Wirtschaft | Löhne

Steigende Kosten, niedriger Lohn

Der Branchenspiegel des AFI | Arbeitsförderungsinstituts gibt Einblick in die Freuden und Leiden der Südtiroler Wirtschaftsbranchen. 
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Adobe Stock Images

Die vergangenen zweieinhalb Jahre haben eine Reihe problematischer Entwicklungen mit sich gebracht. Und doch blicken viele Arbeitnehmer der Zukunft auch optimistisch entgegen.

Positive Branchenstimmung 

Im Rahmen des diesjährigen Sommerbarometers veröffentlichte das AFI | Arbeitsförderungsinstitut wie gewohnt seinen Branchenspiegel. Dieser bildet die Stimmung der lohnabhängig Beschäftigten aus den unterschiedlichen Südtiroler Wirtschaftssektoren ab. Gemessen wird die Stimmung mit Hilfe eines Vertrauensindexes, der einen Maximalwert von +100 bis hin zu einem Minimalwert von -100 erreichen kann. Noch im Sommer waren die Arbeitnehmer aus allen Branchen zuversichtlich, dass sich die Arbeitslosigkeit in Südtirol weiter zurückbilden werde. Diesbezüglich positiv gestimmt waren vor allem Arbeitnehmer aus der Landwirtschaft (Index: +44), gefolgt von Handel (+35) und Gastgewerbe (+34). Das Schlusslicht bildete der öffentliche Sektor (+6). 

Arbeitssuche leicht gemacht

Wer derzeit auf Arbeitssuche ist, wird – im Vergleich zu den Vorjahren – schneller fündig und hat zudem ein breiteres Stellenangebot zur Verfügung als noch vor ein paar Monaten. Grund dafür ist das Problem des Fachkräftemangels, der sich quer durch (fast) alle Branchen zieht. Dieser spiegelt sich auch in den Angaben der Befragten wider, die hinsichtlich der Suche nach einem potenziellen neuen Arbeitsplatz sehr optimistisch gestimmt sind. Bis 2035 rechnet das Landesamt für Arbeitsmarktbeobachtung mit einer Arbeitskräftelücke von 20.000 bis 60.000 Personen. Grund dafür ist neben der Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation unter anderem auch der sogenannte Brain-Drain, sprich die Auswanderung qualifizierter Arbeitskräfte ins Ausland. Hier spielen vor allem höhere Verdienstmöglichkeiten eine zentrale Rolle, weshalb viele Studienabgänger Jobangebote in Österreich, Deutschland oder der Schweiz annehmen und dadurch über einen höheren Lohn verfügen.

Wer derzeit auf Arbeitssuche ist wird – im Vergleich zu den Vorjahren – schneller fündig und hat zudem ein breiteres Stellenangebot zur Verfügung, da sich das Problem des Fachkräftemangels quer durch (fast) alle Branchen zieht.


Hohe Lebenshaltungskosten bei (zu) niedrigem Lohn 

Um die verfügbare Kaufkraft von Arbeitnehmer-Familien steht es indes weniger gut: Die durch den Ukraine-Krieg zusätzlich angeheizte Inflation, die hohen Energie- und Treibstoffpreise sowie die Regierungskrise in Rom bereiten einem Großteil der Arbeitnehmer Sorgen. Grund dafür ist vor allem der Anstieg der Lebenshaltungskosten bei gleichbleibendem Lohn. Kurzum: Man verdient gleich viel, bezahlt für alltägliche Güter aber um ein Vielfaches mehr. Die Verteuerung von Lebensmitteln, Rohstoffen und Dienstleistungen sind vielen Angestellten ein Dorn im Auge, zumal das Risiko besteht, dass der Lohn nicht bis zum Monatsende reicht. Schon seit längerem versucht das AFI | Arbeitsförderungsinstitut ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die heutigen Gehälter nicht mehr mit stetig steigenden Preisen für Grundnahrungsmittel und -dienstleistungen vereinbar sind. Laut des italienischen Verbraucherverbands (Unione Nazionale Consumatori) ist Bozen die teuerste Provinzhauptstadt Italiens, gefolgt von zwei weiteren norditalienischen Zentren. Für eine Durchschnittsfamilie in Bozen betragen die jährlichen Zusatzkosten aufgrund der Preissteigerungen rund 2.163 €, jene der zweitplatzierten Stadt Piacenza mit 1.870 € fast 300 € weniger. Platz drei belegt indes die ebenfalls in der Emilia Romagna gelegene Stadt Forlì, wo für einen Haushalt jährliche Mehrausgaben von 1.789 € anfallen. 

Die Verteuerung von Lebensmitteln, Rohstoffen und Dienstleistungen sind vielen Angestellten ein Dorn im Auge, zumal das Risiko besteht, dass der Lohn nicht bis zum Monatsende reicht.

Verhaltene Aussichten 

Die AFI-Erhebung macht deutlich, dass die Erwartungen der Arbeitnehmer hinsichtlich der kommenden zwölf Monate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 15 Punkte gesunken sind. In lediglich zwei der betrachteten sieben Wirtschaftssektoren konnte das AFI einen Positivtrend erkennen: Im öffentlichen Sektor (+4) sowie im Gastgewerbe (+2). In allen anderen Branchen haben Angestellte vermehrt mit der Sorge zu kämpfen, möglicherweise mit dem eigenen Lohn nicht über die Runden zu kommen. 

Ein Artikel der freien AFI-Mitarbeiterin Karin Inama