Style will junge Menschen animieren ihre Visionen einzusprechen.
Zelle
Foto: SALTO

„Die Idee ist die: wir sammeln mittels einer Telefonzelle die Zukunftsvisionen junger Menschen“, erklärt Virginia Schraml gegenüber salto.bz, nachdem sie mit ihren beiden Kolleginnen Maja Hauke und María Daniela Salgado Ochoa am gestrigen Nachmittag noch in letzter Sekunde die von ihnen konzipierte Telefonzellen-Installation ins Trockene retten konnte. Im Rahmen des Masterstudiengangs Eco Social Design erarbeiteten die drei Studentinnen in Zusammenarbeit mit dem Co-Working-Space DRIN eine Projektidee, die ausschließlich junge Menschen im Visier hat, und nach Antworten auf die spezielle Frage Was fehlt für eine bessere Zukunft? sucht.
 

f6.jpg
Wer spricht? Telefonzelle für frische Visionen / Foto: María Daniela Salgado Ochoa 


„Wir wollen der Jugend eine Stimme geben und dafür zu sorgen, dass ihre Visionen für die Zukunft gehört werden. Und dass die Entscheidungsträger mit diesen Visionen an der Zukunft arbeiten“, unterstreichen die Telefonanbieterinnen. Warum aber eine altbackene Telefonzelle, wenn es um Zukunft geht? Die Studentinnen kontern: „Wir wollten eine Installation für den öffentlichen Raum schaffen, über die junge Menschen ihre Gedanken und Perspektiven – auch radikale – zu nachhaltigen Themen ausdrücken können. Unser Ziel ist es, ihre Visionen im Audioformat festzuhalten, nachdem sie kaum bis nie in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Aber gerade nachhaltige Themen betreffen ihre Zukunft. Das Telefon dient als Hilfsmittel, um einen Dialog zwischen den Menschen herzustellen.“ 
 

f1.jpg
Bin unterwegs, melde mich später: Kommunikation gestalten und Geschichten erzählen / Foto: María Daniela Salgado Ochoa 


Entscheidungsträger entscheiden zu oft über die Zukunft der jungen Leute (über deren Köpfe hinweg) ohne zu wissen bzw. einzubeziehen, was zukünftige Generationen sich überhaupt von der Zukunft wünschen. „Es gibt die Möglichkeit in der Telefonzelle seine Botschaft aufzunehmen, oder – so wie es junge Leute machen –, als Sprachnachricht am Handy, dem Projekt zukommen zu lassen, etwa über den QR-Code“ erklärt Virginia Schraml und betont: „Wir wollen junge Menschen in die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft einbeziehen.“ 
 

f3.jpg
Auf Besuch bei Zellen-Kollegen: Die mobile Installation wird in den nächsten Wochen an verschiedenen Orten ein- und ausgesetzt, um die Ideen junger Menschen zu sammeln / Foto: María Daniela Salgado Ochoa 


Können auch 80jährige, die sich jung fühlen, eine Sprachnachricht schicken? Virginia Schraml überlegt. „Muss nicht sein, wir haben das Gefühl, dass diejenigen die Entscheidungen treffen, eben ein bestimmtes Alter haben und dass junge Leute zu bestimmten Entscheidungen gar nicht einbezogen werden und so nicht über die eigene Zukunft mitentscheiden.“ 
Die gesammelten Audiorecordings werden im Herbst den Verantwortlichen der Jugendbehörde übergeben und man darf gespannt sein, was bis dahin in der Zelle und am Projekthandy eintrudeln wird. Von den Mitteilungen die bislang eingegangen sind, wünschen sich jedenfalls einige Teilnehmer*innen mehr Raum für Veranstaltungen für junge Leute, andere mehr Nachhaltigkeit. Ein Anrufer hat sich auch einen Ort gewünscht, wo Leute für Politiker*innen ständig Nachrichten hinterlassen können.
Dazu wäre vielleicht die visionslose Handelskammer ein kongenialer Ort. Aber auch das ist nur eine Vision.
 

vis.jpg
Stehen sie auf der Leitung? Mobile Telefonzelle als Brücke ins Zukünftige / Foto: María Daniela Salgado Ochoa